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Gemeinderat, 23. Sitzung vom 24.05.2022, Wörtliches Protokoll  -  Seite 90 von 111

 

sehr gut, trotzdem, diesen Wunsch kann ich äußern, und ich bin gespannt, was Sie jetzt sagen.

 

Ich hoffe, dass Sie auf die Kinder und die Familien eingehen. Denn eines muss hier schon klar sein, wir reden hier, so kommt es in diesem Raum rüber, als wären es Fälle, aber hinter jedem Fall steckt ein Kind und hinter jedem Kind ist ein Leben, das anders verläuft, als es geplant war. Ich kann nur sagen, ich spreche hier aus Erfahrung in meiner Tätigkeit als Kindergärtnerin und ich weiß, wie ein sexueller Missbrauch an einem Kind aussieht und ich kann nur sagen, dadurch ändert sich das Leben jedes Kindes schlagartig. (Beifall bei der ÖVP.)

 

Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Bevor ich dem Vizebürgermeister das Wort erteile: Es ist noch Herr Kollege Stark zu Wort gemeldet. (Zwischenrufe bei den Grünen.) Wenn er nicht im Raum ist, dann verfällt seine Wortmeldung und es kommt gleich der Herr Vizebürgermeister dran, das tut mir jetzt leid.

 

So, Herr Vizebürgermeister, Sie sind am Wort.

 

18.32.01

VBgm Christoph Wiederkehr, MA|: Vielen Dank, Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Gemeinderätinnen und Gemeinderäte!

 

Ich halte es für sehr, sehr wichtig, dass wir den sehr bedauerlichen und vor allem auch tragischen Verdachtsfall des sexuellen Missbrauchs an einem Wiener städtischen Kindergarten hier diskutieren, weil wir natürlich auch ein gemeinsames Interesse nach bestmöglichem Schutz der Kinder auf körperliche Unversehrtheit teilen und dieses gemeinsame Ziel, dass Kinder gewaltfrei aufwachsen können, eine ständige gemeinsame Bemühung benötigt.

 

Darum bin ich froh, dass wir es hier diskutieren und darum ist es für mich auch selbstverständlich, dass ich, wenn die ÖVP es wünscht, einen Ausschuss einberufe, um dieses Thema auch dort zu diskutieren. Ich halte die Auseinandersetzung mit solchen Verdachtsfällen, aber auch damit, wie wir zum Schutz und im Sinne des Schutzes aller Kinder unserer Stadt unsere Bemühung noch weiter ausbauen können, für sinnvoll, dass es parlamentarisch den gemeinsamen Austausch dazu gibt. (Beifall bei NEOS und SPÖ.)

 

Meine Auffassung und mein Verständnis als zuständiger Stadtrat ist es, einerseits volle Verantwortung dafür zu tragen, dass Kinder in unserer Stadt am besten geschützt sind und vor allem auch dafür, dass sie die bestmöglichen Entwicklungschancen in den Wiener Kindergärten, städtisch oder privat, bekommen. Da wird ganz, ganz viel großartige Arbeit geleistet, vor allem von den städtischen Pädagoginnen und Pädagogen.

 

Als ich selbst Freitag vor einer Woche von diesem Verdachtsfall das erste Mal erfahren habe, habe ich mir sofort zwei Sachen gedacht: Erstens war ich persönlich von diesem Verdachtsfall extrem betroffen, so eine Situation ist vor allem für die betroffenen Kinder und Eltern, aber auch für die Pädagoginnen und Pädagogen am Standort eine Extremsituation. Ich kann mir vorstellen, dass es wohl nichts gibt, wofür man größeres Vertrauen braucht, als die eigenen Kinder anderen Menschen anzuvertrauen. Das sage ich als ein Mensch, der selber keine Kinder hat, aber ich kann das sehr, sehr gut nachvollziehen und nachempfinden. Genau dann, wenn dieses Vertrauen so stark erschüttert wird, ist es unsere Aufgabe, das Vertrauen wiederherzustellen.

 

Darum war für mich, als ich Freitag vor einer Woche von diesem Fall erfahren habe, einerseits die Betroffenheit da, zweitens habe ich mir gleich gedacht, dass in der Kommunikation vieles schlecht gelaufen ist, einerseits, weil ich persönlich ja erst damals davon erfahren habe und zweitens, weil ich gleich gesehen habe, dass auch in der Elternkommunikation vieles schlecht gelaufen ist. Es war für mich klar, dass ich mit dem Zeitpunkt, als ich davon erfahren habe, auch sofort die Verantwortung übernommen habe, um zu schauen, was ist in diesem Fall passiert und wie wir vor allem daraus für die Zukunft lernen können.

 

Also ich habe sofort, weil ich über solche Fälle informiert sein möchte, die Anweisung gegeben, mich über solche Verdachtsfälle unmittelbar zu informieren. Ich habe darüber hinaus mit der Abteilung ausgemacht, dass es einen Elternabend geben wird, um mit voller Transparenz in die Elternkommunikation zu gehen und zu schauen, wie wir Vertrauen wieder zurückholen können.

 

Drittens war es für mich klar, dass es auch einer Aufklärung bedarf, nicht einer Aufklärung durch mich mit Daumen nach oben oder unten, sondern einer Aufklärung durch eine Kommission, die sich den Prozess und die unterschiedlichen Entscheidungsschritte anschaut, und das neben der gerichtlichen Aufklärung, die natürlich im Mittelpunkt steht. Es ermittelt die Staatsanwaltschaft, wobei ich selber erfahren habe, dass das Gutachten vom ersten Verdachtsfall leider ungefähr ein Jahr gebraucht hat.

 

Die Elemente zur Aufklärung innerhalb der Stadt waren für mich einerseits, die weisungsfreie Kinder- und Jugendanwaltschaft zu beauftragen, diese Prozesse genauer anzuschauen und zweitens, natürlich die gerichtliche Untersuchung vollständig zu unterstützen. Mit dem Elternabend war für mich dann klar - mir wurde vom Elternabend berichtet, ich habe auch unterschiedliche Wünsche und Forderungen der Eltern am Tag des Elternabends dann geschickt bekommen -, dass das Vertrauen, das die Eltern zum Standort verloren haben, wiedergewonnen werden muss, um diese Aufklärung auch zu ermöglichen, denn ohne Vertrauen der Eltern in den Kindergarten und in uns als Stadt, in uns als Politik ist die Aufklärungsarbeit natürlich schwierig.

 

Darum war für mich mit dem Zeitpunkt, als ich gesehen habe, wie zerrüttet das Vertrauen der Eltern ist, selbstverständlich, dass ich die Maßnahmen einleite, von denen ich erstens überzeugt bin und zweitens auch genug Evidenz habe, dass ich sagen kann, personelle Änderungen sind notwendig und sinnvoll. Mit dem Elternabend und dem, was dort an Misskommunikation vom Standort selbst herausgekommen ist, war dann die Entscheidung für mich evident, dass die Leitung am Standort selber nicht mehr das Vertrauen mit den Eltern herstellen kann und dass man am Standort selber eine neue Leitung benötigt, und auch die Regionalleitung, die davor im intensiven Kontakt mit den Eltern war, erneuert

 

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