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Gemeinderat, 23. Sitzung vom 24.05.2022, Wörtliches Protokoll  -  Seite 97 von 111

 

bei der ÖVP.) Wien war und ist sich seiner Verantwortung in den beiden Bereichen Elementarpädagogik und Schulbereich stets bewusst, stellt auch zusätzliche Ressourcen aus dem Wiener Budget zur Verfügung - wir haben das auch in den Debatten hier schon mehrfach diskutiert -: FreizeitpädagogInnen, zusätzliche Stunden werden zur Verfügung gestellt, um die Schulen bei ihren besonderen Herausforderungen zu unterstützen. Auch im Bereich der Elementarpädagogik haben wir die Anzahl der Sprachförderkräfte aufgestockt, oder die Verdoppelung der AssistentInnenstunden von 20 auf 40 Wochenstunden pro Kindergartengruppe. Mit diesen Maßnahmen sorgen wir eben für eine spürbare Entlastung bei den Pädagoginnen und Pädagogen vor Ort und stecken auch viel in die Weiterentwicklung der Qualität in unserer ersten, so wichtigen Bildungseinrichtung.

 

Alle weiteren Vorhaben - und da zitiere ich immer meinen werten Kollegen Marcus Gremel, der immer sagt, Quantität und Qualität müssen da Hand in Hand gehen - sind festgeschrieben im gemeinsamen Regierungsübereinkommen - hier schon mehrfach debattiert. Wir setzen hier Schritt für Schritt, Hand in Hand Qualität und Quantität weiterhin für die Kinder in dieser Stadt um.

 

Zum Schluss noch einmal der Appell an den Bund, endlich aufzuspringen, die notwendigen Gelder einzusetzen und für die Bildung unserer Kinder und Jugendlichen bereitzustellen. Da meine ich sowohl den Schulbereich, weil es ja das Poststück im engeren Sinne betrifft, als eben auch den Elementarpädagogikbereich, den Kindergarten. Ich appelliere an uns alle: Arbeiten wir gemeinsam für die beste Bildung für alle Kinder und Jugendlichen in dieser Stadt und setzen wir uns auch gemeinsam im Bund für mehr Gelder in Sachen Bildung ein! Wir als Wien schreiten einmal tapfer voran, wir erweitern eine Schule und hoffen auch, dass der Bund noch weiter einlenken wird. Aber jetzt bitte ich Sie alle einmal um Zustimmung zu einem wunderbaren neuen Schulerweiterungsprojekt in Döbling. - Vielen Dank. (Beifall bei SPÖ und NEOS.)

 

Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Als nächste Rednerin zu Wort gemeldet ist Frau GRin Mag. Hungerländer. Sie sind am Wort.

 

19.20.44

GRin Mag. Caroline Hungerländer (ÖVP)|: Danke schön! Geschätzte Damen und Herren! Besonders meine geschätzte Vorrednerin!

 

Ja, es ist ein wunderbares Projekt, das uns da vorliegt und wir werden dem auch zustimmen, jedoch können Sie Schulen bauen, so viel Sie wollen, es nützt nichts, wenn dort nichts Ordentliches gelehrt werden kann, weil die Kinder den Unterricht nicht verstehen. Das ist leider die Realität!

 

Ich bin froh, dass wir jetzt endlich in diesem Rahmen über dieses Thema sprechen, denn die Anfragebeantwortung, die Kollege Zierfuß bereits erwähnt hat, sollte uns alle nicht nur zu denken geben, sondern maßlos schockieren: 80 Prozent der außerordentlichen Schüler in Wien waren 2 Jahre in Wiener Kindergärten, 60 Prozent sind in Österreich geboren, 31 Prozent haben die österreichische Staatsbürgerschaft.

 

Frau Kollegin Berger-Krotsch, wenn Sie sagen, Wien hat als diverse, internationale Stadt einen erhöhten Aufwand an Sprachförderung, Wien hat Herausforderungen auf Grund seiner Diversität, auf Grund seiner Vielfalt, dann stimmt das, aber es stimmt nicht ganz. Wien hat Herausforderungen, die Sie in der Vergangenheit nicht gelöst haben, denn wenn wir uns die Zahlen genau anschauen - 60 Prozent sind in Österreich geboren, 31 Prozent haben die Staatsbürgerschaft -, so sprechen wir nicht über die 1. Generation, die selber zugewandert ist, sondern wir sprechen hier über die 2. Generation, geschätzte Kollegin Berger-Krotsch. Wir sprechen über die 2. Generation, die mindestens 6 Jahre in Österreich ansässig war, die mindestens 1 Jahr in Wien in den Kindergarten gegangen ist und trotzdem nicht ausreichend Deutsch spricht, und das müsste uns alle erschrecken. (Beifall bei der ÖVP.)

 

Diese Sache hat tatsächlich neben der Bildungsdimension, die wir bereits abgehandelt haben, auch eine Integrationsdimension. Analysieren wir das Problem, so sehen wir zwei Faktoren. Faktor Nummer 1: Wie gesagt, wir sprechen über die 2. Generation, das bedeutet, da muss es Eltern geben, die ihrerseits schon sehr, sehr lange in Wien leben, die ihrerseits in 31 Prozent der Fälle bereits die Staatsbürgerschaft haben, denn ich erinnere Sie daran: Ein Kind bekommt dann die Staatsbürgerschaft, wenn sie mindestens ein Elternteil hat. Von 31 Prozent hat zumindest ein Elternteil die österreichische Staatsbürgerschaft und ist trotzdem nicht in der Lage oder nicht willens, die deutschen Sprachkenntnisse weiterzugeben.

 

Wir können also destillieren: Es gibt ein Problem, ein irgendwie geartetes Problem mit den Eltern. Ist das nun die mangelnde Fähigkeit, die eigene Integrationsleistung, die eigenen Deutschkenntnisse weiterzugeben, oder ist es der mangelnde Wille? - Ich glaube, es sind beide Punkte, die sehr eng zusammenhängen. Ja, wir glauben, dass die Eltern in diesen Fällen ihrer Verantwortung, ihre Kinder auf ein Leben im deutschsprachigen Österreich vorzubereiten, nicht nachkommen. Das ist ein riesiges Problem, für uns als Gesellschaft in erster Linie, aber noch viel mehr für die betroffenen Kinder.

 

Wir haben in diesem Zusammenhang von einer somalischen Familie erzählt - das ist kein erfundenes Beispiel, das ist ein Beispiel aus meinem Wahlbezirk. Eine Familie wird von unseren Parteimitgliedern betreut, und zwar seit 2015, seitdem sie in Wien leben. Die Familie hat vier Kinder, das erste Kind ist in der Türkei im Flüchtlingslager geboren, die anderen drei Kinder bereits in Wien. Alle Kinder sind in Wien in den Kindergarten gegangen, das älteste Kind ist jetzt in die Volksschule gekommen. Das älteste Kind ist ein außerordentlicher Schüler - warum? -, weil dieses Kind nicht ausreichend Deutsch spricht. Ich möchte jetzt nicht die ewige Leier anzetteln, was das für ein riesiges Integrationsproblem für unsere Stadt ist, ich möchte Sie vor das Gedankenexperiment stellen: Was passiert mit diesem Kind weiter? - Ein Kind, das sechs Jahre in Österreich lebt und nicht ausreichend Deutsch spricht, um dem Volksschulunterricht zu folgen, welche Chancen hat denn dieser

 

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