Gemeinderat, 26. Sitzung vom 21.09.2022, Wörtliches Protokoll - Seite 67 von 133
ich diese Fragen stelle, weil ich zum Beispiel auf Twitter so eine Frage gestellt habe. Es war echt mühsam, weil man echt Fakten sammeln wollte. Die Aussage, die ich am öftesten gehört habe, war dann: Ja, wieso fragst du, wir haben doch eh gesagt, dass alles in Ordnung ist.
Zum Thema Kommunikation lassen ich es jetzt einmal so stehen, aber nein, ich wollte noch etwas Positives sagen. Es wurde öfters gesagt, dass Herr Margulies und ich bei der Wien Energie waren. Und da muss ich sagen, da muss ich auch Herrn Taucher recht geben, es war wichtig, dass wir dort waren, ganz wichtig, dass wir dort waren. Ich habe in diesen drei Stunden wirklich viele Informationen bekommen. Wir hatten die Möglichkeit, dass wir sogar zu zweit, ich glaube, noch eine Stunde mit der Geschäftsleitung und mit dem Aufsichtsrat sitzen geblieben sind, und alles, was ich weiß, vieles, was ich weiß, habe ich in diesem Moment erfahren. Es war natürlich auch ganz wichtig, dass wir Einblick in die Handelsräume hatten, um zu sehen, was da wirklich läuft.
Noch etwas Positives, mein Klubobmann hat es heute schon gesagt, aber es ist so toll und so positiv, dass ich das gerne noch einmal wiederholen möchte: den Tweet vom Bürgermeister vor zwei Tagen zum Thema Amtsgeheimnis, Transparenz und Informationsfreiheitsgesetz. Ich wiederhole noch einmal: „Eine liberale Demokratie zeichnet sich auch dadurch aus, dass BürgerInnen Auskunft darüber verlangen können, welche Informationen in Behörden zu einem bestimmten Sachverhalt vorliegen.“ Das kann ich nur unterstreichen und ich hoffe, dass das jetzt auch für zukünftige Dinge gilt, wenn wir Fragen stellen. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Der dritte und vielleicht wichtigste Punkt in diesem Zusammenhang ist der Handel und die Energiebeschaffung und was an diesem Schwarzen Freitag wirklich passiert ist. Um das vielleicht besser zu verstehen und damit man ein besseres Gefühl hat, erlauben Sie mir, dass ich vielleicht ganz kurz aushole. Die Stadt Wien verbraucht am Tag zirka 15.000 Megawattstunden Strom. Das sind im Jahr, Daumen mal Pi, 6 Terawattstunden Strom. Annähernd gleich viel wird produziert, in Wahrheit sogar ein bisschen mehr. Was man aber auch wissen muss, ist, dass sehr wenig im Bereich Alternativenergie oder Wasserkraft in Wien produziert wird. Wir haben de facto kein Wasserkraftwerk, auch das Kraftwerk Freudenau gehört dem Verbund. Es gibt zwei, drei kleine Wasserkraftwerke in der Steiermark, und es gibt, glaube ich, in Simmering so ein Abwasser…, aber de facto, und das ist wichtig zu verstehen, wird in Wien fast der ganze Strom hauptsächlich gemeinsam mit Wärme produziert, also in sogenannten Kraft-Wärme-Koppelungen, die ungefähr zehn Einheiten Gas produzieren und dann vier bis fünf Einheiten Strom. (GR Dr. Kurt Stürzenbecher: Öl ist da auch dabei!)
Das heißt, das muss man wissen, dieselbe Menge, aber immer in Verbindung mit Gas, im Unterschied zu anderen Landesenergieversorgern. Was man auch wissen muss: Dass natürlich im Winter, wenn die Fernwärme läuft, also wenn diese Kraft-Wärme-Koppelungen laufen, wir besonders viel Strom produzieren, ungefähr das Doppelte, also in besten Zeiten zirka 30.000 Megawattstunden, im Sommer, und lassen wir jetzt die Alternativenergieanlagen weg, fast nichts.
Was noch dazukommt, und das wisst ihr auch alle, man kann natürlich Strom nicht speichern, also direkt schon gar nicht, ich kann ja Strom nicht irgendwo auf ein Lager legen. Ich kann ihn indirekt speichern, indem ich zum Beispiel Pumpkraftwerke habe oder, Wasserstoff wird jetzt immer mehr in, dass ich eine indirekte Speicherung für Strom verwende. De facto aber muss ich den Strom in dem Moment verbrauchen, in dem ich ihn da habe, und ich kann Strom eben nicht speichern. Es ist also auch logisch, dass überschüssige Stromproduktion irgendwo verkauft werden muss beziehungsweise, wenn ich den Strom nicht habe, ihn irgendwo kaufe, immer jene Menge, die ich in dem Moment gerade brauche. Damit es noch komplizierter wird, müsst ihr euch das so vorstellen, dass natürlich die Grobplanung ungefähr ein Jahr im Voraus passiert, dann schaut man einmal, eine Monatsplanung, eine Wochenplanung, und dann gibt es eine Tagesplanung. So wie bei einem Holzschnitzer, der am Anfang sehr grob mit einer Säge arbeitet, und dann immer feiner wird, so geht es dann schon runter zum Tag. Beim Tag ist zum Beispiel schon wichtig, dass ich weiß, was am nächsten Tag im Fernsehprogramm spielt. Wenn es eine Fußball-Weltmeisterschaft ist, dann ist es natürlich ein anderer Stromverbrauch, weil die Leute mehr zu Hause sind, und auch das Wetter ist logischerweise ganz, ganz wichtig.
Damit es wirklich kompliziert wird, gibt es sogar jemanden in dem Handelsraum, der in einem Viertelstundentakt handelt. In einem Viertelstundentakt! Das heißt, man schaut auf die Prognosen von gestern, und dann wird mit ganz feinem Schmirgelpapier, wenn ich wieder das Bild vom Holzschnitzer nehme, im Viertelstundentakt noch einmal feinjustiert.
Da kann es natürlich passieren, dass zum Beispiel eine Gewitterwolke entsteht, die nicht prognostiziert war, und natürlich muss der dann ganz anders agieren. Das heißt, er muss Kraftwerke abschalten, dazuschalten oder Strom an der Börse kaufen, was auch immer man dann tut, aber man muss agieren. Es reicht oft, wenn Wolken über die Stadt drüberziehen, dass sie halt weniger Strom aus Photovoltaik haben.
Dazu gibt es jetzt drei Möglichkeiten. Also was können Energieversorger tun? Erstens, sie können den Strom am Spot-Markt kaufen, das bedeutet, im tagtäglichen Handel. Das heißt, tagtäglich, was auch bei dieser Viertelstundentaktung passiert. Ich kaufe den Storm zum jetzt aktuellen Börsenpreis, oder ich verkaufe den Strom zum jetzt aktuellen Börsenpreis, wenn ich zu viel habe. Übrigens, es kann auch passieren, dass so viel Strom am Markt ist, dass ich Geld bekomme, wenn ich keinen Strom produziere. Auch das ist möglich, um das jetzt noch ein bisschen komplizierter zu machen, aber die erste Möglichkeit ist: Spot-Markt, tagesaktuell.
Die zweite Möglichkeit ist das schon oft erwähnte OTC-Geschäft. Ein OTC-Geschäft ist eigentlich nichts anderes, als dass sich zwei Partner treffen und sagen: Ich habe etwas, was du brauchst, wir können uns das ausmachen, ich verkaufe dir eine Terrawattstunde Strom
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