Gemeinderat, 29. Sitzung vom 18.10.2022, Wörtliches Protokoll - Seite 13 von 103
VBgm Christoph Wiederkehr, MA: Sehr gerne. Es ist abhängig davon, was die Herausforderungen am einzelnen Schulstandort sind. Wenn ein Schulstandort zum Beispiel berichtet, dass die Fluktuation der Lehrkräfte zu stark ist, wird man sich damit beschäftigen müssen, wie das Schulklima ist, wie die Zusammenarbeit Direktion mit Lehrerinnen und Lehrern ist, was die Herausforderung für das Lehrpersonal ist.
Ein anderes Beispiel: Wenn es zu viele Fehltage der Kinder gibt, wird man beim Klassenverband ansetzen und fragen müssen, warum die Kinder nicht mehr zur Schule gehen wollen. Was sind die Herausforderungen, was ist der Hintergrund der Eltern, wie funktioniert die Elternarbeit?
Das Ziel des Projektes ist, sehr individuell und spezifisch darauf einzugehen, was denn die Herausforderungen am Schulstandort sind und dann auch gemeinsame Ziele zu setzen. Die können im Klassenverband mit den Schülerinnen und Schülern sein. Solche Klassenvereinbarungen halte ich für ein sehr, sehr gutes Instrument. Wenn sich alle auf ein gemeinsames Ziel committen, dann ist es meistens viel, viel stärker, als wenn es von oben vorgegeben wird. Es gilt aber auch, Ziele mit den Schulen zu definieren, nämlich: Wo gibt es Herausforderungen, wo müssen wir besser werden? Und dann abgeleitet davon: Wie schaffen wir es, durch unterschiedliche Unterstützungsmaßnahmen die Ziele zu erreichen?
Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 5. Zusatzfrage kommt von der FPÖ. Herr GR Berger, bitte.
GR Stefan Berger (FPÖ): Guten Morgen, Herr Stadtrat!
Ich muss Sie zum einen einmal loben. Sie sind wirklich ein Musterschüler, wenn es darum geht, irgendwelche Papierln zu zelebrieren, ein offensichtlich ganz guter Theoretiker, allerdings wirklich ein Problemschüler, wenn es um die Umsetzung geht. Was Sie hier seit zwei Jahren, seit Sie in der Stadtregierung sind, versprechen und was sich tatsächlich in den Wiener Schulen abspielt, hat mit der Realität relativ wenig zu tun. Wenn Sie dann einmal eine Frage beantworten müssen, die nicht in Ihren vorbereiteten Unterlagen steht, dann weichen Sie aus, schwimmen Sie. Das haben sich die Schülerinnen und Schüler in dieser Stadt nicht verdient.
Wir sehen immer wieder insbesondere im Bildungsbereich sowohl von Ihnen als auch von Ihren Mandataren von der anderen Regierungsfraktion: Da werden Schlagworte gedroschen, Wiener Bildungsversprechen, Wiener Bildungschancen. Da gibt es jetzt auf einmal Schulentwicklungs-Coaches, wenn offensichtlich Direktoren nicht imstande sind, eine Schule zu leiten. Das sagt auch sehr viel darüber aus, wie viel Vertrauen Sie in Ihr eigenes Personal haben.
Stichwort Personal: Sie sind uns noch eine Antwort schuldig. Wir haben gerade vorhin gehört, dass es offensichtlich in Wien noch immer zumindest zwölf Volksschulklassen ohne fix zugeordneten Pädagogen gibt. Wir haben jetzt mittlerweile Mitte, Ende Oktober, das Schuljahr rennt seit 1,5 Monaten. Sie waren auch in den vergangenen Fragestunden nicht wirklich imstande, hier konkrete Aussagen zu machen, deshalb: Wie schaut es hinsichtlich Personal aus? Stimmen diese Angaben, die ja offensichtlich aus internem Schriftverkehr zu Tage gebracht wurden? Wie schaut es generell mit der Personalrekrutierung für das pädagogische Personal aus?
Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Stadtrat, bitte.
VBgm Christoph Wiederkehr, MA: Ich habe eine andere Perspektive auf die Rolle der Direktionen als Sie, nämlich dass wir ... (GR Mag. Dietbert Kowarik: Sie sollen Antworten geben! Das ist eine Fragestunde!) - Genau, und ich definiere, dass ich auf diese Frage wie folgt antworte, nämlich, dass die Direktionen aus meiner Sicht extreme Herausforderungen haben und dabei eine Unterstützung benötigen, die wir ihnen auch in diesem Schulentwicklungsprojekt geben wollen, um die Direktionen zu stärken, denn die Herausforderungen im Schulbereich sind sehr vielfassend und sehr umfangreich. Eine dieser Herausforderungen ist der Personalmangel, den wir bundesweit haben.
Bei der letzten Fragestunde habe ich sehr klare und genaue Zahlen auf den Tisch gelegt, wie es mit der Personalsituation aussieht. Es wird auch morgen wieder Thema sein, wo ich sehr genau darauf eingehen werde, wo die großen Herausforderungen im Personalbereich sind. Ich kann aber sehr gerne auf Ihre Frage auch dahin gehend antworten, dass wir schon viele Maßnahmen gesetzt haben, um im Personal-Recruiting noch besser zu werden. Früher war es einfach so, es gab genug Lehrkräfte, es gab eine lange Warteliste in allen Bundesländern und es hat gereicht, dass man ein Mal im Jahr vor dem Sommer ein Bewerbungsfenster aufmacht. Dann hatte man nach dem Sommer genug Lehrkräfte.
Dieses System funktioniert nicht mehr, weil wir in vielen Fächern durch unterschiedliche Gründe einen Lehrkräftemangel haben, Pensionierungswelle, ein Drittel der Lehrkräfte beginnt nur noch Teilzeit. Dementsprechend braucht es eine andere Herangehensweise, um Lehrkräfte auch unterjährig zu finden. Darum wird dieser Prozess nie mehr abgeschlossen sein. Zu welchem Stichtag wie viele Lehrkräfte wo fehlen, verändert sich von Tag zu Tag. Ich werde gerne morgen die Daten vom morgigen Tag präsentieren.
Was wir bisher gemacht haben, um dieser Herausforderungen Herr zu werden, ist, einen ganzjährigen Bewerbungsprozess zu implementieren. Es gibt jetzt mehrere Bewerbungsfenster, wo die Schulen einmelden können, welche Lehrkräfte sie noch benötigen. Es gibt eine ganzjährige Möglichkeit, die Bewerbung abzugeben, und in den Bewerbungsfenstern findet dann die Zuteilung Schule zu Lehrkraft statt. Das ist eine Veränderung, die notwendig war, um diesem Lehrkräftemangel zu begegnen.
Es wird darüber hinaus aber viele andere Maßnahmen benötigen, wobei ich Ihnen aber ganz klar sage, wo die Verantwortung nicht auf Gemeinde- und Landesebene liegt, nämlich die Fortbildungsfrage, die Ausbildungsfrage, die Quereinstiegsfrage. Das sind ganz viele Themen, wo es eine gute Kooperation mit dem Bildungsministerium braucht, das hier gefordert ist, neue Initiativen zu setzen, um dem Lehrkräftemangel zu begegnen, den
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