Gemeinderat, 29. Sitzung vom 18.10.2022, Wörtliches Protokoll - Seite 52 von 103
GRin Veronika Matiasek (FPÖ): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Frau Stadträtin! Sehr geehrte Damen und Herren!
Vor uns liegt der Förderantrag für vier Jahre, von 2023 bis 2026, wie schon von der Frau Vorsitzenden erwähnt, und über einen Gesamtbetrag von 42,8 Millionen EUR für die Förderung der Wiener Festwochen Ges.m.b.H. Es ist, glaube ich, von unserer Seite das erste Mal, dass wir der Förderung der Wiener Festwochen unsere Zustimmung nicht geben, und ich möchte gerne erklären, warum.
In Zeiten wie diesen ist, glaube ich, eine Förderung in dieser Summe und über diesen Zeitraum nicht verantwortungsvoll. Wir wissen nicht, wie sich die Dinge entwickeln. Wir haben heute schon etwa auf Grund der Energiekosten in vielen Häusern Probleme, wir wissen nicht, wie sich die Spielmöglichkeit im Jahr 2025 oder 2026 entwickeln wird. Ich glaube daher, dass es nicht richtig ist, gleich vorab für vier Jahre diesen Betrag zu genehmigen, sondern man muss sich die Dinge in diesem Fall auch ein bissel im Einzelnen anschauen. Und wenn man immer damit argumentiert, dass die Planungssicherheit gewährleistet sein muss: Nun ja, wir haben heute in einem anderen Ressort, nämlich bei der Bildung, gehört, dass es Wiener Musikschulen durchaus zumutbar ist, mit einer Einjahresplanung auszukommen - die haben es wahrscheinlich viel schwerer als eine Institution wie die Wiener Festwochen.
Sehr geehrte Damen und Herren, für uns ist vollkommen klar, die Wiener Festwochen als solches sind ein Höhepunkt im Wiener Kulturkalender, gar keine Frage, aber unter den derzeitigen Voraussetzungen, bei diesen Entwicklungen und weil in der nächsten Zeit sehr vieles eingeschränkt wird, können wir heute nicht sagen, wie viel in drei oder vier Jahren überhaupt in welchem Ausmaß bespielbar sein wird. Dass man dann stur sozusagen seinen Jahresbetrag hat, das, glaube ich, müsste man doch jeweils in Etappen beleuchten, zumindest in einem Zweijahresrhythmus. Es gibt jetzt - am 21. Oktober läuft sie ab - die Ausschreibung für die neue Intendanz ab 2025. Es ist natürlich auch die Frage, in welche Richtung die Festwochen gehen sollen. Wir sagen in erster Linie, die Wiener Festwochen sollen vor allem eine Freude und ein Anreiz für das Wiener Publikum sein, gar keine Frage, sie sollen natürlich auch international Aufmerksamkeit erregen, und sie sollen auch interessant und besuchbar sein für die vielen Gäste, die sich zum Zeitpunkt der Wiener Festwochen in Wien befinden.
Ein bekannter Kulturkritiker hat ein bissel so resümiert - rückblickend auf die Festwochen 2022 -: Sie waren schon besser, aber sie waren auch schon schlechter. - Sie waren also schon besser, aber auch schon schlechter, wie immer man das auch bezeichnen will, es bleibt sich beim Gleichen. Er hat ein bisschen eine Mittelmäßigkeit hier diagnostiziert, das hat schon seine Berechtigung. Sie waren ganz gut ausgelastet, das kann man auch sagen, aber wir müssen uns schon auch fragen, in welche Richtung sie marschieren sollen.
Ich weiß, Frau Stadträtin, Sie sagen, die Jury wird das befinden, wenn sie die vielen, oder vielleicht auch nicht vielen, wir wissen es ja nicht, Bewerbungen zur Intendanz ab 2025 bekommt. Ich glaube, ein bisschen Pepp könnte manchmal nicht fehlen. (Amtsf. StRin Mag. Veronica Kaup-Hasler: Corona!) Ich glaube, das, was wir erwartet haben, ist nicht eingetreten, und, wie gesagt, für uns ist es ganz wichtig, dass die Wiener Festwochen eine Wiener Institution sind. Auch wenn natürlich im Kulturbereich immer ein internationaler Einfluss besteht und auch immer bestanden hat, so soll doch gezeigt werden, dass diese Festwochen Höhepunkt des Wiener Kulturjahres oder einer der Höhepunkte des Wiener Kulturjahres sind.
42,8 Millionen EUR für 4 Jahre jetzt schon unter diesen Voraussetzungen zu genehmigen, ist aus unserer Sicht, wie gesagt, nicht verantwortungsvoll, und daher werden wir diesmal zum ersten Mal diese Förderung ablehnen. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Als Nächster zu Wort gemeldet ist GR Eppinger. Ich erteile es ihm.
GR Peter L. Eppinger (ÖVP): Wer braucht noch die Wiener Festwochen? Liebe Wienerinnen! Liebe Wiener! Liebe Steuerzahler! Liebe Steuerzahlerinnen! Liebe Frau Stadträtin! Liebe Kollegen und Kolleginnen! Lieber Gerhard! Lieber Herr Vorsitzender! Einen schönen Nachmittag hier im Wiener Gemeinderat! Lieber Christoph! Lieber Ernst! Die zwei sind tatsächlich online dabei und interessieren sich dafür, was im Gemeinderat oder in Wien passiert. Ich freue mich, wenn dieser Onlinestream tatsächlich auch immer wieder außerhalb der Büros hier im Rathaus genutzt wird.
Wer braucht noch die Wiener Festwochen? Die Stadtregierung agiert hier nach einem sehr bekannten Prinzip: Weitergehen, weitergehen, es gibt hier nichts zu sehen! - Dabei gibt es hier echt viel zu sehen, nämlich eine traurige, einst sehr große Geschichte. Ich werde sie jetzt in den nächsten zehn Minuten hier darlegen, und zwar mit Zahlen, Daten und Fakten.
Die Wiener Festwochen oder besser gesagt, die Wiener Fastenwochen, wie ich sie nenne, haben im Laufe der letzten Jahre derart abgespeckt, dass sie leider kaum mehr sichtbar sind. (Amtsf. StRin Mag. Veronica Kaup-Hasler: Corona!) Vom einstigen Schwergewicht sind sie zum Leichtgewicht geworden. Früher war das einmal das große Fest in Wien, unübersehbar, an vielen Ecken, an vielen Straßen, an vielen Plätzen. Kaum war das Programm da, musste man das haben, hat man sich die besten Acts, die besten Events, die besten Locations angestrichen. Rainhard Fendrich am Rathausplatz, Falco am Rathausplatz vor 50.000 Menschen, Jubel und unüberhörbares Gegröle, Mitgesinge bis weit hinaus nach Ottakring am Wilhelminenberg. Es war ein Auftakt wie bei einem Fünf-Gänge-Menü in einem Restaurant, wo man sich nach dem Gruß aus der Küche dann schon auf Weiteres gefreut hat, auch auf Unbekanntes, denn dafür sind die Wiener Festwochen ja auch da.
Heute sind die großen Namen Mangelware, das Unbekannte ist Programm. Um Ihnen weiter ehrlich zu berichten: Die Band Bilderbuch, die der eine oder andere auch abseits der Ö3-Bubble vielleicht kennt, wurde heuer
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