Gemeinderat, 29. Sitzung vom 18.10.2022, Wörtliches Protokoll - Seite 53 von 103
zur Eröffnung engagiert. Ein kleiner, heller leuchtender Funke für ein Lagerfeuer, doch offenbar hat niemand daran gedacht, dass man weiteres Holz braucht, um nachzulegen, um richtig großes Feuer zu entfachen. Das Gegenteil ist der Fall.
Wir lassen jetzt einfach einmal die Zahlen sprechen: Knapp 35.000 Karten wurden aufgelegt, 10,7 Millionen EUR an Förderung der Stadt ausbezahlt. Diese Summe bekommen die Wiener Festwochen jedes Jahr, auch schon 2017, bei 41.500 aufgelegten Karten fast 11 Millionen EUR Förderung. Es gab auch schon 2015 bei 51.570 aufgelegten Karten fast 11 Millionen EUR Förderung. Es gab auch schon 2014 bei 53.070 Karten fast 11 Millionen EUR Förderung. Sie merken, auch schon viele Jahre vor der Pandemie wurde das Kartenangebot immer wieder deutlich zurückgefahren, aber gleichzeitig immer wieder die 11 Millionen EUR, logo, einfach überwiesen - gleich viel Geld für deutlich weniger Angebot. Um das nochmals in Klarheit zu verdeutlichen: 11 Millionen EUR Jahr für Jahr, alleine in 8 Jahren 20.000 Karten weniger im Angebot. Das alleine würde ja schon reichen, dass man vom Kopfschütteln ein Schleudertrauma bekommt.
Liebe Wienerinnen und Wiener, die Geschichte geht weiter: 83 Prozent Auslastung - Kollegin Matiasek hat es angesprochen -, das ist die Zahl, die die Frau Stadträtin gerne in den Medien liest. Wir kommen zum Marktgleichgewicht, ich nehme Sie gerne mit auf die Reise. Im besten Fall stimmen also beim Marktgleichgewicht Angebot und Nachfrage überein. Frau Stadträtin macht, logo, eine einfache Rechnung: Wie viele Karten wurden aufgelegt? Gerechnet mit den ausgegebenen 29.000 ergibt das eine Auslastung von 83 Prozent. - Hurra! Wir feiern uns wieder. Die Frau Stadträtin ist logischerweise geschickt und kennt das politische Spiel, sie spricht bewusst von ausgegebenen Karten, nicht von verkauften. Da sieht die Rechnung anders aus. Ich lade Sie, liebe Wienerinnen und Wiener, für die ich hier hauptsächlich spreche, jetzt einmal ein, mit mir diese Rechnung zu machen. Wir haben alle Fragen für Sie, alle Daten, alle Zahlen im Rathaus erfragt, denn diese Zahlen bekommen die Wiener und Wienerinnen natürlich nur auf Nachfrage.
Zur Erinnerung: 35.000 Karten wurden aufgelegt. Zum Vollpreis wurden 15.104 Karten verkauft, also weniger als die Hälfte der aufgelegten Karten. Freikarten gab es 3.663, das sind 12,5 Prozent. Damit wir uns richtig verstehen: Es ist gut, dass Menschen, die sich das nicht leisten können, natürlich auch Karten für ein Festival wie die Wiener Festwochen bekommen, zum Beispiel jene, die das Abo „Hunger auf Kunst und Kultur“, den Kulturpass, den es da gibt, haben. Das geht völlig in Ordnung. 3.663: Sind die Inhaber tatsächlich all jene, die es sich nicht leisten können? Wie viele Karten haben da Polizei-, Behörden-, Medienvertreter bekommen? Ich weiß, wie strikt die Wiener Festwochen bei der Vergabe der Freikarten sind, da bekommt man als Medienvertreter höchstens eine, in ganz extremen Ausnahmen eine zweite dazu. Also wie viele waren es tatsächlich? - Wir tappen weiter im Dunkeln. Von welcher echten Auslastung sprechen wir?
Es kommt aber gleich die nächste Zahl, auch diese ist bemerkenswert. Zur Erinnerung: 35.000 Karten wurden aufgelegt. Zum Vollpreis wurden 15.104 Karten verkauft, zu einem reduzierten Preis 10.458, etwa ein Drittel der Karten - dermaßen viele Karten. Warum haben es die Wiener Festwochen notwendig, so viele Karten - 10.458 - derart zu, nennen wir es einmal so, verschleudern? - Weil das Programm so gut ist, wie Sie ja immer hier sagen? Warum ist es noch notwendig? Diese traurige Geschichte der Wiener Festwochen füllt noch viele Kapitel. Die ersten habe ich Ihnen klar und transparent offengelegt. Wer nähere Details dazu haben möchte, kann mir gerne schreiben. Ich schicke Ihnen das auch gerne zu, das ist jetzt auch im Internet offen abrufbar: peter.eppinger@oevp.at - schreiben Sie mir, ich teile diese Zahlen gerne mit Ihnen! (Beifall bei der ÖVP.)
So, jetzt kennen wir alle auch hier im Gemeinderat - es wird für die Kollegen der SPÖ und für die Kulturstadträtin keine Überraschung sein - all diese Zahlen. Was passiert jetzt, wo wir das hier im Gemeinderat offen ausgesprochen haben? Für gewöhnlich, das weiß ich jetzt auch nach zwei Jahren als Politiker hier, wird man uns im Haus, ähnlich wie beim Volkstheater, die so oft vor spärlich gefüllten Rängen spielen, von einer sensationellen Auslastung erzählen: „Ich bin nicht unzufrieden damit, ist Ihnen die Pandemie entgangen, Herr Eppinger?“ (GR Jörg Neumayer, MA - erheitert -: Nein!) Oder auch: „Ich würde mir wünschen, dass wir alle die Anstrengungen würdigen!“ - Alles schon so gehört, alles schon so gelesen. Es wird also persönlich. (Zwischenruf von GRin Dr. Claudia Laschan.) Man setzt sich lieber mit mir als Person auseinander als mit der Kritik, als mit den Fakten, die ich Ihnen, uns allen jetzt hier offen dargelegt habe. Die Aktie der Wiener Festwochen verliert schon seit Jahren massiv an Wert, zuletzt wie beim Bitcoin steil und schnell bergab, also: Wer braucht noch die Wiener Festwochen? Derzeit sind die nirgendwo im Irgendwo. Es ist wie ein Relikt aus vergangenen Tagen. Ich weiß, Sie kennen sie sicher alle aus der Stadt, die Telefonzellen, die alle nur herumstehen. Es gibt sie noch, nur, wann haben Sie zuletzt jemanden drinnen gesehen? Man stellt sich da hinein, wenn es regnet. (Zwischenruf von GR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM.) Ja, und bald wird es sie nicht mehr geben, du hast recht, Markus. Ja, und dieses Schicksal wird vielleicht auch den Wiener Festwochen blühen. Man wird uns weiterhin erzählen, ähnlich wie beim Volkstheater, dass es alles nur der Pandemie geschuldet ist, und weiterhin die Fakten ignorieren.
Liebe Wienerinnen und Wiener, weil Sie mit mir dieses Spiel durchschauen, sprechen wir das auch deutlich aus. Mit großer Anstrengung haben sich zum Beispiel die Salzburger Festspiele heuer 96 Prozent Auslastung erspielt, 31 Millionen EUR eingenommen, die sind wieder auf Vor-Corona-Niveau. Die Staatsoper freut sich, letzte bekannte Zahlen: über 94 Prozent Auslastung. Theater im Park, aus der Corona-Not gegründet, wird in diesem Sommer an die 150.000 Besucher gehabt haben. Neue
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