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Gemeinderat, 30. Sitzung vom 24.11.2022, Wörtliches Protokoll  -  Seite 35 von 109

 

zu stellen und zu gewährleisten. Ziel ist natürlich, die Gewalttätigkeit nachhaltig zu beenden. Wir finden auch wichtig, dass es diese überinstitutionelle Zusammenarbeit zwischen den Opferschutzeinrichtungen der Männerberatung und den Familien- und Jugendstellen gibt, und deswegen haben wir das eingebracht, weil es ja doch einiges zu sagen gibt in der Hinsicht.

 

Die Wiener Interventionsstelle betreute zum Beispiel 2021 6.494 Personen, die von Gewalt und Stalking betroffen waren. 82 Prozent der Opfer waren weiblich und 90 Prozent der Gefährder männlich. Häufig sind auch die Kinder davon betroffen, was ganz besonders heftig ist, denn wir wissen, dass diese Form der Gewalt sehr, sehr lange und nachhaltig traumatisiert und die Menschen, die damit aufwachsen, natürlich auch extrem prägt. Im Jahr 2021 betreute die Wiener Interventionsstelle gegen Gewalt in der Familie 810 Kinder und Jugendliche, die direkt von Gewalt betroffen waren, und 5.135 Kinder und Jugendliche, die ZeugInnen von häuslicher Gewalt wurden. Die Gewalt in der Familie kommt ganz, ganz oft vor im Beratungskontext und deswegen ist es auch wichtig, diese opferschutzorientierte Täterarbeit überall einzuführen und vernetzt zu arbeiten. (VBgm.in Kathrin Gaál: Machen wir eh!) Ich weiß, dass Wien auch hier schon einiges macht, aber es wäre doch wichtig, genau dieses eine Projekt, das die Frauenhäuser in der Steiermark eingeführt haben, eben in diesem Familienkontext diese opferschutzorientierte Täterarbeit über die Grenzen der Institution hinaus zu machen, auch für Wien umzusetzen.

 

Ich möchte noch etwas zum ÖVP-Antrag sagen, der dann kommt, zur Unterstützung der „Orange the World“-Kampagne der Stadt Wien: Da sind wir dafür. Wir haben das letztes Jahr auch schon eingebracht und stimmen dem Antrag natürlich auch gerne zu.

 

Zuletzt möchte ich mich auf jeden Fall noch für die konstruktive Zusammenarbeit bedanken, vor allen Dingen auch im Ausschuss, was das Thema Gewaltschutz in Wien betrifft. Und ja, zusammen für ein gewaltfreies und selbstbestimmtes Wien! Danke. (Beifall bei den GRÜNEN und von GRin Mag. Dolores Bakos, BA.)

 

Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Als nächste Rednerin zu Wort gemeldet ist Frau GRin Keri. Sie sind am Wort.

 

12.21.09

GRin Sabine Keri (ÖVP)|: Vielen Dank, sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Frau Stadträtin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

 

Ich habe sehr aufmerksam zugehört, worüber hier gesprochen wurde, und es wurde besonders von den GRÜNEN der Zusammenhalt von allen Parteien gefordert, wenn es um das Thema Gewalt gegen Mädchen und Frauen geht. Wenn wir das machen, dann müssen wir aber auch der Wahrheit ins Gesicht schauen. Wenn wir sagen, wir wollen gemeinsam, und zwar Schulter an Schulter, dafür eintreten, dass jedes Mädchen und jede Frau in Wien gewaltfrei leben können, dann müssen wir auch den Mut haben, hinzuschauen und zu sagen, wer die Täter sind. Wir haben, und das ist einfach so, die letzten aktuellen Vorfälle am Praterstern, die zwei Mädchen, die neulich vergewaltigt wurden, die Vergewaltigung in Liesing, die Vergewaltigung in Favoriten: Das waren Syrer, Afghanen, Iraker. Da müssen wir uns auch hinstellen und einmal sagen: Was läuft denn da schief? Warum sind diese Männer gewaltbereit, und was muss die Stadt Wien machen (GR Mag. Dietbert Kowarik: Ja, abschieben!), damit Integration endlich klappt, nämlich auch soweit, dass Gewalt dort kein Thema ist und dass Frauen sicher leben können? (Beifall bei der ÖVP.)

 

Frau Spielmann, auch wenn Sie es unserer Frauenministerin Raab jedes Mal vorwerfen, dass sie sagt, dass sie keine Feministin ist, im Sinne der Selbstbestimmung, für die Sie genauso eintreten wie wir, haben wir nicht das Recht, einer Frau vorzugeben, ob sie sich als Feministin bezeichnet oder nicht. Wofür sie sich einsetzt, ist die Gleichberechtigung von Mann und Frau, und das ist, was wichtig ist. (Beifall bei der ÖVP. - GR Mag. Dietbert Kowarik: Das tut sie nicht, das sagt sie nur!)

 

Ich möchte gerne auch auf die Frauenumfrage zu sprechen kommen, die wirklich viel Potenzial hat, dass wir als Stadt gemeinsam daran arbeiten. Es sind ja 15.500 Frauen befragt worden, 77.000 Antworten hat es gegeben. Ich habe mir die Umfrage durchgelesen und habe mir auch die Pressearbeit genau angeschaut, nämlich worüber denn berichtet worden ist. Wir haben es ja auch heute gehört: Mehr Zeit, mehr Raum, mehr Chancen, die Aufteilung der Arbeitszeit, die Kinderbetreuung, die Berufstätigkeit, dann hatten wir auch natürlich das Thema Gewalt im häuslichen, privaten Bereich. Was aber kein Thema war und was aber ein Spitzenreiterthema bei der Umfrage war, ist die Sicherheit im öffentlichen Bereich. Und da muss ich mich fragen: Warum nicht? Warum habe ich das bei keiner einzigen Aussendung gelesen, warum ist es in der Zusammenfassung nur ganz kurz beschrieben? Es ist das Spitzenreiterthema, das sehen wir auch, und das wird auch immer wieder so in der Umfrage beschrieben. Wenn ich mir den ersten Maßnahmenkatalog anschaue, warum ist das nicht berücksichtigt? Ich schaue jetzt gerade, ob ich das finde. Ja, hier, der erste Maßnahmenkatalog.

 

Die ersten Maßnahmen, die vorgestellt wurden: Die Stadt Wien baut ein fünftes Frauenhaus. (VBgm.in Kathrin Gaál: Ja!) Dafür ist ja schon 2018 der Beschluss gefasst worden, das ist schon seit 2020 in Bau, wird heuer eröffnet, also hat jetzt primär nichts mit der Umfrage zu tun. Das ist gut, ja, gar keine Frage, aber das ist eine schöne Pressearbeit, wenn man das so sagen darf. (GRin Martina Ludwig-Faymann: Auch gut!)

 

Dann haben wir eben das neue Projekt „Mädchen feiern Technik“, die Erhöhung des Frauenanteils in technischen Berufen, und dann das neue Mädchenzentrum, die Mädchenzone in Favoriten, wo ein niederschwelliger Ort ohne Konsumzwang für Mädchen angeboten wird, damit Mädchen sich in ihrer Freizeit in einem geschützten Rahmen treffen und austauschen können. Als ich das gelesen habe, habe ich mir gedacht: Ich weiß nicht, ob ich das möchte. Ja, wir brauchen es, aber wollen wir das? Wollen wir wirklich eine Zone haben müssen, wo sich Mädchen geschützt treffen können? (GRin Martina Ludwig-Faymann: Wollen wir Frauenhäuser?) Ich weiß schon, bitte gerne melden, aber ich würde gerne gehört werden. (GRin Martina Ludwig-Faymann: Ja eh, deshalb sage ich etwas,

 

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