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Gemeinderat, 30. Sitzung vom 24.11.2022, Wörtliches Protokoll  -  Seite 36 von 109

 

weil ich Sie gehört habe!) Ja, aber da lässt man auch das Gegenüber aussprechen. Ich sage es immer wieder, genau wir leben es vor und ich finde, es ist respektvoll, wenn man auch eine andere Meinung einmal gelten lässt und ausreden lässt. (Beifall bei der ÖVP.) Ich sage Ihnen eines: Ich möchte nicht eine Stadt haben, wo mein Mädchen sich nur in geschützten Räumen aufhalten kann, um sich mit Freundinnen zu treffen. (GRin Mag. Dolores Bakos, BA: Wer spricht denn von „nur“?) Ich möchte, dass mein Mädel auch mit neun in einem Park sitzen kann, ohne Angst haben zu müssen, angepöbelt zu werden. (Zwischenrufe bei SPÖ und NEOS.) Nein, nicht die Hände vor dem Kopf zusammenschlagen, das ist nämlich mittlerweile Realität. Das ist mittlerweile die Realität, die wir haben, dass unsere Mädchen in dieser Stadt nicht mehr sicher unterwegs sein können. (GR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM: ... nicht in Bobostan! - GRin Martina Ludwig-Faymann: Von welchem Bezirk reden Sie?)

 

So lange wir dem nicht in die Augen schauen und so lange wir nicht sagen, nämlich als Frauensprecherinnen, das können wir nicht zulassen, haben wir wirklich ein Problem. (Zwischenrufe bei den GRÜNEN. - Beifall bei der ÖVP.) Ich habe mir so vorgenommen, nicht emotional zu werden. Es funktioniert nicht, echt, ich ärgere mich gerade über mich selber, Entschuldigung.

 

Ich möchte Ihnen die Zahlen nennen, die Zahlen der Frauenumfrage, die sind nicht von mir, die kann man in der Frauenumfrage lesen. Es werden Fragen gestellt wie zum Beispiel: „Was beschäftigt Sie als Frau in Wien in Bezug auf Zusammenleben in der Stadt und Freizeit, und welche Anregungen haben Sie?“ Wir haben gehört, die Frauen aus den Medien wünschen sich mehr Raum und mehr Zeit.

 

In der Umfrage müssen wir lesen, die Frauen fühlen sich nicht sicher und wollen sich wieder sicher fühlen. Auf die Frage „Welches ist das prominenteste Thema?“ steht in der Umfrage, es ist das Thema Sicherheit, im privaten natürlich als auch im öffentlichen Raum. Und dann eine offene Fragestellung und das hat mich wirklich ein bisschen traurig gemacht: „Was beschäftigt die Wienerinnen des Weiteren?“ 1. Stelle Sicherheit, 19. Stelle Pandemie, 16. Stelle Rollenbilder, Feminismus lese ich hier gar nicht, Alleinerziehende letzte Stelle.

 

Wo sind wir, dass wir uns nicht dem stellen und sagen, okay, das Thema Sicherheit, auch im öffentlichen Bereich, ist ein Thema, das müssen wir angreifen, da müssen wir uns hinstellen? (GRin Martina Ludwig-Faymann: Das machen wir seit Jahrzehnten!) Es gibt ja sogar Vorschläge. Da gibt es Frauen, die sagen, sie hätten gerne ein Heimwegtelefon, sie hätten gerne mehr Frauentaxis, sie möchten mehr polizeiliche Präsenz.

 

Da gibt es wirkliche Vorschläge und da gibt es auch ganz genaue Angaben. Frauen sagen, sie fühlen sich in der Nacht und im Dunkeln nicht sicher, sie fühlen sich in den öffentlichen Verkehrsmitteln am Abend nicht sicher. Das sind Dinge, die müssen wir, übergreifend auf alle Bereiche in der Stadt, jetzt nicht nur bei uns, sondern das gilt auch für Kollegin Sima, und so weiter, mitdenken. (GRin Martina Ludwig Faymann: Der Innenminister!) Die Umfrage war aber Wien, oder, also es war jetzt keine Bundesumfrage? Ich frage jetzt nur. (GRin Martina Ludwig Faymann: Der Innenminister ist schon für Wien zuständig?) Ja, es ist eh klar, jetzt ist der Bund wieder dafür verantwortlich, dass sich die Wienerinnen bei den Wiener Linien nicht wohl und nicht sicher fühlen. (GRin Martina Ludwig Faymann: Polizei haben Sie gesagt!)

 

Machen wir das bitte nicht, machen wir das bitte nicht, dass man in Wien die Verantwortung, wenn es um Frauenpolitik geht, immer dem Bund umhängt. (GRin Martina Ludwig Faymann: Beide, alle gemeinsam!) Sie wissen genau, dass Sie mit mir eine gemeinsame Kämpferin haben, dass, wenn wir sagen, es gibt etwas auf Bundesebene, was wir tun können, dass ich auf Bundesebene gehe und darüber diskutiere. (GRin Martina Ludwig Faymann: ... Polizei!) Ich habe auch von den Wiener Linien gesprochen. Warum gehen Sie nicht heraus und sagen dazu, was wir bei den Wiener Linien machen? Warum nehmen Sie sich immer das Bundthema heraus? Das ist nicht der richtige Weg, da machen wir Wien nicht sicherer, da machen wir Wien nicht sicherer. (GRin Martina Ludwig Faymann: Das stimmt nicht, was Sie sagen!) Es stimmt schon, was ich sage, das ist eine Umfrage. Soll ich sie vorlesen? - Dann haben wir aber eine Lesestunde. (GRin Martina Ludwig Faymann: Wir haben eine ...) Wenn Sie gerne mit mir bilateral reden wollen, dann können wir uns nachher im Kaffeehaus treffen, aber ich finde es respektlos, auch den anderen gegenüber, wenn wir das machen. (GRin Martina Ludwig Faymann: Auch die ÖVP macht Zwischenrufe! - GR Petr Baxant, BA: Das Leben ist hart, aber ungerecht!)

 

Dann möchte ich kurz auf unsere Anträge kommen und warum wir diese einbringen. Ich finde es ja schade, ich hätte jetzt einfach nur gerne flüssig über alles gesprochen, ich werde immer wieder unterbrochen. Gut. - Warum bringen wir den Antrag zum Bekenntnis von „Orange the World“ ein? Es gibt, wir haben im Ausschuss auch darüber gesprochen, eine Flaggenverordnung, wo ja auch drinnensteht, dass während „16 Tage gegen Gewalt an Frauen“ eine Flagge gehisst werden soll. Ich habe dann auch nachgefragt, warum die blaue. Ich habe dann Antworten gekriegt wie: Auf der orangenen erkennt man nicht genau, worum es geht. Dann haben wir noch gehabt: Weil orange, ich weiß jetzt nicht mehr, für irgendetwas steht, aber nicht für Gewalt. Das haben wir auch gehört. Und dann war eine Aussage: Weil es auch immer schon so war. (Zwischenruf der GRin Martina Ludwig-Faymann.) Weil es immer schon so war, ist immer recht gefährlich, besonders wenn man das als Frauensprecherin sagt. Es ist aber nun einmal so, dass die orange Flagge für „Orange the World“ steht, und da steht ganz groß mit blauer Hand „Stopp gegen Gewalt an Frauen“. Mir war es jetzt nur wichtig, weil nicht nur ich es nicht verstehe, sondern auch verschiedene Bezirksvorsteher es nicht verstehen, warum sie aufgefordert werden, diese blaue Flagge zu nehmen, aber nicht die orange Flagge.

 

Ich denke mir, wir sollten da schon ein Zeichen setzen, das übergreifend ist, und wenn „Orange the World“ sozusagen eine große und weite Aktion ist, dann sollte auch

 

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