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Gemeinderat, 31. Sitzung vom 25.11.2022, Wörtliches Protokoll  -  Seite 15 von 31

 

verabreicht. Das dauert genau eine halbe Minute. Die mussten über Nacht bleiben, konnten in der Früh wieder heimgehen. Im übelsten Falle konnten sie theoretisch nach Mitternacht wieder heimgehen, nur damit eben die LKF-Punkte gerade ein bisschen helfen, bedecken tun sie sie eh nicht, diese teure Injektion zu finanzieren. Das ist doch absurd.

 

Seit 2018 gibt es die Leistungserfassung auch ambulant, Gott sei Dank, und das hat auch dazu geführt, dass wir jetzt ambulant Chemotherapien verabreichen können, die nicht eine Nachbeobachtung über mehrere Tage erfordern. Das ist gut so, Gott sei Dank. Das heißt aber, dass wir die Strukturen verändern müssen, damit wir ordentlich Medizin machen können, nämlich im Sinne der Patientinnen und Patienten.

 

Ich würde an alle Player in diesem Bereich appellieren, sich zusammenzureißen und zeitnah - jetzt, ja, jetzt - eine Lösung zu finden. Gesundheitsminister Rauch hat in einem tollen Interview letztens in der „ZIB 2“ gesagt, das hat mir sehr gut gefallen, dass er das mit der Finanzierung und mit den Strukturen auch die ganze Zeit schon kennt, und es auch versuchen wird, und er fürchtet, dass er auch scheitern wird. Das wollen wir aber nicht, da sollen wir zusammenarbeiten! Ich bin für Zusammenarbeit und nicht dafür, dass man sich gegenseitig auslacht und sagt: Ach, die machen das so schlecht, und selber sind wir die Guten. Das ist nicht der Weg. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Die Landesgesundheitsverantwortlichen fordern geschlossen zusätzliche Säulen zur Finanzierung von Gesundheitsleistungen. Ob das jetzt fünf Säulen sind oder eine zusätzliche Säule ist, ist mir relativ wurscht, sondern es ist darauf zu schauen, dass in Wirklichkeit mehr Geld ins Gesundheitswesen kommt und dass auch die Österreichische Gesundheitskasse und andere Kassen so ausgestattet sind, dass sie die Leistungen, die die Patientinnen und Patienten im niedergelassenen Bereich benötigen, erhalten.

 

Wir haben 660.000 ambulante PatientInnen in den Wiener Fondskrankenhäusern in einem Jahr. Das spricht dafür, dass der niedergelassene Bereich zusätzlich auslässt, aber nicht, weil er bösartig ist, sondern weil die Entwicklung so ist, wie sie ist, und die Strukturen so sind, wie sie sind, und weil diese veraltet sind, weil das einfach nicht zeitgemäß ist und nicht der modernen Medizin und nicht den Bedürfnissen der PatientInnen entspricht.

 

Die Bevölkerung ist mit einem undurchsichtigen Wahlarztsystem konfrontiert, das so nicht hingenommen werden kann. Alle glauben, man kriegt da einen gewissen Betrag zurück, nämlich 80 Prozent, und man glaubt, wenn man 100 EUR dort zahlt, kriegt man 80 EUR zurück. - Doch das stimmt nicht. Es stimmt einfach nicht, und die sind dann überrascht, wenn sie das zurückfordern, dass sie nur 7,60 EUR kriegen. Das will ich aber da jetzt nicht ausbreiten und erklären. Es kann jeder verlangen, was er will. Ein Privatarzt kann verlangen, was er glaubt, was er geleistet hat. Der kann auch 400 EUR verlangen, man kriegt aber nur 80 Prozent von der Kassenleistung, wenn es eine Kassenleistung ist. Wenn er eine andere Leistung macht, was es legitimerweise auch gibt, dann kostet das extra. Und da kriegt man keine 80 Prozent von 100 zurück. Das wissen die Leute nicht, und deswegen sind sie dann oft entsetzt, dass sie da nichts oder nur ganz wenig zurückkriegen.

 

Ich bin der Meinung, dass wir alles daransetzen sollten, dass Medizin für alle Menschen kostenlos und hochwertig angeboten werden kann. Das ist das Ziel und der Standard, den ich erhalten möchte. Der ist jetzt sehr gefährdet, aber wir müssen da etwas tun, wir müssen in dieser Wahlarztproblematik etwas tun. Dazu ist es aber auch nötig, organisatorisch und strukturell Vereinfachungen zu finden.

 

Bürokratische Überlieferungen aus der Steinzeit müssen überwunden werden. Trägerübergreifende Zusammenarbeit, Nutzung von Ressourcen im stationären Bereich für Allgemeinmediziner und Allgemeinmedizinerinnen, individuell angepasste Arbeitszeitmodelle sind nur einige wenige Beispiele für ein zukunftsorientiertes Gesundheitswesen.

 

Ich möchte noch einen Gedanken in 20 Sekunden anbringen, nämlich 84 Prozent sind der Meinung zum Thema Qualitätsverlust. Das glaube ich auch. Ja, das ist so. Warum ist das so? - Weil alles parallel läuft. Wir haben keine Leitung durch das Gesundheitssystem. Warum gibt es nicht den berühmten Hausarzt oder das PVE oder die Hausärztin oder die Fachärztin, die die Hauptbetreuende ist?

 

Wenn einer einen Diabetes hat, dann ist die Diabetesspezialistin die Hauptbetreuende und schickt dann in Ambulanzen. Man bleibt aber nicht in den Ambulanzen picken, weil es nicht notwendig ist. Derzeit bleiben alle in allen Ambulanzen und haben dann dauernd nur Ambulanzbesuche und können ihre Pension nicht genießen. Das ist wirklich so. Das klingt jetzt vielleicht komisch, aber die Leute sagen, ich habe keine Zeit für Urlaub, weil ich dauernd zu den Ärzten gehen muss. Es ist das meiste nicht notwendig. Wenn man so eine Leitung durch das Gesundheitssystem hätte, wäre es nicht notwendig.

 

Zusammengefasst: Der Gesundheitsbereich muss Österreich-weit gestärkt werden, personell und finanziell, und das Gesundheitswesen ist eine öffentliche Aufgabe. Das ist meine Überzeugung. Und wir werden das gemeinsam schaffen! (Beifall bei SPÖ und NEOS.)

 

Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Matiasek, ich erteile es ihr. Ich mache darauf aufmerksam, dass ab jetzt die Redezeit 15 Minuten ist.

 

10.33.20

GRin Veronika Matiasek (FPÖ)|: Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Damen und Herren!

 

Ich werde mich jetzt hüten, nach den Reden unserer beiden Ärzte hier herinnen etwas Medizinisches zu sagen, und ich habe sehr aufmerksam zugehört. Ich möchte vielleicht nur kurz an das anschließen, was Frau Dr. Laschan jetzt zum Schluss gesagt hat. Ich wundere mich auch, vor allem, seit ich in der Seniorenarbeit tätig bin, wie unglaublich viel Zeit, nach außen hin nicht wirklich sichtbar, Kranke bei Ärzten oder in medizinischen Einrichtungen verbringen müssen. Wie viel Freizeit da draufgeht, weil offensichtlich das System wirklich kein gutes ist, vor allem kein menschenfreundliches, und wirklich, wie gesagt, sehr

 

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