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Gemeinderat, 31. Sitzung vom 25.11.2022, Wörtliches Protokoll  -  Seite 16 von 31

 

viel Zeit verbracht werden muss, damit die entsprechenden Untersuchungen, die vielleicht in Vorbereitung auf eine Operation oder so notwendig sind, auch alle durchgeführt werden können. Lassen Sie mich kurz zum sehr Politischen zurückkommen.

 

Wir haben folgende Situation in Wien und ich bin jetzt schon lange genug in diesem Metier der Politik tätig. Seit den 1990er Jahren ist ja das Dogma der SPÖ zur wachsenden Stadt hin. Das kann man haben oder nicht, keine Frage. Die Stadt ist auch gewachsen, aber die Anforderungen, die damit entstanden sind - mehr Wohnraum, ein Ausbau des öffentlichen Verkehrs, mehr Kindergarten- und Schulplätze und natürlich der Ausbau von Pflege- und Gesundheitseinrichtungen -, sind nicht parallel gelaufen mit dem zur Verfügung stehenden Personal, aber auch natürlich dem Ausbau der Einrichtungen.

 

Da ist es zu einem großen Knick gekommen. Ich kann mich noch erinnern, in den 90er Jahren wurde unter StR Swoboda eine Studie in Auftrag gegeben, die hieß „Wien 2010“ und hat diese ganzen Aspekte einer wachsenden Stadt sehr gut dokumentiert. Es ist nachher nie mehr darüber gesprochen worden, aber man hätte sie vielleicht als Begleitfaden nehmen können, so wie sehr viel sehr gutes Zahlenmaterial, das für die Stadt vorhanden ist, das sich sehr intensiv mit ganz kleinen Bereichen auseinandersetzt, und das man dann halt zusammenfassen muss, wo man Entwicklungen ablesen kann oder hätte können.

 

Vollkommen klar war etwa - Pensionierungen -, wann Menschen, die im Bereich der Pflege, im Bereich der Medizin, aber natürlich auch im Bereich der Pädagogik tätig sind, in Pension gehen. Ich komme aus der Generation, wo genau sehr viele in diese Berufsfelder eingestiegen sind. Ich erinnere mich an meine eigene Klasse, ein bisschen über 30 Schülerinnen, damals noch Mädchenschule Parhamerplatz: 5 Medizinerinnen sind da herausgekommen und, ich glaube, 10 Pädagoginnen. Ja, also das war sehr, sehr stark, nicht alle aus der Upperclass, sondern damals schon durchaus aus allen möglichen familiären Bereichen. Das war also damals ein starker Aufbruch in diese Richtung, und das sind die Personen, die aber heute schon in Pension sind oder am Weg in die Pension sind. Das hat man aber wissen können und das hat man leider vollkommen ignoriert.

 

Man hätte darauf schauen müssen, ob man mit dem Zuzug, der sich seit den 90er Jahren nach Wien ergeben hat, auch die Berufsfelder abgedeckt hat. Der Bedarf auf der einen Seite ist ja da: Kinder für die Schulen, Menschen in den öffentlichen Verkehrsmitteln und viele, viele Personen, die auch unser - gutes - Gesundheitswesen in Anspruch genommen haben.

 

Man hat auch die Hochaltrigkeit zu beachten gehabt. Wir wissen heute, und das ist ein Trend, der sich auch mittlerweile seit über 20 Jahren abzeichnet: Seit die Menschen bessere Wohnungen haben, wollen sie auch nicht mehr so früh in eine Einrichtung, die früheren Pensionisten-Wohnhäuser. Man ist eigentlich so ab der Pension in eine bessere Wohnung gezogen, wo es einen Aufzug gegeben hat, ein Badezimmer, was man vielleicht zu Hause nicht gehabt hat. Heute sind die Wohnungen weitaus besser ausgestattet, und die Menschen haben den Wunsch, so lange wie möglich in ihren eigenen vier Wänden zu bleiben. Das heißt, ich bekomme nicht mehr nur leicht zu betreuende Leute in die Einrichtungen für Senioren, sondern Pflegefälle. Auf der anderen Seite brauche ich aber für die, die zu Hause bleiben wollen, diese mobilen Betreuungs- und Pflegedienste. Also da hat sich viel entwickelt, das war absehbar und das hat man offensichtlich schon bis zu einem gewissen Grad verschlafen.

 

Die Stadt Wien erstellt ja unglaublich viele Studien. Erst gestern haben wir zum Beispiele über diesen Frauenbericht gesprochen. Bei aller Wertschätzung, wir haben so ein bisschen im eignen Kreis gesprochen: Ich hätte nichts anderes herausgefunden aus den vielen Gesprächen, die ich mit Frauen aller Altersgruppen führe, ich wäre zu diesem Ergebnis gekommen, vielleicht nicht punktgenau, aber im Trend auf jeden Fall. Das heißt, man sollte halt auch darauf schauen, wenn man Studien erstellen lässt, dass man welche hat, die wirklich eine Unterlage für die Arbeit sind, und dieses Material an Erkenntnissen und Zahlen dann auch wirklich nützen.

 

Wir haben kürzlich erst den Bericht der Volksanwaltschaft diskutiert, auch diese kam eben zu dem Schluss, dass genau im Bereich der Pflegeversorgung einfach ein eklatanter Mangel vorhanden ist. Jetzt können wir sagen, wir haben es ja jetzt eh alle festgestellt und wir wissen, diesen Personalmangel gibt es. Die Stadt Wien bemüht sich jetzt, mit Ausbildungsplätzen im zweiten Bildungsweg oder nach einer anderen Tätigkeit über den WAFF Menschen in die Pflegeberufe zu bringen. Frau Dr. Laschan, ich schließe mich da ganz Ihnen an. Selbstverständlich brauchen genau diese Berufe Pflege, Gesundheitsversorgung, aber auch die Pädagogik, Menschen, die mehr sehen als die Bezahlung dafür, gar keine Frage, und die auch eine ganz besondere Eignung haben. Man muss auch feststellen: Es ist einfach auch nicht jeder geeignet. Es kann nicht jeder Mensch Lehrer werden und es kann nicht jeder Mensch Mediziner werden oder in die Pflege gehen. Ich glaube, das können manche ganz einfach nicht. Deswegen muss man auch schauen, dass man gerade die Personen, die besonders geeignet sind, fördert, heranzieht und auch in diese Berufe holt, indem man nicht nur den sicheren Arbeitsplatz und eine ausreichende Bezahlung bietet, sondern auch den Schülerinnen und Schülern bereits klar macht: Ihr wählt da einen Beruf, der wertvoll ist.

 

Kinder und Jugendlichen haben ja viel Empathie und würden vielleicht auch verstärkt angesprochen werden, nur ist das bis jetzt über viele Jahre überhaupt nicht geschehen. Wenn die nicht ein positives Vorbild in der Familie haben, dann ist es weitgehend nicht so interessant, in diese Berufe einzusteigen. Oft passiert es, dass ganze Gruppen von meist Freundinnen in diese Gesundheitsberufe gehen oder eben schon aus der Familie her eine gewisse Anleitung oder ein Vorbild haben, sich für dieses Berufsfeld zu entscheiden.

 

Wichtig ist aber auch, diese Berufe stellen auch eine hohe Anforderung an Wissen dar. Heute ist es nicht mehr nur Bett überziehen oder Medikamente verabreichen, es ist viel mehr, und wir wissen ja auch auf Grund dieses

 

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