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Gemeinderat, 31. Sitzung vom 25.11.2022, Wörtliches Protokoll  -  Seite 18 von 31

 

dass Sie das auch anerkennen. Wir sehen, dass wir bis 2030 alleine im Pflegebereich 9.000 zusätzliche Fachkräfte benötigen. Als einen ganz wichtigen Schritt haben wir daher beispielsweise einen langfristigen Fördervertrag zwischen dem Wiener Gesundheitsverbund und der FH Campus Wien geschlossen. Wir erhöhen bis 2025 die Anzahl der Bachelor-Studienplätze schrittweise um 780 Studienplätze auf insgesamt 2.055 Plätze.

 

Wir wollen aber selbstverständlich auch abseits der akademischen Ausbildung einen ganz besonderen Fokus auf Aus- und Weiterbildung im Gesundheits-, Sozial- und Pflegebereich legen. Da geht es dann um Berufe wie Heimhilfen, PflegeassistentInnen, PflegefachassistentInnen oder medizinische Assistenzberufe. Dabei spielt die heute auch schon angesprochene Implacementstiftung Wiener Fachkräfteinitiative Sozial- und Gesundheitsberufe, die ja vom WAFF koordiniert wird, eine ganz entscheidende Rolle.

 

Über diese Schiene „Job PLUS Ausbildung“, die wir deutlich aufgestockt haben, beginnen rund 1.000 TeilnehmerInnen pro Jahr ihre Ausbildung im Gesundheits- und Pflegebereich. Zusätzlich können nun im Rahmen dieser Implacementstiftung auch Ausbildungen, wie jene an der FH für Gesundheitsberufe mit einbezogen werden.

 

Bis 2023 sollen knapp 500 arbeitslose Wiener und Wienerinnen im Rahmen dieser Initiative eine Diplomausbildung an der FH aufnehmen können. Der WAFF kooperiert bei dieser Initiative mittlerweile mit 44 Unternehmen im Sozial-, Pflege- und Gesundheitsbereich, es gibt laufend neue Kooperationsanfragen, und die Ausbildungen finden in 15 verschiedenen Einrichtungen statt.

 

Mit dem Wiener Ausbildungsgeld haben wir 31,5 Millionen EUR frei gemacht, um Menschen mit bis zu 400 EUR pro Monat zu unterstützen, die eine mindestens 12-monatige Ausbildung im Sozial-, Gesundheitsbereich sowie auch - Bettina Emmerling hat es schon angesprochen - im Elementarpädagogikbereich beginnen. Dieses Ausbildungsgeld entwickeln wir jetzt auch gemeinsam über die Initiative der Bundesregierung weiter und schaffen die Wiener Pflegeausbildungsprämie, wo wir Menschen mit 600 EUR pro Monat unterstützen.

 

Wir legen natürlich auch im Fachkräftezentrum im WAFF, über das ich an dieser Stelle schon mehrmals berichtet habe, einen klaren Schwerpunkt auf den Gesundheits- und Pflegebereich, damit wir mit diesem strategischen Instrument in Zukunft unsere zur Verfügung stehenden Mittel und Instrumente so einsetzen, um diesen gestiegenen personellen Anforderungen in diesem Bereich Rechnung zu tragen.

 

Wir gehen da also in Wien ganz bewusst voran, und wir wünschen uns auch noch mehr Anstrengungen vom Bund, denn wie eingangs schon erwähnt, ist der Gesundheits- und Pflegebereich einer, bei dem wir auf allen Ebenen mit den richtigen Maßnahmen reagieren müssen. Vielen Dank. (Beifall bei NEOS und SPÖ.)

 

Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Mag. Huemer, und ich erteile es ihr. Bitte, Frau Gemeinderätin.

 

10.53.02

GRin Mag. Barbara Huemer (GRÜNE)|: Vielen Dank, sehr geehrte Frau Vorsitzende! Geschätzte KollegInnen!

 

Ich darf noch ein bisschen mehr zum Gesundheitssystem und zur Personalnot in der Wiener Gesundheitsversorgung sprechen, und möchte die Gelegenheit auch nützen, auch auf meine VorrednerInnen einzugehen. Meine sehr geehrten Damen und Herren, das Thema Ausbildung wurde angesprochen. Kollegin Laschan und auch Kollege Konrad von den NEOS versuchen, dieses Puzzle, dieses komplexe System - das Gesundheitswesen wird von ExpertInnen als das komplexeste, wirklich, als das komplexeste System beschrieben - mit weiteren Puzzleteilen auszuweiten.

 

Das ist natürlich legitim, aber was uns hier heute wichtig ist, dass wir auf diesen Komplex, für den Wien verantwortlich ist, genau schauen, dass wir wieder zum Kern der Sache zurückkommen. Die Finanzierung für die Spitäler kommt vom Bund, aber letztendlich sind sie Ländersache, die Pflege ist Ländersache. Also tun wir nicht immer so, dass sich mit mehr Geld das gesamte Problem lösen lässt. Ich glaube, die KollegInnen aus dem Spital haben es ja genau gezeigt. Es ist nicht immer nur eine Frage des Geldes, es ist eine Frage der Kultur, es ist eine Frage der Fehlerkultur, es ist eine Frage der Wertschätzung. Wie wird mit Mitarbeitern umgegangen, wie werden Probleme wahrgenommen, wie werden überhaupt die Diskussionen zu dem Thema geführt?

 

Das ist mir ein sehr wichtiger Punkt, dass dieses Problemwegschieben ein Teil des Problems ist. Es hilft nicht, dem Bund Verantwortung zuzuschieben. Ja, er nimmt ja auch seine Verantwortung wahr. Das ist auch richtig, denn es muss eine gemeinsame Sache werden, weil es einfach so viele Stakeholder und Player gibt. Trotz alledem muss man wirklich schauen, was man hier in Wien konkret tun kann. (Beifall bei den GRÜNEN.)

 

Ich gebe Ihnen ein Beispiel. Ich bin keine Anhängerin der These, wir hätten einen ÄrztInnenmangel. Das sehe ich ehrlich gesagt nicht so. Wir haben Mangelfächer, wir haben heute viel mehr ÄrztInnen als noch vor 20, 30 Jahren. In der OECD-Statistik kann man das ganz genau nachlesen, wir sind in Österreich eigentlich nicht schlecht ausgestattet mit ÄrztInnen und FachärztInnen. Also da muss etwas anderes im System faul sein, wenn ÄrztInnen das öffentliche Spitalswesen verlassen. Da ist etwas anderes nicht korrekt, da stimmt etwas in den Arbeitsbedingungen nicht. Ich höre ganz oft: Eigentlich wollen wir angestellt sein. Also dieses selbstständige ÄrztInnenpraxis Führen ist gar nicht so attraktiv, die Leute wollen eigentlich gern angestellt sein.

 

Wenn aber Probleme ignoriert werden, wenn die Arbeitsbedingungen immer schwerer werden, wenn immer mehr aufgebürdet wird, wenn so getan wird, ist ja egal, heute arbeitest du in dem Haus und morgen in dem Haus, deine Arbeit ist eh immer die gleiche, und dabei völlig außer Acht gelassen wird, dass es sich da um Sozialstrukturen handelt, dass es sich da um Arbeitsteams handelt, dann haben wir ein gewisses Thema nicht verstanden, nämlich das, was professionelle Zusammenarbeit ausmacht, und dass gute Teams sich eigentlich fast blind verstehen können.

 

Also wenn jemand Fremder daherkommt, dann muss man vieles erklären und so weiter, also das ist nicht etwas,

 

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