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Gemeinderat, 31. Sitzung vom 25.11.2022, Wörtliches Protokoll  -  Seite 27 von 31

 

Also ein großes Bündel an Maßnahmen, das ist natürlich nicht sofort wirksam, sondern erst in ein, zwei, drei Jahren. Das wird die Lehrlingsausbildung noch einmal stärken. Sie wissen, wir haben eine neue Lehrlingswerkstätte in Simmering unten gebaut. Es sind jetzt schon an die 200 und das soll auf 500 Lehrlinge hochgestockt werden. Das heißt, wir bilden selbst die Fachkräfte der Zukunft aus, das ist auch in anderen Bereichen so, wie bei den Wiener Netzen. Ich glaube, die gesamte Wirtschaft wird sich umstellen müssen, nicht nur die Daseinsvorsorge und die Stadt, alle werden sich umstellen müssen, dass sie wieder Fachkräfte ausbilden, dass sie gute Arbeitsbedingungen haben, dass sie auf die Arbeitskräfte eingehen, dass sie ordentlich zahlen. Da muss ich mich beim Christian bedanken, Herr Gewerkschaftsvorsitzender, die Abschlüsse für die Bediensteten der Stadt Wien sind ja ordentlich, ich glaube, es werden über 300 Millionen sein, was sich im Stadtbudget niederschlägt. Die Gewerkschaft wird da dahinter sein.

 

Und im Krankenhausbereich, im Pflegebereich gibt es dieses Pflegestipendium. Wir wissen, wir müssen auch schauen, dass für Leute, die umsteigen, die Systeme durchlässiger werden, dass man von einem Job in den anderen kommen kann, denn manche Leute, die mit 30 vielleicht in einen Sozialberuf, in einen Pflegeberuf umsteigen, entscheiden das auf einer anderen Basis, auf einer anderen Lebenserfahrungsbasis und bleiben dann auch länger in dem Job. Denn das ist eine andere Entscheidungsbasis, wenn ich schon Familie gegründet habe, wenn ich schon im Job war als im Alter von 17, 18 Jahren. Wir sehen, die bleiben dort länger „on the job“, auch deswegen müssen wir hier die Durchlässigkeit fördern und mit WAFF-Programmen - das machen wir ja bei der Pflege - diesen Transfer auch finanziell unterstützen, denn sonst ist es schwer, mit 400 EUR Taschengeld kann im Alter von 30 Jahren niemand leben. Mit 1.000 EUR ist es schon etwas leichter, dass man über die Runden kommt, dass man sich mit Unterstützung der Familie umschult. Also auch die Umschulungen sind ein ganz wesentlicher Punkt.

 

Das heißt, die Analyse ist richtig, das Treatment oder die Behandlung machen wir überall dort, wo wir es erkennen können, wo wir Möglichkeiten haben, greifen wir ein und sind auch dankbar über Vorschläge der Opposition aller Parteien, wenn sie kommen, um hier noch besser zu werden. Denn es ist ja unser zentrales Ziel: Die Daseinsvorsorge in Wien, die Bildung und die Gesundheit müssen weiterhin auf höchstem Niveau gewährleistet sein. Das sind wir unseren Wienern und Wienerinnen schuldig. - Danke sehr. (Beifall bei SPÖ und NEOS.)

 

Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächste ist Frau GRin Mag. Sequenz zu Wort gemeldet, und ich erteile es ihr. Bitte.

 

11.53.13

GRin Mag. Heidemarie Sequenz (GRÜNE)|: Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Liebe Kollegen und Kolleginnen! Werte ZuseherInnen am Livestream!

 

Ich werde hier auch zu den Wiener Linien sprechen, ich werde hier auch einen Antrag einbringen, der Maßnahmen vorschlägt, wie man mit verkehrstechnischen Maßnahmen diese Personalnot zumindest teilweise kompensieren kann. Alles, was der Joe Taucher jetzt erzählt hat, welche Maßnahmen ergriffen werden, das glaube ich auch. Wir sehen ja an den Inseraten in den U-Bahn-Stationen, wie sehr die Wiener Linien um Personal werben.

 

Aber zuerst möchte ich mich als wirklicher Fan der Wiener Linien outen. Um einen Euro werde ich durch Wien chauffiert. Ich steige ein, arbeite meine E-Mails ab, mache Social-Media-Arbeit, höre mir die Musik an und lese die Zeitung. Ich kann mir oft gar nicht vorstellen, ich hätte gar nicht die Zeit, da irgendwie in einem Auto herumzugurken, und dieses Service und diese Qualität schätze ich. Ich bin aber nicht allein, denn 1,1 Millionen WienerInnen haben eine Jahreskarte, um 365 EUR. Das war wirklich das große Leuchtturmprojekt der rot-grünen Koalition, auf das ich immer noch sehr stolz bin. (Beifall bei den GRÜNEN.)

 

Ja, die Wiener Linien stehen auch im internationalen Vergleich gut da, sie sind günstig, zuverlässig, schnell - nur das hat sich halt in den letzten Monaten wirklich geändert. Ich bin letztens am Schottenring gestanden, wo plötzlich der D-Wagen 26 Minuten nicht gekommen ist. Also das ist dann schon sehr irre. Besonders ärgerlich ist es, dass diese Ausdehnungen der Intervalle, die jetzt mit diesem Personalmangel einhergehen, vor allem auch die Flächenbezirke betreffen, die eh schon notorisch mit Öffis unterversorgt sind. Wir haben zwei Straßenbahnlinien in der Donaustadt, den 25er und den 26er, auch die sind von dieser Ausdünnung betroffen. Und es geht noch schlimmer, sogar der notorisch überfüllte 26A, er fährt zwischen dem Donauzentrum und Groß-Enzersdorf, ist von dieser Dehnung der Intervalle betroffen. Ich lade Sie wirklich einmal ein, fahren Sie eine Woche jeden Tag in der Stoßzeit mit diesem vollkommen überfüllten Bus und dann werden Sie diesen Grant und Ärger jener Leute auch nachvollziehen können, die das jeden Tag machen müssen. Ich habe einmal einen Buschauffeur gefragt, vor Jahren schon: Warum fahrt ihr dort nicht engere Intervalle, warum fahrt ihr nicht öfter? Er hat gesagt, sie fahren am Maximum, es geht gar nicht anders - und genau diese Linien werden jetzt auch noch ausgedünnt.

 

Wir haben heute sehr viel über Gesundheit, Schule gehört, und plötzlich betrifft es auch den öffentlichen Verkehr. Die Wiener Linien erklären das mit einer Pensionierungswelle. Es wurde heute schon sehr viel gesprochen, dass Pensionen nicht ein Naturereignis sind, das plötzlich über Nacht über uns hereinbricht, das weiß man. Und das sind auch so diese Momente, wenn man hört, puh, es gibt keine Straßenbahnfahrer mehr, dass man sich wirklich einmal mit diesem Beruf auseinandersetzt. Was verdient eine StraßenbahnfahrerIn? 30.000 brutto, das verdienen wir in 4 Monaten, oder? Welche Ansprüche werden an diese Menschen gestellt? Die müssen um 3 Uhr in der Früh aufstehen, am Sonntag arbeiten, am Wochenende arbeiten, zu Weihnachten arbeiten, Silvester arbeiten, sie müssen freundlich sein, sie müssen stressresistent sein, sie müssen Konfliktsituationen handlen - und wir sehen es ja täglich, dass es zu solchen kommt. Und wenn sie alle diese Kriterien erfüllen, also der absolute Wunderwuzzi, dann dürfen sie 35 Tonnen durch Wien fahren. Ich möchte

 

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