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Gemeinderat, 31. Sitzung vom 25.11.2022, Wörtliches Protokoll  -  Seite 26 von 31

 

woanders Erfahrung sammeln. All das sind strukturelle Änderungen am Arbeitsmarkt, auf diese Veränderungen müssen wir reagieren, auch als städtischer Arbeitgeber, auch unsere Daseinsvorsorge, die Stadtwerke müssen selbstverständlich darauf reagieren. Das heißt, wir müssen einerseits darauf schauen, dass wir als Stadt im Außenauftritt, im Recruiting attraktiv werden und nicht irgendwo mit einem kleinen Zelt stehen und mit einer Fahne und sagen, das ist die Stadt Wien, sondern es muss attraktiv sein, anziehend sein, wir müssen nach außen gehen und sagen: Hallo, wir sind ein toller Arbeitgeber, kommt zu uns, ihr habt gute Arbeitsbedingungen. Bei uns gibt’s 40 Prozent Homeoffice, schon seit Jahren eingeführt, bei uns gibt’s ein neues Gehaltsmodell mit den ganzen Korridoren - das haben wir ja unter Rot-Grün noch beschlossen, mit langen Verhandlungen, auch mit dir, liebe Kollegin, nächtelang ist das verhandelt worden, da hat der David immer in die Schlacht ziehen müssen. Also wir haben auch hier ein tolles neues Besoldungsschema und können stolz nach außen treten und das auch nach außen verkaufen. (Beifall bei SPÖ und NEOS.)

 

Warum baue ich meine Rede so auf? Ich bin Psychologe, wir müssen immer zuerst einen gescheiten Befund haben, bevor wir behandeln. Der Befund ist richtig, die Behandlung wird von den unterschiedlichen Parteien unterschiedlich gesehen, und ich sage, eine Behandlung ist, das nach außen Treten attraktiv machen. Die zweite Behandlung ist ein attraktives Gehaltsschema, wo man sich bewegen und wo man sozusagen auch mehr verdienen kann. Das Dritte ist Flexibilisierung der Arbeitszeit - bei uns heißt es halt in der Stadt Navi, nicht Homeoffice, also das dislozierte Arbeiten. All das, Teilzeitmodelle, die sich auch auszahlen und die nicht in die Armut führen, wenn man in Pension geht, müssen wir mitbedenken. Wir müssen heute schon daran denken, was das in 40 Jahren für die Sozialpolitik bedeuten wird. Denn wenn ich heute von 20 Stunden leben kann, kann ich dann auch in der Pension davon leben? Diese ganze Altersarmut, auch das müssen wir vorausdenken.

 

Früher hat man sich bemüht, in die Stadt, in die Stadtwerke hineinzukommen und es hat viele Anfragen gegeben. Heute müssen wir schauen, dass wir Leute hereinkriegen. Und das ist spürbar, Sie haben es ja angesprochen, auch bei den Wiener Linien. Die Wiener Linien sind einer der tollsten und größten Elektromobilitätsanbieter. 80 Prozent aller Strecken und aller Fahrten der Wiener Linien sind dekarbonisiert, weil wir mit Straßenbahnen und U-Bahn fahren. Wir fahren täglich fünf Mal um die Erde, das ist die Strecke, die die Wiener Linien zurücklegen, also ein wahnsinnstolles Klimaschutzprojekt, ein Dekarbonisierungsprojekt.

 

So, jetzt haben wir in ganz Europa das Problem, dass uns die Busfahrer ausgehen, die LKW-Fahrer, also die, die einen Busführerschein oder einen LKW-Führerschein haben. Das hängt nicht nur mit dem demographischen Wandel zusammen, sondern es hängt auch damit zusammen, dass wir einen Krieg haben in der Ukraine, dass viele Osteuropäer nicht mehr herkommen und fahren. Dieses Problem haben LKW-Transportunternehmen, aber auch die Wiener Linien und die Busunternehmen, auch die privaten Reisebusunternehmen. Das heißt, auch hier haben wir einen Konkurrenzkampf um die Arbeitskräfte und müssen selbstverständlich attraktiv werden.

 

Die Wiener Linien haben das selbstverständlich erkannt und haben unterschiedliche Maßnahmen getroffen. Das heißt, sie haben Rekrutierungsmaßnahmen aufgesetzt, haben Schulungsmaßnahmen aufgesetzt, haben Teilzeitarbeitsmodelle aufgesetzt. Es gibt Unterstützung beim Mittagessen, es gibt bei den Getränken Unterstützung. Damit sie zum Arbeitsplatz kommen, gibt es Sammeltaxis, Shuttle-Dienste, denn wir haben ja jetzt die Kurzparkzonenregelung in ganz Wien. Das ist für viele Mitarbeiter, die um 4, 4.30 in der Remise sein müssen, ein Problem, wie kommen sie dort hin, wie kommen sie am Abend nach Hause? All das denken die Wiener Linien mit und haben hier Shuttleservices eingerichtet, damit das auch vereinbarer ist. Auch Kinderbetreuungsdienste haben sie eingerichtet, damit der Beruf familienfreundlicher wird. Es sind oft so Kleinigkeiten wie, dass es an den Stationen, wo die Pausen gemacht werden müssen, wo die Unterbrechungen sind, ein gescheites Klo gibt. Auch da gibt’s Initiativen, dass dort ordentlich gemauerte, und nicht nur diese Dixi-Klos, gebaut werden, damit die Arbeitsbedingungen verbessert werden. Es gibt auch ein Anwerbungsmodell, das heißt, wenn ein Wiener-Linien-Mitarbeiter einen neuen Mitarbeiter hereinbringt, kriegt er eine 500-EUR-Prämie. Es gibt ein Programm, wo für die Mitarbeiter, die wegen den Deutschsprachkenntnissen nicht aufgenommen werden können, jetzt extra Deutschkurse und auch ein Sprachkursprogramm aufgesetzt wurden, um die Menschen zu schulen, damit sie, wenn man sie zuerst nicht aufnehmen kann, in der deutschen Sprache nachschult. Sie müssen ja Auskunft geben können, wenn es Probleme auf der Route gibt. Man hält diese in Evidenz und kann sie, wenn sie dann die Deutschsprachkenntnisse haben, aufnehmen.

 

Also all diese Dinge wurden erkannt, es gibt einen langen Katalog. Und ja, wir haben Probleme, gerade im Straßenbahndienst und im Busdienst. Das liegt auch daran, dass sich, wie soll ich sagen, die Bewerber ein bisschen verändert haben. Früher sind zu Bewerbungsgesprächen ein paar nicht gekommen, heute kommen viele zum Ersttermin nicht. Also auch die Verantwortlichkeit, die Disziplin oder auch das Commitment, zu einem Bewerbungsgespräch zu kommen, hat sich verändert und verschlechtert. Und, wenn wir früher von den Bewerbungen etwa 5 Prozent für den Fahrerdienst auswählen konnten, weil sie den Konzentrationstest, Deutschtest und das alles geschafft haben - das ist ja ein Job, wo man hochkonzentriert sein muss -, sind es heute nur mehr 3 Prozent. Das heißt auch da, es bewerben sich weniger, es erscheinen weniger beim Ersttermin, und die, die kommen, sind auch schlechter bei den Tests. Das heißt, auch hier haben wir Schulungsprogramme, weil wir wollen natürlich, dass der Busfahrer, die Busfahrerin, die Straßenbahnfahrerin die Fahrgäste auch sicher auf der Linie betreut und auch sicher von A nach B bringt. Das heißt, wir müssen auf ein paar Qualitätskriterien schauen. Auch hier haben wir extra bei den Wiener Linien noch Kurse eingerichtet, um da auch die Menschen nachzuschulen und sie hereinzubringen.

 

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