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Gemeinderat, 33. Sitzung vom 25.01.2023, Wörtliches Protokoll  -  Seite 20 von 106

 

der Wien Energie - alles schön und gut, nur: Woher kommen die Komponenten, wenn wir jetzt schon über Abhängigkeiten reden? - Bis zu 95 Prozent aus China. (GR Dipl.-Ing. Dr. Stefan Gara: Woher kommen dann die Autos?) Also wenn der Russe das Gas abdreht: Okay, das könnte ja passieren, darum steigen wir aus dem Gas aus. Wenn der Chinese dann aber nicht mehr die Ersatzteile für die Windräder liefert, dann stehen diese still. Da haben wir aber keine Abhängigkeit. - Das ist rot-pinke Logik, meine Damen und Herren, aber ja. (Beifall bei der FPÖ.)

 

Jedenfalls haben wir wieder einmal eine große Ankündigung. Es ist noch nicht viel dahinter, wir sind gespannt, wie das alles umgesetzt wird. Große Ankündigungen hat die Stadtregierung aber von der Bundesregierung zur Genüge gelernt. - Danke schön. (Beifall bei der FPÖ.)

 

Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Dipl.-Ing. Arapović, und ich erteile es ihr. Bitte, Frau Gemeinderätin.

 

10.47.37

GRin Dipl.-Ing. Selma Arapović (NEOS)|: Vielen Dank, Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Werte Kolleginnen und Kollegen! Liebe ZuseherInnen!

 

Raus aus Gas! Gleich nach dem Verkehr verursacht eigentlich der Gebäudesektor die meisten CO2- Ausstöße in der Stadt, also 30 Prozent davon, und 90 Prozent aus dem Gebäudesektor kommen durch die Gasheizungen. Daher ist es ganz klar, wenn wir hier einen Hebel ansetzen wollen, um die Klima- und Wärmewende zu schaffen, müssen wir unsere vielzitierten Gasetagenheizungen, Gasthermen angehen und diese 600.000, die es derzeit in der Stadt gibt, einfach rausnehmen. Daher: Raus aus Gas! (GR Maximilian Krauss, MA: „Einfach rausnehmen“, das geht ganz einfach!) - Warum es einfach ist, kommt auch noch, Herr Kollege, es ist relativ einfach im Verhältnis zu den anderen Themen.

 

600.000 Gasthermen gibt es in Wien, davon sind 100.000 zentral, was eigentlich ein großer Vorteil für diese Anlagen ist, weil sie dann auch einfacher auszutauschen sind. 500.000 Gasthermen sind aber dezentral und 300.000 davon - jetzt in Richtung Kollegin Olischar - sind tatsächlich in unsanierten Häusern. Da ist natürlich der erste Schritt, diese Häuser, diese Mehrfamilienhäuser zu sanieren, um den Energiebedarf bei diesen zu reduzieren und dann in den Umtausch der Energieträger zu gehen. Das Ziel der Fortschrittskoalition ist ganz klar, nämlich dass alle Gebäude in der Stadt Wien bis 2040 klimaneutral, emissionsfrei und mit erneuerbarer Energie geheizt und bei Bedarf auch gekühlt werden. (Beifall bei NEOS und SPÖ.)

 

Ist das eine große Aufgabe? - Ja, natürlich ist das eine große Aufgabe. Ist es eine Aufgabe, die Wien bewältigen kann? - Ja, natürlich. Mein Kollege Stefan Gara hat in seiner Rede auch erzählt, welche großen Infrastrukturprojekte uns schon in der Vergangenheit, auch vor über 150 Jahren, gelungen sind.

 

Nicht nur das gute Wiener Wasser ist eines der Projekte, das Gleiche ist vor fast 100 Jahren passiert, als wir in der Stadt den Umstieg von Holz und Kohle auf Stadtgas geschafft haben. Was war der Antrieb? Was war die Motivation? - Der Antrieb und die Motivation waren die gleichen wie heute, früher war die Luftverschmutzung der Antrieb, heute sind es Treibhausgasemissionen. Früher wollten wir aus der Abhängigkeit von der Imperial Continental Gas Association herauskommen und heute sind es andere Abhängigkeiten. Wir haben es jetzt wieder und wieder begriffen, dass das sich in Abhängigkeiten zu begeben nicht immer die ideale Lösung ist. Da kann man auch Warren Buffett zitieren, wenn er sagt: „What we learn from history is that people don‘t learn from history.“ - Leider. (Beifall bei NEOS und SPÖ.)

 

Letzte Woche hat die Klausur der Wiener Stadtregierung stattgefunden und wieder einmal ist betont worden, dass der Klimaschutz zum Arbeitsschwerpunkt dieser unserer Fortschrittskoalition gemacht wird. Unsere Ziele für die Wärmewende 2040 sind ganz klar: 100 Prozent erneuerbare Energie für die Wärme- und Kälteversorgung, in speziell dicht bebauten Gebieten kommt die Fernwärme zum Einsatz, die bis 2040 auch dekarbonisiert wird, in weniger dicht bebauten Gebieten beziehungsweise auch in den Stadterweiterungsgebieten kommen Wärmepumpen und andere Energiequellen zum Einsatz, je nachdem, wo die Potenziale vor Ort liegen, die dafür notwendigen Investitionen kommen unserer Wirtschaft zu Gute, wir werden Fachkräfte ausbilden, die da auch antreiben und diese Umstellung ermöglichen, und last but not least wird Wien 2040 klimaneutrale Stadt und die erste klimaneutrale Stadt der Welt sein. Das sind wirklich schöne Ziele, und an diesen arbeiten wir fleißig und mit Freude. (Beifall bei NEOS und SPÖ.)

 

Natürlich ist es auch wichtig, die Wienerinnen und Wiener auf diesen Weg mitzunehmen. Deswegen gibt es auch Beratungsstellen, die Tolles leisten - einerseits Auskunft und anderseits auch Kompetenzzentrum. Wir haben aber auch, das hat Kollege Taucher schon gesagt, sehr, sehr gute Projekte - sehr gute Objekte, sehr gute Gebäude und verschiedenste Gebäude -, die ihren Weg, diesen Umstieg auch geschafft haben. Wir suchen aber auch 100 weitere, die wir auf diesem Weg begleiten, um die besten Learnings herauszuziehen, somit den Stein auch ins Rollen zu bringen, um das ganz klare Ziel zu erreichen, nämlich bis 2040 in Wien raus aus Gas zu kommen. - Danke vielmals. (Beifall bei NEOS und SPÖ.)

 

Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster zu Wort gemeldet ist GR Dipl.-Ing. Margulies, und ich erteile es ihm. Bitte, Herr Gemeinderat.

 

10.53.15

GR Dipl.-Ing. Martin Margulies (GRÜNE)|: Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Damen und Herren!

 

Ich erlaube mir, zu Beginn den Bogen etwas größer zu spannen. Weltweit wird momentan in einer Art und Weise nach Öl und Gas gesucht, wie es eigentlich nicht vorstellbar war, und es werden Vorkommen gesucht und gefunden, wo wir leider davon ausgehen müssen, dass sie auch ausgebeutet werden. Das macht es umso wichtiger, das „Raus aus Gas“ nachhaltig und längerfristig parteiübergreifend, ebenenübergreifend zu fixieren, von der europäischen Ebene über die nationale Ebene bis hin zur kommunalen Ebene. Denn wenn wir uns ganz ehrlich sind, ist der größte Treiber von „Raus aus Gas“ der Gaspreis. Es ist tragisch, es so zu sagen, weil für viele Menschen mit dem steigenden Gaspreis die Teuerung verbunden ist und

 

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