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Gemeinderat, 36. Sitzung vom 23.03.2023, Wörtliches Protokoll  -  Seite 75 von 95

 

Schulen, wenn jemand an Schulen unterrichtet, wo es besonders große Herausforderungen gibt. All das wäre möglich. Etwas ist nämlich sicher: Die jetzige Personalsituation in Wien hat unmittelbare Auswirkungen auf die Bildung unserer Kinder. Und aus Sicht von uns GRÜNEN ist auch ganz klar, dass es niemals vom Zufall und von der Herkunft der Eltern abhängen darf, wie es den Kindern in unserem Bildungssystem geht.

 

Wir sehen allerdings null Ideen der Stadtregierung, die Kinder und auch die PädagogInnen gut zu unterstützen. Und wir meinen, Herr Bildungsstadtrat Wiederkehr, dass es sehr wohl an Ihnen liegt, strukturelle Maßnahmen auch in diesem Bereich anzugehen. Wenn Ihnen das ein ernsthaftes Anliegen ist, dann unterstützen Sie bitte unseren Antrag, den ich heute einbringe! Wir unterstützen Sie gerne dabei, diesen umzusetzen. - Vielen Dank. (Beifall bei den GRÜNEN.)

 

Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Bevor ich dem nächsten Redner das Wort erteile, darf ich für das Protokoll bekannt geben, dass Frau GRin Mag. Hungerländer ab sofort entschuldigt ist und Herr GR Arsenovic von 18 Uhr bis 19.30 Uhr entschuldigt ist.

 

Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Zierfuß, und ich erteile es ihm. Bitte, Herr Gemeinderat.

 

17.04.24

GR Harald Zierfuß (ÖVP)|: Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Werte Kolleginnen und Kollegen!

 

Frau Kollegin Malle! Sie haben etwas sehr Richtiges angesprochen: Der Lehrermangel in Wien ist wirklich ein eklatantes Problem, und wir weisen seit Jahren darauf hin. Ich halte es für positiv, dass man seitens der Stadtregierungsfraktionen im Hinblick darauf auch immer mehr zur Einsicht kommt.

 

Man hört dann allerdings vor allem - das muss ich auch sagen -, dass das ein bundesweites Problem ist und mit Wien überhaupt nichts zu tun hat. - Ich musste zuletzt sehr darüber lachen, dass von der Bildungsdirektion an alle Direktionen ein Zettel ausgeschickt wurde, den man händisch mit der Information ausfüllen sollte, wie viele Lehrer man erwartungsgemäß im nächsten Schuljahr noch haben wird. In Anbetracht dessen habe ich mich gefragt: Wieso weiß das die Bildungsdirektion nicht? Wenn man nämlich davon ausgeht, dass Menschen in Pension gehen oder jemand abwandert - wobei es dieses Problem in Wien dem Vernehmen nach ja nicht gibt, kein Lehrer wandert ab, weil die Bedingungen in Wien ja viel besser sind als in allen anderen Bundesländern -, dann müsste man das in der Bildungsdirektion ja eigentlich auf Knopfdruck vom System her wissen. Offenbar ist das aber nicht der Fall!

 

Weitere Schlussfolgerung: Es gibt eben doch die Erkenntnis, dass hier in Wien die Arbeitsbedingungen für Lehrerinnen und Lehrer so schlecht sind, dass sie eben doch vorzeitig hinwerfen, dass sie in andere Berufsfelder gehen oder dass sie nach Niederösterreich abwandern. Wir haben ja sehr klare Indizien dafür. Ich erinnere mich an letztes Schuljahr zurück: Der Bildungsdirektor von Niederösterreich - damals war es noch Johann Heuras - hat gesagt, dass in Niederösterreich ein Lehrermangel besteht. Zwei Monate später hat er aber gesagt, dass er das Problem jetzt nicht mehr hat. Ich habe mich also gefragt, woher die Lehrer kommen, und habe das bilateral in Erfahrung gebracht. Der Bildungsdirektor hat natürlich gesagt, dass die Lehrerinnen und Lehrer aus Wien kommen. Wenn man das aber hier im Rathaus anspricht, dann hört man immer: Nein! Nach Niederösterreich wandern die Lehrer nicht ab.

 

Ich würde mich also sehr freuen, wenn man diesbezüglich Evolutionen starten würde! Darauf beziehen sich nämlich auch Anfragebeantwortungen. Wenn wir fragen, was denn die Gründe seien, warum Lehrer ihren Beruf nicht mehr in Wien ausüben wollen, dann bekommen wir immer zur Antwort: Das ist Evolution. - Und dazu gibt es nichts. Deshalb werden heute auch keinen diesbezüglichen Antrag stellen. Wir haben das ja schon mehrfach gemacht. Ich äußere hier aber auch noch einmal die mündliche Bitte, entsprechende Unterlagen zur Verfügung zu stellen, damit wir, wenn man uns vorwirft, nicht faktenbasiert zu argumentieren, in Zukunft anhand von Fakten diskutieren können, was getan werden kann, damit Lehrerinnen und Lehrer in Wien bleiben. (Beifall bei der ÖVP.)

 

Wir stimmen sehr vielen Punkten Ihres Antrags zu, und deswegen werden wir auch dem Antrag insgesamt zustimmen. Ich rufe noch einmal in Erinnerung: Wir haben auch schon sehr häufig Zehn-Punkte-Maßnahmenpakete zum Lehrermangel eingebracht, und wir würden uns sehr freuen, wenn hier noch mehr geschieht. Einige Maßnahmen sind in der Zwischenzeit ja zumindest angedacht worden, und diese sollten auch entsprechend umgesetzt werden. Viel ist leider noch nicht geschehen. Es ist dies aber eines der drängendsten Probleme, denn wenn wir die motivierten, fähigen, engagierten und gut ausgebildeten Lehrerinnen und Lehrer aus Wien verlieren, dann werden alle Probleme an den Wiener Pflichtschulen noch einmal verstärkt, und das können wir uns auch in Anbetracht dessen, was wir am Vormittag gehört haben, einfach nicht leisten.

 

Ich möchte heute aber noch auf einen sehr speziellen Fall in einer Schule eingehen. Es werden in Wien ja nicht nur Schulen neu gebaut, sondern es werden auch Schulen umgebaut. Und es ist durchaus notwendig, dass man bauliche Maßnahmen trifft, dass Schulen zum Beispiel besser wärmegedämmt sind. Manche Schulen sind auch in einem unzumutbaren Zustand, und zwar auch die Berufsschulen, um das ganz kurz zu sagen, wo man sehr viel tun müsste.

 

Im 9. Bezirk in der Marktgasse ist man wirklich mit sehr wenigen Informationen im Vorfeld - wie ich es ausdrücken möchte - über die Eltern drübergefahren. Ich war diese Woche mit vielen Eltern dort vor Ort und habe mir das schildern lassen. Sie haben dann Flugblätter an alle übrigen Eltern ausgeteilt, weil man diesen noch nicht einmal gescheit Bescheid gegeben hat, was geschehen wird.

 

Ab 2024 wird es ein Ausweichquartier irgendwo 35 Minuten entfernt, wenn man mit öffentlichen Verkehrsmitteln fährt, geben. Und man muss wirklich sagen: Es ist unverantwortlich, von 6-, 7- und 8-jährigen Kindern zu verlangen, dass sie dann einen um 30 Minuten längeren Schulweg zurücklegen. Da hätte es durchaus andere Möglich

 

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