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Gemeinderat, 37. Sitzung vom 25.04.2023, Wörtliches Protokoll  -  Seite 85 von 103

 

Debatte stehen, dass die das schaffen, nämlich im Durchschnitt jeden Tag 1018 Patientinnen und Patienten. (Beifall bei SPÖ und NEOS.)

 

Selbstverständlich sprechen wir über Fragen der Entlastung, Fragen der Verbesserung - Sie wissen das ja auch -, denn viele dieser Verbesserungen diskutieren wir ja auch in der Gesundheitsplattform gemeinsam, teilweise auch in der Öffentlichkeit, jedenfalls oft auch hier im Gemeinderat, wenn wir Beschlüsse fassen. Zum Beispiel die Beschlüsse zur Entlastung der Zentralen Notaufnahmen, um in Wien - als Idee, die wir in Wien im Wiener Gesundheitsverbund geboren haben - Erstversorgungsambulanzen zu etablieren, um die Zentralen Notaufnahmen zu entlasten. Wenn wir uns das anschauen, so ist die Geschichte der Erstversorgungsambulanzen noch gar nicht alt, die ist noch jung, und wir sind noch gar nicht dort, wo man sagen kann, die sind jetzt im Vollbetrieb, sondern da ist ja eigentlich erst ein System im Aufbau. Wenn wir uns aber die Zahlen von 2022 anschauen, so haben wir insgesamt 184.373 Patientinnen und Patienten in den Erstversorgungsambulanzen behandelt und davon 91.784 auch endbehandeln können, also die PatientInnen nach einer Behandlung oder nach dem Verschreiben von Rezepten nach entsprechenden Behandlungshinweisen endbehandelt aus der Erstversorgungsambulanz wieder nach Hause schicken können. Nur die Hälfte davon, nämlich 92.589 PatientInnen mussten tatsächlich in die Zentrale Notaufnahme. Wir haben also die PatientInnen durch diese Maßnahme der Erstversorgungsambulanzen in den Spitälern um 91.784 PatientInnen entlasten können. Die Erstversorgungsambulanzen sind daher auch zum essenziellen Bestandteil der Entlastung der zentralen Notambulanzen und Abteilungen geworden.

 

Aber: In den letzten Jahren kommt es auch zu einer kontinuierlichen Erhöhung von Rettungszufahrten. Die Rettungszufahrten sind im Wiener Gesundheitsverbund überproportional zu anderen Spitälern gestiegen - aus verschiedenen Gründen. Faktum ist, die Anzahl der Rettungszufahrten ist im Vergleich zum Jahr 2019 um 10 Prozent gestiegen, also um 20.000 Anfahrten mehr als im Jahr 2019. Das ist das, was letzten Endes auch den Stress, den besonderen Druck, die Ausnahmesituation in diesen Abteilungen verursacht - eine hohe unplanbare Arbeitslast, jeden Tag ist unbekannt, wie viele Rettungen kommen, mit welchen Verletzungen, mit welchen Erkrankungen. Das ist der Stress, von dem unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die dort jeden Tag ihren Job machen, auch immer wieder in der Öffentlichkeit berichten. Daraus entstehen der hohe arbeitspsychologische und der physische und psychische Druck.

 

Daher war es auch immer schon schwierig - immer schon, überall, in ganz Europa, auch in Amerika -, für diesen Teil unserer Spitäler ausreichend Ärztinnen und Ärzte zu gewinnen, weil es natürlich für Ärztinnen und Ärzte viele, viele andere Möglichkeiten gibt, gute medizinische Arbeit zu vollbringen. Daher: Wenn es schon schwierig ist, dann ist es noch schwieriger, wenn es weniger Ärztinnen und Ärzte am Arbeitsmarkt gibt. Wir sind da auch gleicher Meinung, dass wir wissen, wir bilden im Augenblick zu wenige Studierende an den Medizinuniversitäten unseres Landes aus, um in späterer Folge nach Abschluss des Studiums unter anderem Arzt oder Ärztin zu werden, natürlich auch in die Wissenschaft zu gehen, natürlich auch in die Forschung zu gehen, natürlich auch in die Industrie zu gehen. Wenn aber zu wenige Studierende an der Universität studieren, dann ist logischerweise die Anzahl derer, die dann sagen, ich möchte auch den schwierigen Teil des Jobs annehmen, geringer, als das früher der Fall war. Das ist die besondere Herausforderung. Bei den Allgemeinmedizinern zum Beispiel ist die Situation nicht so angespannt, und bei den Pflegedienstposten in den Zentralen Notaufnahmen sind wir zur Zeit voll besetzt.

 

Zusätzlich - zur Frage auch noch zurückkommend - wurden folgende Maßnahmen zur Steuerung der Patientenströme und zur Entlastung der MedizinerInnen seitens der Klinik Ottakring und der Generaldirektion veranlasst: Projekte zur Teamstabilisierung und Zusammenarbeit, ein Lean-Projekt zur ZNA-Evaluierung, Unterstützung durch Fachärzte und andere Abteilungen, Prüfung der Unterstützung durch den niedergelassenen Bereich, Ausweitung der Betriebszeiten der Erstversorgungsambulanzen, zusätzliche Supervision und Coaching und eine Evaluierung der internen Rettungsanfahrten im Wiener Gesundheitsverbund nach allgemein gültigen und einheitlichen Berechnungsgrundlagen.

 

Gerade die Erfahrung mit den EVAs zeigt, welche Entlastungsmöglichkeiten in einer modernen ambulanten Struktur stecken. Und weil wir das sehen, weil wir in der Zwischenzeit auch messen können, welche Entlastungsmöglichkeiten durch ambulante Strukturen möglich sind, deswegen gibt es auch die parteiübergreifende einheitliche Forderung aller Gesundheitslandesräte, dass wir eine Veränderung in der Finanzierung moderner ambulanter Versorgungsformen brauchen. Wir können die zentralen Strukturen nicht ständig überlasten, sondern brauchen im Vorfeld moderne ambulante Strukturen, die zur Entlastung dieses Kernbereichs in den Spitälern führen. Deswegen haben die Gesundheitslandesräte aller österreichischen Bundesländer schon in den vergangenen Jahren gemeinsam einen Plan entwickelt, welche Veränderungen wir wollen, die wir im Rahmen der Finanzausgleichsverhandlungen endlich verhandeln wollen.

 

Zur Frage 2: Wie bereits erwähnt, gilt dies für einige der Abteilungen, die ich als Herzstück der Spitalsversorgung darstellen möchte, nämlich Intensivmedizin, Neurologie, Geburtshilfe, Unfallchirurgie und Stroke Units. Der Mangel an bestimmten Fachärzten wirkt sich nicht nur im Spital aus, sondern ist eben auch, wie wir alle wissen, im niedergelassenen Bereich sehr stark spürbar. Beispielsweise liegt im Bereich der Kinder- und Jugendpsychiatrie die Anzahl der Kassenärzte in ganz Wien unter zehn. Im Bereich der Erwachsenenpsychiatrie, die man nicht Erwachsenenpsychiatrie, sondern allgemeine Psychiatrie nennt, haben wir zur Zeit in Wien weniger Kassenärzte als zu Beginn der Psychiatriereform 1979. - Das ist die augenblickliche Situation in diesem Feld. Die fehlenden Ressourcen im niedergelassenen Bereich werden, müssen, wollen aber gar nicht, müssen aber trotzdem von den Spitälern, die 24/7 geöffnet haben, kompensiert werden.

 

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