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Gemeinderat, 39. Sitzung vom 20.06.2023, Wörtliches Protokoll  -  Seite 79 von 110

 

Wie wir jetzt schon gehört haben, geht es im vorliegenden Poststück vor allem um das sogenannte Wiener Bildungsversprechen und die knapp 5 Millionen EUR Förderung für dieses Projekt. Ich möchte kurz darlegen, warum wir als GRÜNE dem leider - und ich sage tatsächlich: ehrlicherweise gesagt, leider - nicht zustimmen können. Es war ja von Anfang an groß angekündigt, es wird ein Schulentwicklungsprogramm geben. Das wird quasi die Schulen in Wien auf neue Beine stellen und das Vorbild soll die in Bildungskreisen zumindest sehr bekannte London Challenge sein oder auch Schulentwicklungsprogramme, wie sie es in Bremen oder auch in Hamburg und auch in US-amerikanischen Städten gegeben hat. Da haben wir uns gedacht, okay, super, das ist sehr cool, das könnte tatsächlich etwas Neues sein. Das könnte tatsächlich eine wirksame Sache sein, wo wir natürlich mit dabei sind, wo tatsächlich an Schulen, die große Herausforderungen haben, Schulentwicklung so gemacht wird, dass es den Schulen im Alltag, in der täglichen Arbeit der Lehrerinnen und Lehrer und im täglichen Lernen der Schülerinnen und Schüler etwas bringt und sich die Lernerfolge dadurch verbessern.

 

Dieses Schulentwicklungsprogramm gibt es leider in Wien nicht. Dieses Wiener Bildungsversprechen, so wie es auch dem Akt zu entnehmen ist und so wie wir es aus den Schulen hören, ist alles andere als ein Schulentwicklungsprogramm wie die London Challenge, das tatsächlich Auswirkungen auf den Lernerfolg und auf die Arbeitsbedingungen der Lehrerinnen und Lehrer hat. Das, was wir hier leider sehen, ist unserer Meinung nach absolut mutlos, visionslos und absolut ineffektiv.

 

Warum? - Wir haben es schon kurz gehört, es sind knapp 5 Millionen EUR für 10 Schulen. Es betrifft also knapp über 2 Prozent aller Pflichtschulen, die es derzeit in Wien gibt. Nächstes Jahr kommen dann 12 Schulen dazu, dann sind es vielleicht 4 Prozent, die das ganze Schulentwicklungsprogramm betrifft. Die 10 Schulen, die heuer dabei sind, sind aber übernächstes Jahr schon wieder weg, dann sind es wieder nur 2 Prozent aller Schulen. Da also davon zu reden, dass man allen Schülerinnen und Schülern der Stadt hilft und dass man die Flügel aller Kinder der Stadt hebt, ist absolut vermessen, wenn das 2 oder 3 oder 4 Prozent der Schulen, die es in Wien gibt, betrifft. (Beifall bei den GRÜNEN.)

 

Gleichzeitig gibt es ein Team, welches das umsetzt. Das sind 5 Leute, die das Wiener Bildungsversprechen umsetzen sollen. 5 Leute für 10 Schulen, die 5 Millionen EUR kosten, und die Hälfte dieser 5 Millionen EUR gehen tatsächlich ans Team und an die Tätigkeiten des Teams und gar nicht direkt an die Schulen. Wir sagen also tatsächlich, wenn man schon 5 Millionen EUR ausgibt und 5 Leute für 10 Schulen anstellt, wäre es viel effektiver, wenn man diese 5 Leute - nicht dieselben - oder diese Planstellen einfach den Schulen gibt. Dann wäre den Schulen mit Sicherheit sogar mehr geholfen, als wenn man 5 Leute im Stadtratsbüro oder bei der MA 56 anstellt, die dann für 10 Schulen ein Entwicklungsprogramm starten. (Beifall bei den GRÜNEN.)

 

Wir haben aber auch inhaltliche Kritikpunkte: Wir sind mit den Schulen, die da mitmachen, teilweise auch im regen Austausch, und was diese uns erzählen, ist tatsächlich leider sehr enttäuschend. Man hätte ja ein Schulentwicklungsprogramm machen können, das mutig vorangeht, das sagt, okay, wir haben hier Riesenprobleme und wir greifen tatsächlich an die Wurzeln dieser Herausforderungen an den Schulen. Das heißt, Personalmangel, das heißt aber auch: Wie wird unterrichtet, wer unterrichtet, wer leitet Schulen, wie werden die SchulleiterInnen unterstützt, welche Vorgaben gibt es für die SchulleiterInnen und wie können die Schulleiterinnen und Schulleiter diese Ziele auch erreichen? - All das gibt es leider nicht. Nach dem, was uns die Schulen berichten, gibt es vor allem Workshops, bei denen schulfremde Personen an die Schulen kommen, in sogenannten SCHILFs, schulinternen LehrerInnenfortbildungen, und dann dort den LehrerInnen, die die Arbeit am Standort seit 10, 15, 20 Jahren machen, sagen, wie sie ihre Arbeit denn besser machen können. Jetzt kann ich Ihnen als Lehrer eines sagen: Es gibt nichts Schlechteres, als wenn jemand Externer in die Schule kommt und den Lehrerinnen und Lehrern vor Ort sagt, wie sie ihren Job besser machen sollen. Also auch inhaltlich sehen wir dieses Wiener Bildungsversprechen leider als sehr ineffektiv und nicht gut an.

 

Wir haben vorhin von Kollegin Emmerling gehört, die Lehrerinnen und Lehrer können sich dann mehr auf die Schule konzentrieren und auf den Alltag an der Schule. Nach dem, was wir aus den Schulen hören, bedeutet dieses Wiener Bildungsversprechen für die Schulen, die dabei sind, derzeit bisher leider einen Mehraufwand, ohne dass sie direkt Geld bekommen, ohne dass sie bisher Geld bekommen haben, das sie im Schulalltag tatsächlich auch spüren und die Verbesserungen spüren. Das heißt, die Lehrerinnen und Lehrer und auch die DirektorInnen haben teilweise bisher einen Mehraufwand. Ihnen wird von außen kommuniziert, was sie denn besser machen können und was sie denn besser machen sollten, ohne dass sie gleichzeitig irgendwie Geld oder Ressourcen bekommen, die tatsächlich im Alltag für sie in der Arbeit spürbar sind.

 

Wir stellen daher einen Antrag, mit dem wir meinen, dass das viel mehr die Wurzel der Probleme angreift, und zwar den absoluten Mangel an Personal und vor allem an Lehrerinnen und Lehrern, den wir derzeit im Pflichtschulbereich haben. Wir haben schon oft darüber hier diskutiert. Von allen Seiten und von allen Parteien wird der LehrerInnenmangel Gott sei Dank mittlerweile als Problem gesehen. Die Ursachen haben wir auch schon viel diskutiert. Es geht um Pensionierungswellen. Es geht aber auch darum, dass Lehrerinnen und Lehrer das Bundesland oftmals wechseln oder leider ganz aus dem Beruf aussteigen, weil die Bürokratie viel zu viel wird, weil die Nachwirkungen der Corona-Zeit immer noch da sind oder auch, weil viele der LehrerInnenbildung Neu mittlerweile in die AHS wechseln.

 

Wir schlagen in unserem Antrag Verbesserungen vor, mit denen wir meinen, dass das tatsächlich die tägliche Arbeit der Lehrerinnen und Lehrer verbessern würde. Es geht um Arbeitsplatzbedingungen, dass die nächste

 

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