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Gemeinderat, 40. Sitzung vom 28.06.2023, Wörtliches Protokoll  -  Seite 33 von 102

 

Man hat kein Geld für mehr Musikschulen, auch heute schon öfters gefallen. (Der Redner hält mehrere Blatt Papier in die Höhe.) Das ist übrigens einer der 66 Anträge, die wir im letzten halben Jahr hier im Gemeinderat gestellt haben. Man hat kein Geld für richtig faire Gagen, nicht nur ein paar Hunderter für die kleineren Künstler beim Kultursommer - einer der 66 Anträge, die wir im letzten halben Jahr gestellt haben -, aber dafür hat man alleine für die Vereinigten Bühnen, ja, es ist ein Klassiker hier, 50 Millionen jährlich.

 

Liebe NEOS, warum nehmt Ihr eigentlich eure Chefin nicht ernst? Beate Meinl-Reisinger sagt selbst, in anderen Städten tragen sich solche Bühnen wirtschaftlich von selbst. Ihr seid herzlich eingeladen, bei unserem Antrag mitzustimmen. Wiens Steuerzahler und Steuerzahlerinnen werden über Gebühr belastet oder besser gesagt, sie werden über Gebühren außergewöhnlich belastet, und dann erfahren sie gleichzeitig, wie freizügig die Stadtregierung ihr Geld ausgibt. 50 Millionen im Jahr für nur 3 Bühnen, die Vereinigten Bühnen, 9 Millionen EUR für das Volkstheater.

 

Das Volkstheater zählt zu jenen Großbühnen der Stadt Wien, die nach den Vereinigten Bühnen die meisten Fördergelder erhält. 24 Millionen haben sie vom Bund und der Stadt bekommen, und dann speist man uns mit kurzen Aussagen ab. Zur Auslastung sagt etwa der Direktor: Das coole Publikum geht ins Volkstheater. Das heißt, wir müssen an der Coolness der Wiener arbeiten, damit mehr Leute hingehen. Die sehr geschätzte Frau Stadträtin sagt, die Auslastung wird dort immer besser. Mai 2023 lese ich in der „Presse“, letzte Spielsaison: 63 Prozent. Dann muss man sich Kritik gefallen lassen und auch jenen Satz wiederholen, den Sie, Herr Weber, im März 2019 gesagt haben: So kann und darf es für diese wichtige Theaterinstitution nicht weitergehen. Ich sage Ihnen noch etwas, das ist das, was wir alle spüren. Die Menschen in Wien haben auch ein Gespür dafür, ob sie verschaukelt werden oder ob man sie ernst nimmt. (GR Thomas Weber: Das weiß man!)

 

Das Volkstheater, gehen wir einmal kurz die Fakten durch, hat 832 Sitzplätze (in Richtung Amtsf. StRin Mag. Veronica Kaup-Hasler), 832 Sitzplätze, ja, gehen wir d’accord damit? (Amtsf. StRin Mag. Veronika Kaup-Hasler: Ich habe sie nicht gezählt!) Sie haben sie nicht gezählt, aber ich gehe davon aus, dass Sie als Kulturstadträtin wissen, wenn Sie dort auch auf der Bühne stehen, dass es 832 Sitzplätze hat. Sind wir uns da sicher? - Sie gehen rechts beim Volkstheater die Rampe hinauf, dann öffnen sich diese schweren Glastüren, dann gehen Sie links hinein zum Ticketshop. Dort stehen Sie beim Ticketshop und sagen: Grüß Gott, ich hätte gerne Karten für „Malina“, nach der Premiere, erste Vorstellung, 16. September. - Bitte gerne, wo wollen Sie denn sitzen? - Ich komme mit einer großen Gruppe, oben, zweiter Rang, hätte ich gerne. - Geht nicht. - Super, ich habe es online schon gesehen, es schaut aus, als wäre es ausverkauft. Dann nehmen wir die nächste Vorstellung. - Nein, geht auch nicht, ist auch nichts frei. - Was heißt, da ist nichts frei? - Ja, das öffnen wir nur bei Premieren.

 

Das heißt, 300 Plätze sind gesperrt, werden nicht verkauft. Das heißt, wir haben eigentlich nur noch 500 Plätze. Okay, Sie merken schon, was da gespielt wird. Was sagen Sie denjenigen, die sagen, klar, das schaut dann irgendwie voller aus, wenn es 300 Plätze weniger gibt. Was sagen Sie denjenigen, die sagen, Moment einmal, die kriegen die gleiche Förderung, 9 Millionen EUR, obwohl sie gar nicht den ganzen Saal füllen wollen, weil sie es eh sperren. - Moment, hört ihr das? (Der Redner legt die Hand an sein Ohr.) Nein, ich höre auch nichts. Ich höre keinen Aufschrei von euch, ich höre keinen Aufschrei der NEOS. (Heiterkeit bei GR Thomas Weber.) Herr Weber, weil Sie gestern gesagt haben, ich kann es auch googeln: „Rettet das Volkstheater!“, eure Seite ist noch immer online, das heißt so: „Rettet das Volkstheater!“ - Dann rettet bitte endlich das Volkstheater, das ist ein super Haus! (Beifall bei der ÖVP.)

 

Es ist ein wichtiges Haus für diese Stadt. Es ist auch wichtig, dass man das einmal sagt. Man muss nicht nur kritisieren, man muss auch Dinge benennen. Man muss auch sagen, dass 500 Tickets zu verkaufen, echt wirklich gut ist. Das ist richtig gut, aber bitte nicht im Volkstheater. Wenn der Saal viel größer ist, dann muss man sich etwas überlegen, diplomatisch gesagt. Ich habe eh schon genug gesagt, vielleicht redet ihr einmal miteinander.

 

Also erstens, ihr seid bitte dringend aufgerufen, im Sinne der Steuerzahler nicht nur an die Großen zu denken, da vielleicht das Fördergeld zu senken, sondern auch an die Kleinen zu denken. Diesen Antrag stellen wir heute. Zweitens, es braucht dringend einen Runden Tisch für ein offenes, ehrliches Gespräch zum Volkstheater. Ihr könnt gerne unsere Anträge unterstützen oder auch selbst tätig sein, es ist ja nicht so, dass ihr nicht in dieser Regierung sitzen würdet.

 

Liebe Wiener und Wienerinnen, was passiert jetzt, und ich rede aus der Erfahrung der letzten zweieinhalb Jahre? Egal, ob es in den Medien gemacht wird oder hier im Raum oder im persönlichen Gespräch mit mir, in der Sache passiert nichts. So ist die Politik, wenn man der Regierung gegenübersteht und als Oppositioneller hier ist. Das ist das Spiel der politischen Kräfte. Wir erleben nur immer wieder, dass dann als Reaktion der persönlichen Diffamierung viel mehr Raum gegeben wird als dem eigentlichen Thema und dem Problem. Man setzt sich also lieber mit mir als Person auseinander als mit der Kritik, als mit den Fakten. Und es sind Fakten, die ich Ihnen hier offenlege.

 

Nächste kurze Geschichte, und da möchte ich Sie in Schutz nehmen, Frau Stadträtin, denn ich weiß selbst, wie man als Spitzenpolitiker oft zu Terminen geschoben wird. Man geht dort gerne hin, man weiß ungefähr, worum es geht, aber man weiß nicht genau, wie es zu dieser Wahl gekommen ist. Im Herbst letzten Jahres gab es diese Wahl von „Theater heute“, wo das Volkstheater siebenfach ausgezeichnet wurde. Ich gratuliere dem Volkstheater dazu. - Ja, applaudieren wir dem Volkstheater einmal. (Beifall vom Redner sowie bei ÖVP und GRÜNEN.) Um das aber in Relation zu setzen: „Theater heute“ ist ein deutscher Verlag, Sie stehen auf der Bühne, sagen, es ist eine tolle Auslastung, in der Art. Sie wissen vermutlich

 

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