«  1  »

 

Gemeinderat, 40. Sitzung vom 28.06.2023, Wörtliches Protokoll  -  Seite 72 von 102

 

international. Ich denke da natürlich an die Iranerinnen, die mit unglaublich viel Mut für ihre Freiheit protestieren, oder aber in Europa auch an die Polinnen, denen ein Schwangerschaftsabbruch verweigert wird. Feststeht: Wir dürfen die Vergangenheit nicht einzementieren, meine sehr geehrten Damen und Herren. Wir müssen gemeinsam - da haben wir alle hier eine große Verantwortung - Rollenbilder aufbrechen.

 

Wien ist da wirklich ein gutes Beispiel. Wir arbeiten sehr aktiv für die Unabhängigkeit und Selbstbestimmtheit der Frauen. Wir interessieren uns für ihre Anliegen. Wir haben sie mit der größten Frauenbefragung in dieser Stadt gefragt. 77.000 Antworten sind eingegangen, die wir sehr, sehr ernst nehmen. Diese Antworten haben uns auch bestätigt - das wurde heute auch schon mehrfach erwähnt -, dass noch viel geschehen muss, bis eine Gleichstellung der Geschlechter faktisch erreicht ist. Noch immer kümmern sich vor allem die Frauen um den Haushalt. Noch immer kümmern sich vor allem die Frauen um die Kinder. Noch immer kümmern sich vor allem die Frauen um die Pflege. Es ist also Fakt: Eine Stunde Frau ist nicht gleich eine Stunde Mann. Was das für Alleinerziehende bedeutet, brauche ich, glaube ich, nicht extra auszuführen. Das, meine sehr geehrten Damen und Herren und liebe Kolleginnen und Kollegen, dürfen wir alle hier herinnen niemals aus den Augen verlieren. (Beifall bei SPÖ und NEOS.)

 

Wir haben aber auch das bei der Frauenbefragung erfahren: Es gibt grundsätzlich ein positives Zeugnis für die Stadt. Insgesamt sind die Wienerinnen mit ihrer Situation zufrieden - ob das die Arbeit betrifft, die Kinderbetreuung, die Wohnzufriedenheit oder die Öffis. Trotzdem haben wir, wie gesagt, alle Antworten und die Kritik sehr ernst genommen und Maßnahmen präsentiert.

 

Sie wurden heute schon vielfach erwähnt. Deshalb erlauben Sie mir, dass ich da jetzt nur in Stichworten darüber gehe: Die Mädchenzone am Hebbelplatz, „Mädchen feiern Technik“ - eines meiner Lieblingsprojekte -, der Töchtertag oder der „Töchtertag Kids“, bei dem es uns natürlich darum geht, dass wir bei den jungen Mädels frühzeitig Interessen wecken, frühzeitig Rollenbilder aufbrechen und vielleicht auch Unsicherheiten abbauen, die es in diesem Bereich gibt. Traue ich mir so einen Beruf zu? Kann ich in diesem Bereich tätig sein? Kann ich ein technisches Studium machen? - Ja, natürlich können die Mädels das, mindestens genauso gut wie die Burschen, wenn nicht vielleicht sogar ein bissel besser.

 

Vor diesem Hintergrund, dass wir unsere Ziele gemeinsam auch rasch erreichen - nämlich noch mehr Frauen und Mädchen für die technische Laufbahn zu begeistern -, sind natürlich all die WAFF-Aktivitäten zu sehen, die wir heute schon besprochen haben. Auch von meiner Seite hier von dieser Stelle aus ein großes Dankeschön an den WAFF, der sich gerade die Frauenpolitik sehr zu Herzen nimmt und ein absolut verlässlicher Partner ist. Danke vielmals dafür, denn nur so können wir in dieser Stadtregierung gemeinsam auch wirklich gesellschaftspolitische Signale im Interesse der Wienerinnen senden. (Beifall bei SPÖ und NEOS sowie von GRin Mag. Heidemarie Sequenz.)

 

Ein Thema, bei dem wir es immer wieder schaffen, auch über Parteigrenzen hinweg tätig zu sein, einer Meinung zu sein und uns auf einem wirklich guten Niveau auszutauschen - das möchte ich auch dezidiert hervorstreichen, weil es mir wichtig ist -, ist natürlich das Thema Gewaltschutz. Denn Gewalt gegen Frauen ist absolut inakzeptabel und jeder Femizid eine unfassbare Tragödie. Da sind wir uns alle einig. Da schauen wir in Wien - auch dank unserer wirklich guten Einrichtungen, die wir in diesem Bereich haben - auch gemeinsam hin. Da schauen wir nicht weg.

 

Natürlich muss ich schon zugeben, dass ich - stolz ist vielleicht das falsche Wort - sehr froh bin, dass wir gemeinsam ein fünftes Frauenhaus auf die Reise gebracht haben, dass wir es innerhalb kürzester Zeit errichten und jetzt auch schon eröffnen konnten. Ich freue mich auch - das gebe ich schon zu -, dass ich es gemeinsam mit allen Frauensprecherinnen besuchen durfte. Danke, liebe Martina Ludwig-Faymann, einerseits für eure Arbeit im Verein Wiener Frauen, aber andererseits auch für die Möglichkeit, dass wir uns selbst davon überzeugen konnten, wie großartig es dort geworden ist. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Es tut gut, zu wissen, dass uns das die Möglichkeit gegeben hat, dass wir jetzt ein älteres Frauenhaus speziell für junge Mädels errichten konnten. Also, es gibt das ja schon, aber wir konnten es umgestalten, weil sie besondere Betreuung brauchen. Es ist auch gut, dass wir so flexibel auf Bedürfnisse reagieren können, weil ihr als Expertinnen einfach wisst, welche sozialpädagogische Unterstützung die jungen Mädchen dort brauchen.

 

Auch die Kooperation mit dem AMS ist heute schon erwähnt worden. Es funktioniert also schon auch die Zusammenarbeit zwischen Wien und Bund sehr gut. Es ist gerade in diesem Bereich - bei der Kooperation mit dem AMS, um den Frauen wieder zu helfen, in einen Job zu kommen - wichtig, dass man alle parteipolitischen Scheuklappen fallen lässt. Denn man muss sich nur einmal vorstellen, wie es den Frauen geht, die von Gewalt betroffen sind und vor so einem Ehemann oder Partner flüchten und keinen Beruf haben. Sie brauchen einen Beruf. Sie brauchen wieder Geld, um ein selbstständiges, gewaltfreies Leben führen zu können und diesen Gewaltbeziehungen rasch und vor allem dauerhaft entfliehen zu können. Das ist auch für diesen ganzheitlichen Ansatz, den wir in diesem Bereich sehen, ganz, ganz wichtig. Deshalb gibt es auch eine gute Kooperation mit der Männerberatung Wien, die in ihrem Bereich auch wirklich großartige Arbeit leistet. Der Verein Wiener Frauenhäuser und die Männerberatung Wien haben eine ganz, ganz enge Zusammenarbeit. Das ist sehr, sehr gut und sehr, sehr wichtig in diesem Bereich. (Beifall bei der SPÖ und von GR Dipl.-Ing. Dr. Stefan Gara.) Danke schön.

 

Zusätzlich gibt es - auch das ist einzigartig - einen 24-Stunden-Notruf, der den Frauen zur Verfügung steht und der wirklich kompetente, gute, rasche und unbürokratische Hilfe leistet. Das ist etwas Besonderes, aber das ist enorm wichtig.

 

Wir versuchen, auch immer wieder Themen aufzugreifen, die gerade aktuell sind. Da ist das Thema K.-o.-Tropfen. Ich habe gerade auch von der deutschen Rockband

 

«  1  »

Verantwortlich für diese Seite:
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular