Gemeinderat, 41. Sitzung vom 20.09.2023, Wörtliches Protokoll - Seite 15 von 116
und Schülern feststellen müssen. Hier geht es darum, Basiskenntnisse auszubauen, als auch Sprachkenntnisse zu vertiefen. Das heißt, es gab unterschiedliche Levels an Sprachkursen, je nach Fähigkeit der Schülerinnen und Schüler.
Ein sehr positiver Aspekt dieser Sommerdeutschkurse ist neben dem Lernen der deutschen Sprache auch die Möglichkeit, dass der MIKA-D-Test, das heißt, die Testung, die bundesweit für Schülerinnen und Schüler im Spracherwerb vorgesehen ist, nach dem Sommer nachgeholt werden kann und damit ein möglicher Aufstieg erleichtert wird. Für die Kursdauer waren bewusst zwei Wochen gewählt, da das eine zumutbare Zeit ist, um auch im Sommer zu lernen. Der Unterricht war altersgerecht aufbereitet, je nach Alter der Schülerinnen und Schüler, und fand in kleineren Gruppen als im Klassenverband statt, das heißt, es waren maximal 16 Kinder in der Gruppe. Hier gab es neben dem Unterricht in den Klassenräumen auch Ausflüge, Exkursionen und auch ein gemeinsames Angebot in den Pausen.
Das Angebot wurde sehr gut angenommen für das erste Jahr. Wir hatten eine Auslastung von etwas über 90 Prozent, was für solche Programme eine recht ideale Auslastung ist. Ein bisschen mehr könnte noch gehen, aber nicht allzu viel, dann müssten natürlich die Plätze aufgestockt werden. Insgesamt gab es 2.760 Kursplätze. Und von diesen Kindern und Jugendlichen haben 91 Prozent der angemeldeten Kinder die Kurse positiv abgeschlossen. Das ist eine unglaublich hohe Anzahl, wenn man sie beispielsweise vergleicht mit der Sommerschule, die es ja seit einigen Jahren gibt, wo die No-Show Rate wesentlich höher ist, bis zu einem Viertel. Das heißt, die Absolvierendenquote von 91 Prozent ist sehr zufriedenstellend.
Bei den Gruppen, aus denen sich die Schülerinnen und Schüler zusammengesetzt haben, waren an Platz 1 Kinder mit ukrainischer Erstsprache, auf Platz 2 Kinder mit arabischer Erstsprache, danach Russisch, Persisch, Türkisch. Das sind insgesamt über 56 Erstsprachen, die hier zusammengekommen und in der deutschen Sprache gefördert worden sind, auch im Selbstbewusstsein zur deutschen Sprache. Ich habe selbst einen Kurs besucht, da waren zum Beispiel Kinder, die schon ganz gut Deutsch gekonnt haben, sich aber nicht getraut haben, im Klassenverband Deutsch zu reden, weshalb auch die Unterstützung des Selbstbewusstseins für die deutsche Sprache ein Mitziel war.
Der Erfolg des Projektes zeigt, dass Kinder auch im Sommer lernen können und wollen, wenn es diese Angebote gibt, dass viele Eltern auch bereit sind, ihre Kinder für solche Kurse anzumelden, und sich sehr viele Eltern auch gefreut haben über dieses Angebot, weil viele Eltern für die Bildungschancen ihrer Kinder ein großes Interesse haben.
Neben dem Lernen geht es natürlich, was mich besonders freut, immer auch um einen sozialen Aspekt, nämlich das Kennenlernen von neuen Kindern, das Knüpfen von Freundschaften und das Sammeln von Erfahrungen. Insgesamt wurde mir von einer sehr positiven Stimmung berichtet, sowohl von den unterrichtenden Personen als auch von den Kindern. Und ich möchte zum Abschluss sehr herzlich Interface und der Bildungsdirektion für die Durchführung danken. Dieses Projekt ist sehr kurzfristig aufgestellt worden, und es ist in Zeiten von Fachkräftemangel nicht selbstverständlich, dass wir so viele Personen gefunden haben, die auch im Sommer Deutsch unterrichten. Und all denen, die sich bereit erklärt haben, ein herzliches Dankeschön, dass Sie mit diesen Kindern im Sommer gearbeitet haben. (Beifall bei NEOS und SPÖ.)
Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Die 1. Zusatzfrage wird von Herrn GR Mag. Konrad gestellt. Bitte, Herr Gemeinderat.
GR Mag. (FH) Jörg Konrad (NEOS): Vielen Dank, Herr Stadtrat, für die Beantwortung der Frage zu diesem so wichtigen Projekt und auch schön zu hören, wie positiv die Ergebnisse hier ausgefallen sind. Gibt es von Ihrer Seite auch Wünsche an die Bundesregierung, damit wir in Wien noch mehr Jugendliche und Kinder mit diesen Sommerdeutschkursen erreichen können?
Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Bitte, Herr Vizebürgermeister.
VBgm Christoph Wiederkehr, MA: Ja, die gibt es, gerne gleich zum Mitnehmen, ich habe sie natürlich selbst auch schon deponiert, sowohl im Bildungsministerium als auch bei vielen Akteuren der ÖVP, nämlich die Frage einer möglichen Verpflichtung für manche Gruppen, die ein Angebot im Sommer besonders brauchen würden, aber dieses nicht in Anspruch nehmen. Insgesamt sehen wir, dass das Projekt und die Möglichkeit breit angenommen worden sind. Wir sehen aber auch, dass manche Bevölkerungsgruppen davon nicht Gebrauch machen, obwohl es die Kinder besonders benötigen würden. Und das finde ich im Sinne der Chancengerechtigkeit den Kindern gegenüber unfair, weil genau diese Kinder dieses Angebot im Sommer besonders brauchen würden, um erfolgreich einen Schulabschluss in Österreich zu absolvieren. Wir haben in Wien allerdings keine rechtlichen Möglichkeiten, hier mögliche Verpflichtungen einzuführen. Wir können nur bestmöglich informieren und tun das über die Schulen, mit Briefen, mit Elternarbeit. Aber in letzter Konsequenz wäre eine mögliche Verpflichtung, die die Schulen selbst aussprechen können und sollen, sinnvoll, um allen Kindern, die es benötigen, diese Bildungschancen zu ermöglichen. Daher ist mein Wunsch, eine rechtliche Möglichkeit einer Verpflichtung von Sommerdeutschkursen oder auch der Sommerschule für außerordentliche SchülerInnen.
Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Die 2. Zusatzfrage wird von Frau GRin Mag. Mag. Malle gestellt. Bitte, Frau Gemeinderätin.
GRin Mag. Mag. Julia Malle (GRÜNE): Guten Morgen, Herr Bildungsstadtrat. Ich teile Ihre Einschätzung, was Interface betrifft. Ich kenne als Pädagogin diese Organisation relativ genau und teile auch die Einschätzung, dass da immer wieder sehr gute Ergebnisse erzielt werden. Interface leistet aber auch während des Schuljahres hervorragende Arbeit. Nur habe ich die Beobachtung gemacht, dass viele PädagogInnen und auch Eltern
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