«  1  »

 

Gemeinderat, 44. Sitzung vom 22.11.2023, Wörtliches Protokoll  -  Seite 54 von 91

 

uns das ein großes Anliegen. Ich glaube, ich kann sagen, dass das quer über alle Fraktionen ein Anliegen ist.

 

Ich möchte hier lobend erwähnen, dass der AgSTEP in Zusammenarbeit mit der Landwirtschaftskammer zustande gekommen ist. MA 58 und Landwirtschaftskammer waren da in sehr gutem Austausch. Es gab im Zeitraum von Jänner 2022 bis September 2023 einen Arbeitskreis mit elf Sitzungen und natürlich zahlreiche Begehungen vor Ort. Für den Erhalt der landwirtschaftlichen Flächen in Wien ist es nämlich wichtig, diese klar auszuweisen. Das geschieht eben mit dem AgSTEP alle zehn Jahre, indem sogenannte Vorrangflächen definiert werden. Der letzte AgSTEP trägt den Titel AgSTEP 2014. Der nächste - der, den wir heute beschließen werden - nennt sich AgSTEP 2024. Deshalb war es eben mit einer gewissen Vorlaufzeit notwendig, ihn zu evaluieren und zu aktualisieren.

 

82 Prozent der Agrarflächen Wiens wurden durch den AgSTEP nun eben als geschützte Vorrangflächen ausgewiesen. Das sind insgesamt 4.878 ha. Ich freue mich besonders, dass gegenüber dem letzten AgSTEP netto sogar noch Flächen dazugekommen sind, nämlich 18 ha zusätzlich. Im Vergleich wiederum zum AgSTEP davor - jenem von 2004 - sind es sogar um 51 ha mehr. Wir stellen also mehr Flächen unter Schutz, als es bisher waren, vor allem in der für die Landwirtschaft besonders wichtigen Kategorie 1.

 

Besonders gewachsen sind die Vorrangflächen im 22. und 21. Bezirk, dort vor allem Ackerflächen. Was mich als Döblingerin aber wieder besonders freut: Auch im 19. Bezirk kamen 12 ha dazu. Es wurden also zusätzliche Flächen als Vorrangflächen ausgewiesen, zum Beispiel am Nußberg.

 

Ich möchte jetzt noch ganz konkret auf Rothneusiedl eingehen, da es im neuen AgSTEP eine besondere Erwähnung erfahren hat. Das ist ja ein wichtiges Stadtentwicklungsgebiet mit U-Bahn-Anschluss, wo neue Wohnungen und neue Betriebsansiedelungen entstehen werden. Es wird aber dennoch sichergestellt sein, dass die Landwirtschaft dort weiterhin eine wichtige Rolle spielt, nämlich einerseits die herkömmliche, traditionelle Landwirtschaft, aber eben auch die moderne, innovative Lebensmittelproduktion im urbanen bebauten Gebiet, zum Beispiel durch die Produktion in und auf Gebäuden - zum Beispiel mit den vorhin erwähnten Rooftop Farms - oder den Einsatz alternativer Energie- und Kreislaufsysteme. Man kann zum Beispiel schauen, wie sich die Abwärme aus Gewerbebetrieben für die Landwirtschaft nutzen lässt. Der Zukunftshof Rothneusiedl fungiert dabei als Impulsgeber für so eine innovative, lokale und ressourcenschonende Landwirtschaft.

 

Es wird sicherlich sehr viele spannende Projekte und Initiativen geben, neue landwirtschaftliche Betriebe, Food-Start-ups, und so weiter. Es wird einen Hofladen, ein Experimentierfeld und ein Reallabor geben, wo man sich anschauen wird, wie Dinge wie Energie- und Kreislaufwirtschaft in der Lebensmittelproduktion der Zukunft gut funktionieren können.

 

Schnecken gibt es in Rothneusiedl schon, vielleicht in Zukunft auch Fischzucht, Pilzzucht und Algenzucht. Darauf bin ich schon sehr gespannt. - Danke schön. (Beifall bei den NEOS sowie von GR Dr. Kurt Stürzenbecher und GR Erich Valentin.)

 

Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Als Nächste zu Wort gemeldet ist GRin Sequenz. Bitte.

 

14.50.53

GRin Mag. Heidemarie Sequenz (GRÜNE)|: Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Liebe Kollegen und Kolleginnen! Auch die Zuschauer via Livestream begrüße ich ganz herzlich.

 

Wir diskutieren den Agrarstrukturellen Entwicklungsplan, kurz AgSTEP 2024 genannt. Ich werde dazu zwei Anträge einbringen. Einer fordert die Landesregierung auf, ein effizientes Grundverkehrsgesetz auf den Weg zu bringen, wie es auch andere Bundesländer haben, damit diese vielen Grundstücke nicht mehr der landwirtschaftlichen Nutzung entzogen werden. Das ist der erste Antrag. Der zweite Antrag fordert, dass die landwirtschaftlichen Flächen im westlichen Donaufeld - größtenteils ökologisch und biologisch bewirtschaftet - erhalten bleiben, indem sie in die Vorranggebiete aufgenommen werden. Das ist der zweite Antrag. Mit dem möchte ich jetzt anfangen.

 

Wer von Ihnen einmal von der Spitze des Donauturms aufs Donaufeld heruntergeschaut hat, wird gesehen haben: Wow, das ist ziemlich groß - 63 ha. Es geht fast bis zur Oberen Alten Donau hinunter. 2017 wurde das Quartier „An der Schanze“ gewidmet. Das ist im östlichen Teil des Donaufeldes. Auf dem westlichen Teil gibt es eine Bausperre. Genau um den handelt es sich. Zwischen diesen zwei Gebieten gibt es einen wirklich schönen breiten Grünzug. Der hat eine Sww-Widmung und wurde damals auch mitgewidmet.

 

Warum ist das Donaufeld so wichtig? - Ich habe es eh schon erwähnt: Im östlichen Donaufeld wird der Großteil biologisch bewirtschaftet. Das heißt, das sind Gärtnereien, das sind Ackerbaubetriebe, das sind Gemeinschaftsgärten, das sind Selbsterntefelder. Sogar eine Brombeerplantage gibt es dort. Das ist einmal ein Grund. Der zweite Grund: Neben Simmering ist das Donaufeld ein ganz, ganz wichtiger Faktor in der Versorgung von Wien mit Gemüse. Der dritte und wirklich sehr, sehr wichtige Punkt: Das Donaufeld hat einen äußerst wertvollen Schwemmlandboden, der zum Beispiel durch die Nähe der Donau nicht so schnell austrocknet, wie das zum Beispiel im Marchfeld gegeben ist. Nur 8 Prozent aller Ackerflächen in Österreich haben diese Qualität. Bitte lassen Sie das einsinken! Nur 8 Prozent aller Ackerflächen in Österreich haben die Qualität, die das Donaufeld hat. Was kommt noch dazu? - Durch die Nähe - es liegt ja doch relativ zentral - gibt es kurze Verkehrswege. Es muss nichts weit transportiert werden. Durch die Gärtnereien ist es auch sehr wichtig für die Biodiversität.

 

All das, was ich jetzt hier aufgezählt habe, steht in der Präambel des AgSTEP 2024 über Seiten aufgelistet. Ich muss dem Verfasser dieser Präambel wirklich gratulieren. Das ist ganz, ganz, ganz toll formuliert. Ich möchte nur einen Satz daraus zitieren: Die Wichtigkeit einer regionalen, ökologischen und hochwertigen landwirtschaftlichen Produktion wird darin betont. Warum? - Die garantiert eine lokale Versorgung, die garantiert Ernährungssouveränität - Stichwort: Ukraine-Krieg -, die verspricht den Erhalt der

 

«  1  »

Verantwortlich für diese Seite:
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular