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Gemeinderat, 47. Sitzung vom 19.12.2023, Wörtliches Protokoll  -  Seite 12 von 95

 

auch bei einem reduzierten künstlerischen Output haben wir einmal gesagt, ihr behält die Förderungen, egal, was jetzt passiert. Damit wurde den geförderten Institutionen und Vereinen ermöglicht, bereits getroffene Vereinbarungen mit KünstlerInnen einzuhalten - das sind ja Verträge, die jahrelang im Voraus gemacht werden - und Gagen auszuzahlen. Drohten Liquiditätsprobleme, konnten Raten seitens der Stadt für bereits genehmigte Förderungen vorgezogen werden. So konnte die Kulturabteilung von Rückforderungen bereits zugesagter beziehungsweise ausbezahlter Subventionen Abstand nehmen, wenn die notwendigen Dokumentationen und Abrechnungen vorgelegt wurden. Das war natürlich auch ganz wichtig, dass man da wirklich auch wirtschaftlich geschaut hat, was jeweils vorgelegt wurde. Auch neue Einreichungen konnten weiterhin im Gemeinderat beschlossen werden.

 

Aber auch die freischaffenden KünstlerInnen und WissenschaftlerInnen in Wien sollten rasch und unkompliziert in der Fortführung ihrer Tätigkeiten unterstützt werden. Dafür waren bereits im März 2020 spontan als Maßnahme für die Zeit der Corona-Krise konzipierte Arbeitsstipendien sehr gut geeignet. Die Arbeitsstipendien wurden in den Sparten Film, Literatur, Musik und Stadtteilkultur, Wissenschaft, Theater und bildende Kunst vergeben. Fast 90 Prozent der 2.619 eingereichten Ansuchen wurden für diese Förderung ausgewählt. 2.310 KünstlerInnen konnten auf diese Weise für ihre künstlerische Tätigkeit mit insgesamt 6,3 Millionen EUR unterstützt werden. Das ging unglaublich rasch und unkompliziert. Da waren wir auch wirklich schneller, als der Bund reagieren konnte. Die Arbeitsstipendien wurden in der Folge weiterentwickelt und sind seit 2021 als Jahresstipendien fixer Bestandteil des Förderprogramms. Wir haben es jetzt so, dass wir 84 KünstlerInnen verschiedener Sparten durch Jurys aussuchen, und sie erhalten 18.000 EUR pro Jahr, in der Summe sind das 1,5 Millionen EUR. Diese Förderschiene bietet also in nach wie vor unsicheren Zeiten gute Arbeitsperspektiven und entlastet.

 

Ebenfalls 2021 wurden die Stadtateliers der MA 7 etabliert, die bildenden KünstlerInnen für zwei Jahre die kostenfreie Nutzung von Atelierräumen ermöglicht. Auch dieses Programm wurde in Reaktion auf die soziale Lage der KünstlerInnen und steigende Raummieten ausgebaut. 2027 machen wir wirklich ein, glaube ich, weltweit einzigartiges Projekt am Otto-Wagner-Areal, ein Atelierraum für bis zu 100 parallel arbeitende KünstlerInnen wird dann bezugsfertig sein.

 

Es war aber auch wichtig, Bereiche des kulturellen Lebens unter diesen Schutzmantel zu bringen, die nicht zu den traditionellen FördernehmerInnen zählen, weil Geschäftsmodelle durch die Krise nicht mehr wie früher funktionieren konnten. Ich denke jetzt an Kabaretts, die sonst in Normalzeiten ja sehr gut von ihren Einnahmen leben können. Kabaretts, Clubs, Arthouse-Kinos, das sind die Ersten, die ohne Unterstützung in einer solchen Situation gefährdet sind und im schlimmsten Fall für immer aus der Stadt verschwinden. Konkret konnte 2020 für die Unterstützung des künstlerischen Programms der Spielstätten Kulisse, Stadtsaal, Gruam, Globe, Orpheum, Casanova Vienna, Theater am Alsergrund, Theater Kabarett Simplicissimus, Kabarett Niedermair eine Förderung in der Höhe von 3 Millionen EUR als Kabarettpaket vergeben werden.

 

Im Jahr 2021 folgte dann die Sonderförderung für Wiener Programmkinos, für die 1 Million EUR bereitgestellt werden konnte. Die Stadt Wien ist stolz auf ihre in Europa wohl einmalige diverse Kinolandschaft und unterstützt mit aller Kraft deren Erhalt und Weiterentwicklung. Mit Sonderfinanzierung haben wir auch dazu beigetragen, diese wunderbaren Orte, die uns allen ein Begriff sind, zu bewahren, darunter auch Kinolegenden wie das Filmcasino, Breitenseer Lichtspiele, das Votiv- oder Haydnkino. Das Gartenbau und die Breitenseer Lichtspiele haben wir, wie Sie wissen, noch dazu renovieren können.

 

Als eine besonders wichtige Maßnahme im Bereich Clubkultur hat sich die Vienna Club Commission erwiesen, ein wichtiges Anliegen auch unseres Koalitionspartners und von uns - also ein ganz wichtiger Vorstoß. Bereits vor Ausbruch der Pandemie 2020 als Pilotprojekt initiiert, um zu evaluieren, wie ClubbetreiberInnen und VeranstalterInnen unterstützt werden können, wurde sie zu einem wichtigen Werkzeug, um die schwer betroffene Clubszene in dieser Ausnahmezeit zu beraten. Ab Juni 2022 wurde nachhaltig für mindestens fünf Jahre eine Vienna Club Commission implementiert, die dem Genre Clubkultur verstärkt zur Seite steht.

 

Bei all dem wurde das Publikum nicht vergessen und mit dem Wiener Kultursommer ein Format entwickelt, das auch außerhalb des Landes für Aufsehen sorgt. Temporär errichtete Bühnen boten KünstlerInnen Auftrittsmöglichkeiten, als die Häuser geschlossen waren, und den Menschen die Möglichkeit, Open Air bei freiem Eintritt und sicher vor Infektionen auch Kultur zu genießen. Der große Erfolg - es ist sofort angekommen und angenommen worden - führte eben zu einer Bestätigung. Inzwischen wird der Kultursommer von einer eigenen GmbH veranstaltet und erfreut sich großer Beliebtheit. So besuchten heuer 80.000 die 9 Pop-up-Bühnen, und wir haben auch dafür gesorgt - was auch einzigartig ist -, dass die Häuser zum Leben, also wo die älteren Menschen, die weniger beweglich sind, die auch durch die Corona-Krise noch einmal vorsichtiger geworden sind, sich in Öffentlichkeiten zu begeben, voll sind. Auch da gibt es ein großes Programm, und auch dieses Programm wird im Sommer gerne angenommen.

 

Dann haben wir sozusagen geholfen, dass langsam - und das ist natürlich langsam gegangen - ein Normalbetrieb am Ende der Pandemie zunehmend wieder möglich ist. Wir wissen genau, wenn wir uns die Daten heute anschauen, diese Pandemie hat kein Ende, denn Corona ist nach wie vor unter uns, und jeder hat genug Verwandte, Bekannte, Freunde, Mitarbeiter, die jetzt noch einmal und gar nicht so wenig stark Corona hatten. Es ist also nur die offizielle Wahrnehmung jetzt anders als noch vor Jahren. Es war also wirklich ein langsamer Start, ein vorsichtiger Start. Leichter hatten es da die Museen, schwieriger hatten es unisono alle Theater, egal, wo man hingeblickt hat.

 

Dann im Frühjahr 2022, nach den zwei schwersten Jahren seit Jahrzehnten für diese ganze Branche, setzte

 

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