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Gemeinderat, 49. Sitzung vom 24.01.2024, Wörtliches Protokoll  -  Seite 65 von 69

 

diese Unterschiedlichkeit auch festzuhalten, in aller Verbundenheit für unseren gemeinsamen Antrag, aber wir als Volkspartei sehen uns schon als Motor des Umdenkens in Europa, und das haben wir gerade in der Migrationsfrage zuletzt mehrfach bewiesen.

 

Meine Damen und Herren, aber jetzt zum eigentlichen Thema, zur Anerkannten Europäischen Schule. Was ist die Ausgangsposition? Die Ausgangsposition ist, glaube ich, klar: Wien ist eine Weltstadt, Wien ist eine ganz wesentliche Metropole und Wien ist auch einer der wesentlichen Hauptsitze der Vereinten Nationen. Wir sind als Wien eine ganz bedeutende internationale Stadt mitten in Europa, und als Stadt im Herzen von Europa sollten wir doch ganz klar das Ziel haben, dass wichtige Institutionen der Europäischen Union auch künftig ihren Sitz in Wien haben. Und, meine sehr geehrten Damen und Herren, Wien braucht noch mehr Vorteile für die Ansiedlung international tätiger Unternehmen in Wien. Denn mehr internationale Institutionen, mehr internationale Unternehmen, die in Wien ihr Unternehmen vorantreiben, bringen wirtschaftliches Wachstum. Sie sichern und schaffen Arbeitsplätze für die Menschen, die in Wien leben, und sie sind dadurch ein Gewinn für den Wirtschaftsstandort Wien. Ich glaube, das ist unbestritten.

 

In allen von mir genannten Institutionen oder Unternehmen sind Menschen, Menschen, die gerade bei international tätigen Institutionen und Organisationen viel Mobilität aufbringen und ihren Lebensmittelpunkt oft alle zwei, drei Jahre verändern müssen, von einem Land zum anderen ziehen, von einer Stadt zur anderen ziehen. Und ein ganz wesentliches Motiv für die Entscheidung, das Unternehmen zum Beispiel in Wien anzusiedeln und hier in Wien den Lebensmittelpunkt zu wählen, ist es, einen guten Schulplatz für die Kinder zu finden. Ein Schulplatz, der auch einen gleichen Bildungsstandard garantiert, wenn man den Wohnsitz eben innerhalb weniger Jahre von einem Land zum anderen, von einer Stadt zur anderen wechseln muss. Es liegt also ganz nahe, dass Wien, geographisch im Zentrum Europas gelegen, auch der Standort für eine Europäische Schule sein soll. Und für dieses Ziel wollen wir heute durch diesen Antrag im Wiener Gemeinderat auch den ersten entscheidenden Schritt setzen, als internationale Weltstadt, als Großstadt im Herzen Europas wollen wir eine Europäische Schule in Wien errichten.

 

Was ist jetzt die Europäische Schule, und was ist eine Anerkannte Europäische Schule, damit wir uns da durch den Dschungel der Begriffe einmal durchhanteln? Die ersten Europäischen Schulen sind ja 1953 gegründet worden, genau mit dem Motiv, damit Beschäftigte der europäischen Institutionen eine passende Ausbildung für ihre Kinder gewährleisten können, unabhängig auch vom wechselnden Arbeitsplatz innerhalb Europas, vom Kindergarten bis zum Abschluss mit einem Europäischen Abitur und mit Europa-weit einheitlichem Lehrplan. Das war damals die Idee. Den Kindern wird eine hochwertige schulische Ausbildung garantiert, die in den jeweiligen europäischen Unterrichtssprachen, aber auch unter ganz besonderer Berücksichtigung der Muttersprachen unterrichtet wird und vor allem auf dem Grundsatz der Mehrsprachigkeit aufbaut und den Grundsatz der Mehrsprachigkeit im Unterricht auch lebt. Und gleichzeitig fördert eine Europäische Schule auch das, was uns als Europa-Partei wichtig ist, nämlich das Europa-Bewusstsein von Schülerinnen und Schülern für europäische Werte, für unsere Geschichte und für unsere Kultur, was auch ihre Identifikation mit dem gemeinsamen europäischen Erbe stärkt. (Beifall bei der ÖVP.)

 

Meine Damen und Herren, das beginnt mit der Elementarbildung - so ist es auch in dieser Schule vorgesehen -, geht über die Primarstufe und die Sekundarstufe 2 und schließt mit dem Europäischen Baccalauréat ab. Dieser Schulabschluss legitimiert damit zu einem Studium in jedem Mitgliedsland der Europäischen Union, aber auch darüber hinaus in vielen Staaten dieser Welt.

 

In Europa gibt es derzeit 13 Europäische Schulen und 24 Anerkannte Europäische Schulen, und was vielfach gar nicht beachtet worden ist: Es gibt seit knapp 2 Jahren auch in Innsbruck bereits eine erste Anerkannte Europäische Schule. Damit wir ein bisschen zum Unterschied zwischen der Europäischen Schule und der Anerkannten Schule kommen: Während die Europäischen Schulen in Städten mit vorhandenen EU-Institutionen von der Europäische Union eingerichtet, verwaltet und finanziert werden, können sich Mitgliedstaaten, bei denen es die europäischen Institutionen in der Form noch nicht gibt, um eine Anerkannte Europäische Schule bewerben, die das gleiche europäische Unterrichts- und Erziehungsmodell mit identen Lehrplänen und mit dem identen Abschluss anbietet und die dann von der öffentlichen Hand des jeweiligen Staates oder auch von Privaten finanziert wird.

 

Wir streben deshalb in Wien die Form einer Anerkannten Europäischen Schule an, womit wir natürlich auch dann für jene Institutionen noch attraktiver werden, die wir verstärkt nach Wien bekommen wollen, nämlich für Institutionen der Europäischen Union. Wir werden aber als Standort auch attraktiver für international tätige Unternehmen und eben ein Motiv für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die Unternehmen in Wien anzusiedeln und die Kinder auch auf einen geeigneten Schulplatz zu bringen.

 

Meine Damen und Herren, ich möchte es ganz klar betonen und sage das auch sehr deutlich: Wir als Wiener Volkspartei und ich darf auch sagen, ich persönlich, haben uns in den letzten Monaten sehr intensiv mit der Machbarkeit dieses Projektes befasst, und wir haben Partner gefunden. Wir haben Partner in der Europäische Union gefunden, wir haben Partner in der Österreichischen Bundesregierung gefunden, und ich freue mich sehr, dass wir Partner im Wiener Gemeinderat gefunden haben, in Form der Fraktionen der SPÖ, der NEOS und der GRÜNEN.

 

Ich möchte auch ganz klar betonen, dass die Wirtschaftskammer Wien in ganz besonderer Form an der Entwicklung dieses Projektes gearbeitet hat, sodass wir diesen heute gestellten Antrag nicht auf Basis eines Wunschdenkens, sondern auf Basis einer vorliegenden wirklich umfassenden Machbarkeitsstudie stellen können. Ich sage allen Beteiligten Danke, dass sie unsere Initiative aufgenommen haben und dass wir jetzt gemeinsam den nächsten Planungsschritt gehen können.

 

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