Gemeinderat, 50. Sitzung vom 22.02.2024, Wörtliches Protokoll - Seite 15 von 103
dort eigentlich auch genau über dieses Thema gesprochen. Eine kurze Einleitung zu unserem Projektgebiet: Es umfasst in Summe 120 ha, geht also über das Westbahnareal hinaus, weil wir uns natürlich bemüht haben, auch die umliegenden Bestandsgebiete mitzubetrachten. Es umfasst 21.500 Einwohner und Einwohnerinnen.
Im Herbst 2022 haben wir den Prozess für die Erarbeitung eines Stadtteilentwicklungskonzeptes gestartet, begleitet von wirklich sehr umfassenden Beteiligungsangeboten wie Dialogtagen, einer Dialogradtour, Quartierswerkstätten, und so weiter. Ziel des SEK ist einerseits eine qualitätsorientierte Weiterentwicklung der gründerzeitlichen Bestandstadt, also des Bestandes, den wir dort im 15. Bezirk haben, und gleichzeitig ein zukunftsfähiges Programm für das Westbahnareal. Die Ausgangssituation ist jetzt, dass die Bahninfrastruktur, also sprich, der Westbahnhof und die Gleise, schon eine sehr große Barriere im 15. Bezirk darstellen, über die man eigentlich nur an wenigen Punkten drüberkommt. Es ist also wirklich ein bisschen ein Keil, der sich durch den Bezirk zieht.
Wir haben eine sehr dichte Bebauung im Gründerzeitbereich mit großteils einer Wohnnutzung und untergeordnet auch einer betrieblichen Nutzung. Der Grünanteil im Bezirk ist sehr niedrig. Es gibt durch den Westbahnhof mit Bahn, U3, U6, Straßenbahn- und Buslinien eine sehr gute öffentliche Anbindung.
2005 ist bei diesem Gebiet erstmals in einem Masterplan „Wien Westbahnhof“ ein Entwicklungsstreifen entlang der Felberstraße identifiziert worden. Die ÖBB sind jetzt gerade dabei, wichtige Infrastrukturprojekte in Wien umzusetzen. Die Attraktivierung der Verbindungsbahn oder die Modernisierung der Schnellbahn seien als eines dieser Projekte genannt. Die ÖBB haben ganz klar als Vorgabe gegeben, dass sie den Westbahnhof auch weiter als Bahnhof benötigen und dieser auch weiter in Betrieb bleiben wird. Das ist, glaube ich, auch ein ganz wichtiger Faktor, weil viele ja glauben, es geht um das gesamte Areal des Westbahnhofs. Nein, es ist wirklich nur ein sehr schmaler Abschnitt zwischen der Felberstraße und dem Beginn der Gleistrasse, den es hier zu betrachten gibt.
Zum Thema Stadtklimaanalyse: Sie wissen, wir haben ja für die Stadt eine sehr gute Stadtklimaanalyse, wie ich finde. Natürlich werden bei städtebaulichen Planungsprozessen dieser Größenordnung stadtklimatische Aspekte mit einbezogen. Das äußert sich nicht zuletzt dadurch, dass gerade der Grün- und Freiraum und die klimasensible Entwicklung von Neubau und Bestand nicht nur in diesem Projekt, sondern auch in vielen anderen ein großes Thema sind. Nur zur Erinnerung: Im aktuellen, also im jetzigen Flächenwidmungsplan sind auf diesem Gebiet fünf Hektar Bauland und zwei Hektar Grünland vorgesehen. Das darf man auch nicht vergessen. Also, das sind einmal sozusagen die Startbedingungen, wenn Sie so wollen, unter denen wir dieses Projektgebiet einmal betrachtet haben.
Sie wissen, wir haben in der Stadtentwicklungskommission einen ganz anderen Beschluss gefasst - in der Konzeptphase, in der wir uns jetzt noch befinden -, einen, wie ich finde, sehr, sehr guten Beschluss, nämlich dass wir auf einer sechs Hektar großen Fläche einen fünf Hektar großen Landschaftspark vorsehen und lediglich ein Hektar der Fläche überhaupt verbaut werden können soll. Da reden wir einerseits von der Fläche rund um die Parkgarage, die direkt am Westbahnhof ist, und um den Bereich um die Brücke, die hier in der Mitte als Schmelzbrücke über das Schienenareal drübergeht.
Warum - das haben wir eigentlich schon in der STEK besprochen. Sie haben ja diese Frage auch dort schon gestellt. Ich hatte gehofft, dass wir sie gut beantwortet hatten, aber scheinbar war das nicht der Fall. Ich glaube, es hätte einfach auf der Betrachtungsebene, auf der wir uns jetzt befinden … Ich sage nur zur Erinnerung: Wir sind jetzt gerade dabei, ein Stadtteilentwicklungskonzept auf den Weg zu bringen. Dann kommt noch ein städtebauliches und freiraumplanerisches Leitbild und - damit verbunden - vertiefende Untersuchungen. Das ist für mich der Zeitpunkt, an dem es wirklich Sinn macht, dort eine Mikroklimaanalyse zu machen, wie wir das auch bei vielen anderen Projekten, zum Beispiel beim Neuen Landgut und bei der Muthgasse, gemacht haben, wenn ich denn weiß, was ich dort konkret vorhabe.
Wir sind jetzt wirklich auf einer sehr groben Konzeptebene, wo es aus meiner Sicht keinen Sinn macht, einen Klimatologen zu fragen: Wird das besser als jetzt, wenn wir anstatt fünf Hektar Bebauung fünf Hektar Park machen? Denn ehrlich gesagt, brauche ich für die Antwort keine externen Gutachter zu fragen. Die kann ich Ihnen auch geben. Ja, natürlich wird es besser. Solange wir aber keine Details wissen, wird auch die Aussage einer Untersuchung halt sehr, sehr unkonkret sein.
Aus diesem Grund haben wir uns in der Vergangenheit auch immer daran gehalten, dass wir solche Untersuchungen so genau wie möglich machen können, wenn wir auch genau wissen, in welche Richtung es geht. Da sind wir jetzt einfach auf einer zu hohen Flughöhe. Es sind ja noch etliche Schritte vor uns.
Wie gesagt, erster Schritt: Stadtteilentwicklungskonzept, zweiter Schritt: städtebauliches und freiraumplanerisches Leitbild, damit verbunden die diversen vertiefenden Untersuchungen. Dann kommt als dritter Schritt der Flächenwidmungs- und Bebauungsplan. Vierter Schritt: konkrete Entwürfe für Architektur und Freiraumplanung.
Wir sind also ganz, ganz, ganz am Anfang eines Prozesses und können daher gewisse Aussagen und auch gewisse Untersuchungen jetzt noch nicht machen, weil sie aus meiner Sicht einfach auch noch keinen Sinn ergeben.
Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Danke, Frau Stadträtin. Die 1. Zusatzfrage wird von Herrn GR Stark gestellt. Bitte, Herr Gemeinderat.
GR Kilian Stark (GRÜNE): Guten Morgen, Frau Stadträtin! Danke schön für die Beantwortung. Wir sehen das etwas anders. Ich versuche gerade, das jetzt vielleicht genau in dieser Differenzierung aufzuklären.
Sie sprechen von einer Stadtklimaanalyse, die es gibt und die schon etwas in die Jahre gekommen ist und nicht diese Tiefe hat, wie es heute State of the Art ist. Dann sprechen Sie von einer Mikroklimaanalyse, die man - da gebe ich Ihnen vollkommen recht - erst machen kann,
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