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Gemeinderat, 51. Sitzung vom 20.03.2024, Wörtliches Protokoll  -  Seite 54 von 102

 

Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich war am vergangenen Samstag mit der Zweiten Nationalratspräsidentin in einem kleinen Ort nahe Wiener Neustadt, und wir haben dort eine der letzten Zeitzeuginnen besucht, Prof. Käthe Sasso, die vor wenigen Tagen, am vergangenen Montag, ihren 98. Geburtstag gefeiert hat. Wir haben zu ihrem Geburtstag gratuliert, wir haben ihr auch einen symbolischen Preis übergeben. Sie ist eine Frau, deren Lebenswerk ich ganz besonders hervorstreichen möchte, die sich als 15-Jährige einer Widerstandsgruppe angeschlossen hat, die alle die heroischen Männer und Frauen - katholischer Widerstand, sozialdemokratischer Widerstand, kommunistischer Widerstand - kannte, die im Wiener Landesgericht hingerichtet wurden. Käthe Sasso ist der Todesstrafe und der Hinrichtung nur auf Grund ihres jugendlichen Alters entkommen, und als sie dann aus der Haft im Wiener Landesgericht entlassen wurde, ist sie postwendend ins Konzentrationslager Ravensbrück überstellt worden und hat dort unter der Anleitung oder unter der großen Hilfestellung von Rosa Jochmann, die auch eine große Persönlichkeit des Parlamentarismus und der Sozialdemokratie war, Ravensbrück schlussendlich überlebt. Bei einem Fluchtversuch ist es noch gelungen. Dazu gibt es ausführlich Filmmaterial. Der ORF hat einen großartigen Film dazu gemacht. Dazu gibt es Bücher, die das sehr genau beschreiben.

 

Die kommen dann zurück - Käthe Sasso ist ein Beispiel für viele - und entwickeln plötzlich eine ungeheure Energie und setzen diese Energie in Aufklärungsarbeit um. Die gehen ununterbrochen in Schulen, die diskutieren, die streiten, die sind mit Studenten unterwegs, die sind mit Gewerkschafterinnen und Gewerkschaftern unterwegs, besuchen eine Schulklasse nach der anderen und haben eine ganz, ganz gewaltige Energie entwickelt. Bei Käthe Sasso kommt noch dazu, dass sie sich zeitlebens für die Erhaltung und Sanierung der Gruppe 40 am Wiener Zentralfriedhof eingesetzt hat, wo die Opfer der politischen Justiz verscharrt wurden. Das ist ein Ort, der viele Jahre oder Jahrzehnte nach 1945 in Vergessenheit geraten ist.

 

Es gibt aber diese Energie dieser Generation, zu kommen und zu sagen, wir haben Furchtbares erlebt, aber wir stecken jetzt den Kopf nicht in den Sand, sondern wir leisten Aufklärungsarbeit, wir kämpfen. Wir sind diejenigen, die für ein freies demokratisches Österreich gekämpft haben und jetzt geben wir dieses Wissen und unser Engagement der Jugend weiter. Das ist die Verpflichtung, die auch mit dem Fest der Freude nach außen getragen wird, nämlich der Blick zurück, aber gleichzeitig der Blick vorwärts und ein Bekenntnis zu Demokratie, zu Rechtsstaatlichkeit, zu Freiheit von Justiz und Medien, und das in einer sympathischen, feierlichen und würdigen Form.

 

Da darf es auch ein bisschen gemütlich zugehen. Die Wiener Symphoniker, das Orchester der Stadt Wien, begleiten das von der ersten Stunde an, und ich lade Sie alle dazu ein. Kollege Kunrath von den GRÜNEN ist ja auch ein führender Aktivist im Mauthausen Komitee. Ich lade Sie alle ein, dabei zu sein, und wünsche uns allen ein gutes, ein schönes Fest der Freude 2024. Danke. (Beifall bei SPÖ, ÖVP, GRÜNEN und NEOS.)

 

Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Zu Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Die Berichterstatterin verzichtet auf ein Schlusswort.

 

14.29.17Wir kommen daher zur Abstimmung über die Postnummer 44. Wer der Postnummer zustimmen kann, ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Ich stelle die Einstimmigkeit fest.

 

Es liegt ein Fünfparteienantrag vor. Er betrifft den Auftritt von Annie Ernaux im Rahmen der Wiener Festwochen. Wer diesem Antrag zustimmen kann, ersuche ich ebenfalls um ein Zeichen mit der Hand. - Ich sehe auch hier die Einstimmigkeit.

 

14.29.50Damit gelangt die Postnummer 7 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft eine Förderung an den Verein Homosexuelle Initiative - HOSI Wien - 1. Lesben- und Schwulenverband Österreichs. Ich ersuche die Berichterstatterin, Frau GRin Abrahamczik, die Verhandlung einzuleiten.

 

14.30.10

Berichterstatterin GRin Mag. Nina Abrahamczik: Ich bitte um Zustimmung.

 

Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Ich eröffne die Debatte und erteile GR Weber das Wort.

 

14.30.19

GR Thomas Weber (NEOS)|: Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Herr Vizebürgermeister!

 

Ich freue mich sehr, dass ich die Möglichkeit habe, heute über das Themenfeld LGBTIQ, Regenbogenhauptstadt Wien zu sprechen, genau genommen über die Förderung für die HOSI Wien, die wir heute in der Höhe von 521.000 EUR beschließen.

 

Die HOSI Wien ist die größte politische Interessenvertretung für Lesben, für Schwule, für Bisexuelle, für Transpersonen und intergeschlechtliche Menschen in Österreich. Als eine der Hauptaufgabe übernimmt die HOSI Wien seit Jahrzehnten das Lobbying für rechtliche Gleichstellung wahr und hat in ihrer Geschichte auch tatsächlich zahlreiche Verbesserungen an der Lebenssituation für queere Menschen in Österreich erreicht und diese mitinitiiert. Neben dem Betrieb des Vereinszentrums Gugg und der Vernetzung und der Beratungstätigkeit, der Arbeit in den verschiedenen Gruppen, mit unterschiedlichen Arbeitsgruppen, mit unterschiedlichen Projekten so wie beispielsweise FLAGincluded, mit dem Ziel, Schulen mit Regenbogenfahnen auszustatten, und der Herausgabe des Community-Magazins LAMBDA stehen natürlich im Zentrum der Tätigkeit der HOSI Wien die Öffentlichkeitsarbeit und der Regenbogenball und die Regenbogenparade, die das Herzstück der Vienna Pride darstellt.

 

2024 findet die Vienna Pride von 25. Mai bis 9. Juni statt. Der Höhepunkt wird dabei wie jedes Jahr die Regenbogenparade sein, heuer die 28. Regenbogenparade, die am 8. Juni stattfinden wird, zu der 300.000 Menschen erwartet werden. Vor der Regenbogenparade gibt es heuer am Rathausplatz von 6. bis 8. Juni das Pride Village. Drei Tage wird die Community am Rathausplatz sichtbar sein, der Rathausplatz wird zum Zentrum der queeren Community werden, die gemeinsam mit Politik, mit Interessenvertretungen, mit der Wirtschaft die Vielfalt und die Freiheit feiert und auf die Anliegen der Community aufmerksam macht.

 

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