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Gemeinderat, 53. Sitzung vom 22.04.2024, Wörtliches Protokoll  -  Seite 66 von 76

 

In Zeiten der Wiener Klassik tut man sich halt leider Gottes auch bei den Komponisten ein bisschen schwerer. Zu diesem Zeitpunkt hat es leider Gottes auch nicht allzu viele Frauen gegeben, weshalb man sozusagen ein bisschen Mühe hat, die Vorstellungen der GRÜNEN zu erfüllen.

 

Anscheinend ist das ein Thema, das von den GRÜNEN immer wieder gern bespielt wird. Da darf ich auf einen Antrag hinweisen, der mittlerweile schon ein paar Monate zurückliegt. Da hatten die GRÜNEN eine ähnliche Intention. Sie hätten nämlich nicht nur gern Genderquoten gehabt, sondern sie haben allgemein Auflagen nach unterschiedlichsten Kriterien vorgelegt. Es sollten nämlich in den Wiener Kulturförderkriterien Quoten und konkrete Maßnahmen verankert werden, die folgende Kriterien oder Förderrichtlinien zum Inhalt haben: Behinderung, Geschlecht, sexuelle Orientierung, ethnische Herkunft, Alter oder Religion. Jetzt stellen wir uns das einmal vor: Die Wiener Philharmoniker sind ein Weltklasseorchester. Wenn man dort vorspielt - dort kommt man nicht einfach so hinein, wenn man einmal zwei Jahre an einer Musikschule oder irgendwo war. Wenn es nach der Vorstellung der GRÜNEN gehen würde, dann würden solche Antragsteller nur mehr Subventionen erhalten, wenn die Künstler dort ihre sexuelle Orientierung entsprechend ausweisen, wenn die ethnische Herkunft überprüft wurde, ebenso das Alter, die Religion und das Geschlecht und ob es bei den Künstlern auch einen Grad an Behinderung gibt.

 

Meine sehr geehrten Damen und Herren, was hier in diesem Antrag gestellt wurde, ist das, was wir vor noch nicht allzu langer Zeit in den 30er und 40er Jahren des vergangenen Jahrhunderts hatten, nur jetzt mit unterschiedlichen Voraussetzungen oder Vorkehrungen. Das, meine sehr geehrten Damen und Herren, ist eine Frechheit und ein Skandal, meine sehr geehrten Damen und Herren. (Beifall bei der FPÖ. - Widerspruch bei den GRÜNEN. - Zwischenruf von GRin Viktoria Spielmann, BA.) Jetzt bin ich schon gespannt. Frau Spielmann regt sich hier auf. Versetzen wir uns einmal in die Situation eines Orchesters! Es werden neue Künstler, neue Musiker, benötigt, und der Chef, der Leiter, dort sagt - wenn es nach der Vorstellung der GRÜNEN geht: Damit wir in Zukunft unsere Förderung erhalten, sagen Sie uns bitte ihre ethnische Herkunft. Die müssen wir berücksichtigen. Bitte sagen Sie uns Ihr Alter, Ihr Geschlecht, Ihre sexuelle Orientierung, und so weiter, und so fort. Ja, da sind wir nicht sehr weit von dem entfernt, was wir leider Gottes in der Geschichte schon einmal hatten, meine sehr geehrten Damen und Herren. (Anhaltender Widerspruch bei den GRÜNEN. - GRin Viktoria Spielmann, BA., macht die sogenannte Scheibenwischerbewegung.) Wenn Sie das Problem tatsächlich ernst nehmen würden, dann würden Sie dort ansetzen, wo das größte Problem ist: Nämlich im musikalischen Bereich, bei der Nachwuchsförderung. Noch nie ist von den GRÜNEN ein Antrag gekommen, die Nachwuchsförderung im musikalischen Bereich entsprechend zu forcieren.

 

Sie stellen hier Anträge, dass irgendwelche Quoten erfüllt werden sollen, sagen aber nicht dazu, wie das alles erfüllt werden soll. Eine 50-Prozent-Aufteilung nach Musikern: Die wachsen offensichtlich auf Bäumen oder wie auch immer sich das die GRÜNEN vorstellen. Sie haben keinerlei Idee dazu, wie Sie Ihre Anträge umsetzen wollen. Sie sind dementsprechend auch vollkommen unrealistisch. Denn alle Anträge, die wir - und durchaus auch die eine oder andere Fraktion hier in diesem Saal - in der Vergangenheit zum Ausbau von Musikschulplätzen und zur weiteren Förderung durchaus auch privater Musikschulträger gestellt haben, sind in der Vergangenheit von Ihnen abgelehnt worden.

 

Nicht nur Sie haben da eine entsprechend ablehnende Haltung, sondern leider Gottes ist es auch der Kulturstadträtin und auch dem für die Musikschulen zuständigen Stadtrat der MA 13 seit Jahren powidl, wie es mit dem musikalischen Nachwuchs hier in Wien aussieht. Viel schlimmer noch: Der entsprechende Bildungsstadtrat, der für die Förderung privater Musikschulträger zuständig ist, weiß nicht einmal, dass private Musikschulträger ihre Förderzusage für das kommende Schuljahr, das mit September beginnt, erst Ende Juni bekommen. Sie haben keinerlei Planungssicherheit. Insofern ist auch das Musikschulwesen in dieser Stadt in einem unzumutbaren Zustand.

 

Zu guter Letzt möchte ich noch auf einen unlängst erschienenen Artikel in der „Presse“ hinweisen. Der österreichische Musikschulrat hat nämlich darauf hingewiesen, dass es in Wien pro Jahr - wir kennen den Pädagogenmangel in den unterschiedlichsten Bereichen - offensichtlich tatsächlich nur 20 Musiklehrer beziehungsweise Pädagogen, die Musik unterrichten, gibt: Ein Schiefstand und ein katastrophaler Zustand für eine Stadt, die auf ihre Musik eigentlich so stolz sein sollte und so stolz sein könnte. Der Musikrat spricht da von musikalischen Analphabeten, wie er die Schulabgänger dort bezeichnet, weil es eben keine qualifizierte Bildung in diesem Bereich gibt.

 

Also in diesem Sinne: Lassen Sie uns nicht über Quoten reden, sondern packen wir die Ursachen des Problems bei den Wurzeln, damit wir da auch für entsprechenden Nachwuchs sorgen! Dann wird sich - davon bin ich überzeugt - die Verteilung nach Geschlechtern von selbst einstellen. Mir ist es grundsätzlich egal, ob es in einem Orchester 75 Prozent weibliche und 25 Prozent männliche Musiker gibt. Die Nachwuchsförderung sollte uns aber allen ein Anliegen sein, wie ich meine, meine Damen und Herren. (Beifall bei der FPÖ.)

 

Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Für das Protokoll darf ich bekannt geben, dass GRin Klika ab sofort für die restliche Sitzung entschuldigt ist. - Eine Wortmeldung zur Geschäftsordnung gibt es von GRin Dr. Kickert. Bitte schön.

 

16.20.01

GRin Dr. Jennifer Kickert (GRÜNE)|: Sehr geehrte Damen und Herren! Ich möchte den Vergleich des Vorredners der Genderquoten mit Ausschlusskriterien der 30er und 40er Jahre, also mit den Grundlagen der Verfolgung und Ermordung von Millionen Menschen der Nazi-Zeit, auf das Allerschärfste zurückweisen. (GR Stefan Berger: Nein, Sie zitieren nicht richtig! Ich habe …) Dieser Vergleich ist einfach abgründig. Mehr kann man dazu nicht sagen. (Beifall bei den GRÜNEN.)

 

Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zu Wort gemeldet ist GRin Mag. Berner. Ich erteile es ihr.

 

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