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Gemeinderat, 53. Sitzung vom 22.04.2024, Wörtliches Protokoll  -  Seite 68 von 76

 

Es hat hier jetzt schon langsam Tradition, dass wir nicht erst spät abends über die Kultur reden, was zum einen die Wichtigkeit des Themas unterstreicht. Zum anderen - ich finde das extrem respektvoll und fair der Kulturstadträtin gegenüber - hat sie die Möglichkeit, hier teilzunehmen, statt am Abend ob ihres Jobs bei einer Vernissage, einer Ausstellung, im Theater oder wo auch immer zu sein, was sie natürlich muss. Sondern sie ist anwesend. Sie ist da. Ich finde super, dass man ihr die Möglichkeit gibt.

 

Sie haben mich, glaube ich, in den letzten dreieinhalb Jahren als einen sehr respektvollen, politisch engagierten Menschen kennen gelernt. Deswegen möchte ich kurz voranstellen, wie wir uns im Ausschuss über diverse Poststücke unterhalten haben, und die Debatte der letzten paar Minuten hier gar nicht einmal so bewerten. Es ist aber wichtig für jede kulturelle Diskussion hier.

 

Ich habe zum ersten Mal in dreieinhalb Jahren erlebt, dass wir uns im Ausschuss tatsächlich über dieses Poststück unterhalten haben. Wir mögen keine Lösung gefunden haben - das muss auch nicht sein -, aber wir haben uns eine halbe Stunde lang - auch Kollege Margulies war ganz großartig in der Diskussion - richtig gut unterhalten. Das ist auch dir, lieber Gerhard, zu verdanken, dass du diese Diskussion neben der Kulturstadträtin auch zugelassen hast. Dafür möchte ich mich gern einmal auch öffentlich bei Ihnen bedanken. Von meiner Seite gibt es jetzt einen Applaus für Sie. (Beifall bei ÖVP und GRÜNEN sowie vom Redner.)

 

In zwei Wochen wird groß aufgespielt, liebe Kollegen, liebe Kolleginnen, liebe Zuseher am Livestream, liebe weibliche Exzellenzen - das fand ich sehr schön. Das ist jetzt neu in meinem Wortschatz. Weibliche Exzellenzen finde ich extrem cool. (GRin Dr. Jennifer Kickert: Ja!)

 

Schön, dass wir darüber reden, über eine Investition von 250.000 EUR beim Sommernachtskonzert. Es ist aus 3 Gründen eine gute Investition. Erstens verfolgen dieses Spektakel bis zu 100.000 Menschen vor Ort in dieser weitläufigen Parkanlage. Zweitens sehen hunderttausende Menschen dieses Konzert der Philharmoniker im Fernsehen von der Couch aus und bekommen auch wieder einmal vor Augen geführt, was für ein tolles Orchester das ist und in welchem genialen Freiluftmuseum wir in Wien wohnen. Das ist auch nicht so ohne. Drittens ist dieser Sommerabend für die Musiker und Musikerinnen des Opern- und Konzertorchesters eine unglaublich wertvolle Möglichkeit, neues Publikum zu gewinnen und das alte zu behalten. Ein Orchester, das seinen Lebensmittelpunkt in Wien hat, ist bei uns auch nicht so selbstverständlich. Die können auch die Musik und die Musiker auf sich wirken lassen. Wenn man einmal in der Oper ist oder in einem Raum, der verdunkelt ist, und man sitzt in einem Konzertgraben, kriegt man auch nicht gleich mit, wie seitens des Publikums auf Musik reagiert wird. Deswegen ist es phantastisch, dass die ihr Publikum auch einmal im echten Leben so sehen können.

 

Es sind also viele Zuseher vor Ort und an den Fernsehern, und es ist Werbung von unschätzbarem Wert. Das wissen wir natürlich alle. Alle stimmen dieser Förderung zu - bis auf eine Fraktion mit der Begründung - eigentlich ist es eine Begrünung -, es gibt zu wenige weibliche Exzellenzen. (GRin Viktoria Spielmann, BA: Nein!) Warte! Die Philharmoniker sind zu wenig weiblich, wenn ich grob zusammenfassen darf, was du gesagt hast. Kommt das ungefähr hin, Ursula? Ich möchte fair bleiben. Kommt das so in etwa hin? (GRin Ursula Berner, MA: Es werden zu wenige repräsentiert!) Es werden bei den Philharmonikern zu wenige repräsentiert. Alles klar.

 

Also, du bist von den Philharmonikern über andere Poststücke gekommen, aber die Philharmoniker waren dein Ausgangspunkt dafür, dass zu wenige repräsentiert sind und auch keine Frau am Dirigentenpult steht, um ganz korrekt zu bleiben. Danke vielmals. Jetzt haben wir es. Das kann man machen, selbstverständlich.

 

Kollege Berger hat es auch schon angesprochen. Den Weg würde ich auch gehen. Natürlich wäre es aus meiner Sicht ein einfacher und billiger Weg, zu sagen, wir machen es mit Quoten. Das ist eine Möglichkeit. Man kann dafür eintreten. Darüber kann man wieder herrlich streiten. Auf der anderen Seite könnte man bei der Nachwuchsförderung ansetzen. Na, selbstverständlich. An der Stelle möchte ich mich beim Kollegen Wiederkehr und bei seinem Team bedanken, denn das war eine wirklich ausführliche Beantwortung, die wir von euch und Ihnen zum Thema Musikschulen bekommen haben, die aber leider auch erschreckende Zahlen gezeigt hat.

 

Denn man könnte ja, wenn man zu wenig weibliche Beteiligung in dieser Stadt sieht - bei den Philharmonikern oder egal, bei welchem Projekt -, auch einen anderen Adressaten nehmen. Dann wäre auch das ein schönes Incentive - um deine Worte hier aufzugreifen, Ursula -, wenn man ein bisschen an der Nachwuchsförderung schraubt. Dann könnte die Stadt Wien auch die Musikschulen in die Pflicht nehmen. Man könnte das Talent für Musik bei Frauen und jungen Mädchen entdecken. Man könnte Mädchen fördern, man könnte den Beruf des Dirigierens vorstellen. (Beifall bei der ÖVP.)

 

Leider sind die Wiener Musikschulen aber mit ganz anderen Herausforderungen gerade beschäftigt. Erstens gibt es sie nur in 15 Bezirken. Allein im letzten Jahr haben sich 13.500 junge Menschen angemeldet. Gerade einmal 20 Prozent bekommen einen Platz. Wie viele Lehrer gibt es für 15 Musikschulen in ganz Wien in Vollzeit? 98. Ist das genug für eine Musikhauptstadt? Nein, auch das wissen Sie längst.

 

Auch dieses Mal werden Sie mich darauf aufmerksam machen - egal, ob jetzt oder danach: Lieber Peter, du weißt doch, dass die Musikschulen nicht ins Ressort Kultur fallen. Es sind ja Schulen. Die haben nichts mit Kultur zu tun. Das ist meiner Logik folgend ungefähr so: Sie gehen in ein Restaurant. Sie bestellen sich etwas Gutes zu Essen, und der Kellner sagt zu Ihnen: Das bringe nicht ich Ihnen. Da müssen Sie den Hausmeister fragen. Sie müssen den Hausbesitzer fragen. - Natürlich haben die etwas mit Kultur zu tun, auch wenn das jetzt nicht per Akt bei ihnen verankert ist.

 

Jetzt wieder zu den Sätzen, die ich in den letzten drei Jahren immer wieder gerne zu Ihnen sage, liebe Frau Stadträtin: Wien ist zu Recht stolz auf seine Philharmoniker. Wir brauchen „viel mehr Harmoniker“ in dieser Stadt,

 

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