Landtag,
6. Sitzung vom 30.1.2002, Wörtliches Protokoll
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Ich erinnere Sie, Herr Klubobmann, nur an die Pläne, die der
Bürgermeister schon gewälzt hat. (Abg
Christian Oxonitsch: Im September 2001 haben Sie gesagt, vor Weihnachten werden
Erhöhungen kommen!) Die Höchstbemessungsgrundlage der Sozialversicherung
wollte der Herr Bürgermeister gleich auf 80 000 S hinaufschrauben.
Auch die Kapitalertragssteuer fällt dem Bürgermeister im Jahresabstand immer zu
niedrig aus. Sehr geehrte Damen und Herren, mit diesen Versatzstücken aus der
Mottenkiste des Klassenkampfes lässt sich kein Staat machen und wie man sieht
auch keine Stadt regieren! (Beifall bei
der FPÖ. - Abg Johann Driemer: Das ist eine Erkenntnis!)
Ihre Ideen sind schon als gefährliche Drohung anzusehen,
wenn Sie und Ihr Parteiobmann davon reden, dass Sie das Kindergeld wieder
streichen wollen oder wenn der Bürgermeister jüngst in einem Interview davon
gesprochen hat, dass die Sozialleistungen gekürzt werden sollen und er vom
amerikanischen Weg träumt. Das ist einfach schlecht! Aus dieser Sackgasse
sollten Sie wieder herauskommen! (Beifall
bei der FPÖ. - Abg Dr Kurt Stürzenbecher: Das sind ja leere Floskeln, die Sie
hier bringen!)
Präsidentin Erika Stubenvoll
(unterbrechend): Ihre Redezeit ist zu Ende.
Abg Mag Heidrun Schmalenberg
(fortsetzend): Sehr geehrte Damen und
Herren, stoppen Sie die Belastung der Wiener! Die Wiener Bundesregierung zeigt
Ihnen, wie es geht! Sie können aber auch gerne bei uns nachfragen und wir sagen
Ihnen, wie der bessere Weg für Wien geht! (Beifall
bei der FPÖ. - Heiterkeit bei der SPÖ. - Abg Godwin Schuster: Das war wirklich
gut! Wir nehmen uns sicherlich kein Beispiel an der Bundesregierung! - Abg
Heinz Hufnagl: Das war das Beste zum Schluss!)
Präsidentin Erika Stubenvoll: Als Nächster ist Herr Abg Strobl zum Wort
gemeldet. Ich erteile es ihm.
Abg Friedrich Strobl
(Sozialdemokratische Fraktion des Wiener
Landtags und Gemeinderats): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr
geehrten Damen und Herren!
Selten habe ich es so bedauert, nur fünf Minuten
Redezeit zur Verfügung zu haben, denn es gäbe natürlich einiges auf die
Wortmeldungen meiner Vorrednerinnen und Vorredner anzumerken. Ich werde mich
aber diesbezüglich recht kurz fassen, allein schon deshalb, weil es eben nur
fünf Minuten sind.
Ein paar Worte und ein paar Anmerkungen zum Kollegen
Klucsarits, der über die Wiener Wirtschaft gesprochen und angemerkt hat, dass
39 Prozent der Wiener Gewerbebetriebe unzufrieden sind, es der Wiener
Wirtschaft schlecht geht und das darauf zurückgeführt hat, dass es eine
Rücknahme bei den Investitionen seitens der Wiener Stadtregierung gegeben hat:
Kollege Klucsarits, es ist dir wohl entgangen, dass die Stadt Wien nach wie vor
mehr an nachfragewirksamen Investitionen für die Wirtschaft zur Verfügung
stellt als der gesamte Bund, und das, bei einem sechsmal so hohen Budget, das
der Bund zur Verfügung hat! Diese Zahlen alleine sprechen für sich. (Beifall bei der SPÖ.)
Ich verstehe, dass die Oppositionsparteien, vor allem
aber natürlich die ÖVP und die Freiheitliche Partei, nervös sind, wenn man die
jüngsten Umfragen kennt, die in Wien gemacht wurden. Was ich aber nicht
verstehe, ist, dass Sie seit zirka zwei Jahren zum Beispiel versuchen, die
durchaus auch in Wien nicht erfreuliche Situation am Arbeitsmarkt mit der
Wiener Wirtschaftspolitik in Verbindung zu bringen, dass Sie die Belastungen
durch die Stadt dafür verantwortlich machen, dass die Kaufkraft schwächer wird
und jetzt als Gipfel auch noch die Tarifanpassungen mit den Erhöhungen und mit
den neu eingeführten Tarifen auf Bundesebene vergleichen.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Diese
Ablenkungsmanöver von der Belastungspolitik nimmt Ihnen die Bevölkerung in Wien
nicht ab! Sie können noch so viele Horrorszenarien in den Raum stellen, die
Wiener Bevölkerung weiß, woher der raue Wind bläst und wer tatsächlich dafür
verantwortlich ist, dass immer mehr Menschen in unserer Stadt ohne Arbeitsplatz
sind beziehungsweise um ihren Arbeitsplatz zittern! Die Wienerinnen und Wiener
wissen aber auch, wer etwas dagegen unternimmt! Deshalb nimmt die SPÖ in den
Umfragen zu und Schwarz-Blau verliert! (Beifall
bei der SPÖ. - StRin Karin Landauer: So kann man das nicht sehen!)
Wenn ich dann in einer Presseaussendung des Herrn
Kabas lese, die Wiener FPÖ wird mit all ihren politisch und demokratisch zur
Verfügung stehenden Mitteln die drohenden neuen Belastungen für die Wiener
Bevölkerung zu verhindern versuchen, dann möchte ich schon ein paar Anmerkungen
dazu machen: Erstens kommt die Aussage um mindestens zwei Jahre zu spät und
zweitens ist der Adressat ganz sicher der Falsche, denn anstatt mit schwachen
Argumenten die Wiener Stadtregierung zu kritisieren, hätten Sie die
Belastungspolitik der Bundesregierung einbremsen sollen, Herr Klubomann Kabas!
Aber dazu haben wir bis heute von Ihnen natürlich nichts gehört!
Ich darf Sie nur kurz daran erinnern, dass noch nie
irgendjemand in Österreich so hohe Steuern und Abgaben zu leisten hatte, wie
unter der derzeitigen Bundesregierung! Wo ist da die Kritik der Wiener FPÖ? Was
haben Sie hier für die Wiener Bevölkerung getan? - Wenn Kollege Günther herausgeht und laut über die zu
vornehmenden Tarifanpassungen protestiert, dann frage ich Sie schon, wo Ihr
Protest war, als im Bund, bei der ÖBB, der Tarif von 19 auf 21 S angehoben
wurde? - Da habe ich nichts gehört von Ihnen! Dazu haben Sie sich
ausgeschwiegen! Dazu hat es von Ihnen keine Anmerkungen gegeben. (Abg Johann Driemer: Das ist wahrscheinlich
ein interner Klubzwang!)
Im Verein mit der Wiener ÖVP kündigen Sie ständig neue
Belastungswellen an, versuchen mit unqualifizierten Angriffen die Schuld an der
Misere vom Bund auf Wien abzuwälzen und haben dabei wirklich noch den Mut - man
könnte das auch anders nennen -, von einem "Crash-Kurs" bei der
Sozial- und Wirtschaftspolitik zu sprechen! Denn es ist wahrhaftig mutig, wenn
man im Glashaus sitzt und dann noch mit Steinen wirft! Die
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