Landtag,
6. Sitzung vom 30.1.2002, Wörtliches Protokoll
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sagt, angedroht. Er hat gesprochen von der Hysterie der
Opposition.
Meine Damen und Herren, ich gebe Ihnen Recht,
Hysterie ist nicht das Richtige. Aber wir haben die Wahrheit gesagt, dass es
dazu kommen wird. Und es ist so, dass sie weit über der Inflationsrate ist. Er
spricht von zirka 10 Prozent. Er wird zwar versuchen, unter
10 Prozent zu kommen, und argumentiert das mit Qualitätssteigerung. - Ich
glaube, das müssen wir erst sehen.
Aber etwas anderes ist noch zu beachten, ein Gesichtspunkt,
der bis jetzt in der Diskussion untergegangen ist. Derzeit gibt es bei den
WIENER LINIEN einen Kostendeckungsgrad von 48 Prozent und die Gemeinde
oder die Sozialdemokraten sind bemüht, diesen Kostendeckungsgrad auf
60 Prozent zu erhöhen, über Fahrpreiserhöhungen. So gut, so richtig. Und
da werden Sie bei mir vielleicht sogar einen Befürworter finden, denn ich bin
auch der Meinung, dass Subjektförderung besser ist als Objektförderung. Nur,
eines darf man natürlich hier in diesem Raume nicht stehen lassen: Damit werden
die Wiener und Wienerinnen doppelt zur Kasse gebeten, denn es wird nicht im
Gegenzug - was sehr wesentlich wäre - der Betriebskostenzuschuss gesenkt und
damit das Budget entlastet, meine Damen und Herren. Das heißt, die Wiener und
Wienerinnen zahlen doppelt an die Wiener Verkehrsbetriebe, und glaube ich, das
kann man nicht unter einer richtigen Privatisierung oder ähnlichen Dingen meinen.
(Beifall bei der ÖVP.)
Herr VBgm Rieder hat angekündigt, bei seinem Vorhaben
wird es zwei Bereiche von Erhöhungen geben: die WIENER LINIEN und die
Müllabfuhr. Bei der Müllabfuhr hatten wir bereits einen Kostendeckungsgrad von
81 Prozent. Aber dort ist es nicht so, dass ganz einfach die Bürger
ausweichen können. Sie müssen diese Dienste annehmen. Daher kann ich dort
relativ einfach erhöhen, denn sie werden über die Betriebskosten in den
Wohnungen und Ähnliches zur Kasse gebeten werden. Hier kann man das relativ
leicht überwälzen.
Und er hat davon gesprochen, dass es in seinem Bereich
keine weiteren Erhöhungen geben wird. Mir kommt das so vor, dass die Mannschaft
der Wiener Sozialdemokraten und der Regierung wie im Sport einen Teamgeist
haben. Es hat sich daher jemand anderer gefunden, für die nächste Erhöhung zu
stehen, nämlich der Herr Bürgermeister selbst, wie er vor kurzem angekündigt
hat, in dem heute schon oft zitierten Interview, wo er den amerikanischen Weg
angedeutet hat. Er hat nämlich gesagt, es könnte bei den Bädern zu Erhöhungen
kommen. Sie sehen, die Stafette der Erhöhung der Gebühren geht von einem
Regierungsmitglied zum anderen.
1996, wie die ÖVP mit der SPÖ eine Regierung gebildet
hat, hat sie damals schon ein Bäderkonzept, eine Bäderrichtlinie gefordert und
verlangt, hier endlich einmal von dem enorm hohen Defizit wegzukommen. Es hat
gedauert, meine Damen und Herren, sage und schreibe bis zum Juli 2001, bis ein
Konzept auf dem Tisch gelegen ist von einer Marketing-Agentur. Und wir haben
auch heute bereits ein Beispiel gehört, wie kundenfreundlich die Bäder sind. Es
hat eine lange Zeit gedauert, aber es hat noch länger gedauert, bis die Frau
Vizebürgermeister dieses Konzept den Oppositionsparteien zur Verfügung gestellt
hat, nämlich konkret am 15. Dezember mit einer Frist bis 7. Jänner
zur Abgabe einer Stellungnahme. Also, das zeigt ja die Einstellung, wie wenig
kooperativ vorgegangen wird, wie der Geist der Zusammenarbeit ist, der
Diskussion, der gegenseitigen Befruchtung, wenn ich so sagen darf, wenn jemand
sechs Monate kein Konzept herausgibt und dann über die Weihnachtsfeiertage
innerhalb von drei Wochen von der Opposition Vorschläge erwartet, wie sie zum
Bäderkonzept stehen wird.
Wir werden auch dort, meine Damen und Herren, sicherlich
konfrontiert sein mit Erhöhungen und da haben wir eigentlich auch unseren
Wählern und Wählerinnen vorher die Wahrheit gesagt.
Kurzum, meine Damen und Herren: Monopole sind in der
Wirtschaft und in der Politik nicht gut. Im anderen Fall wäre hier der Geist
der Zusammenarbeit wesentlich besser und würde zielführender für unsere
Bevölkerung sein. - Ich danke schön. (Beifall
bei der ÖVP.)
Präsident Johann Römer:
Als Nächster ist Herr Abg Mag Ebinger zum Wort gemeldet. Ich erteile es ihm.
Abg Mag Gerald Ebinger (Klub der Wiener Freiheitlichen): Herr
Vorsitzender! Meine Damen und Herren!
Daseinsvorsorge - auf den ersten Blick ein recht
harmloses Wort. Da denkt man an Versicherungsvertreter, da denkt man vielleicht
an Banken. Dahinter steckt allerdings viel mehr. Dahinter steckt ein
Schlüsselelement der EU: das EU-Gesellschaftsmodell. Dahinter stecken
Dienstleistungen - es wurde schon gesagt - in den Bereichen Transport, Umwelt,
Kommunikation, Information, Wasser, Energie, Gesundheit, Bildung, Kultur,
Wohnungswesen und so weiter, alles Bereiche, die für das Gemeinwohl von einer
großen Bedeutung sind.
Die Diskussion dazu, die EU-weit seit Beginn der
Neunzigerjahre geführt wurde, mündete schließlich 1997 in die Aufnahme des
Artikels 16 des EU-Vertrags von Amsterdam, wobei konstatiert wurde, dass
es Bereiche nichthoheitlicher Leistungserstellung gibt, die jenseits eines
marktwirtschaftlichen Steuerungssystems stehen.
Seit den Neunzigerjahren werden auch in diesen Infrastrukturbereichen
von der EU weit gehende Liberalisierungsschritte durchgeführt, die in den
einzelnen Mitgliedsstaaten unterschiedlich umgesetzt werden. Prämisse sollte
dabei immer sein - laut Mitteilung der Europäischen Kommission -, dass die
europäischen Bürger als Leistungsempfänger hochwertige Dienste zu erschwinglichen
Preisen bekommen. Also, es wird eine Kunden- und Bürgerzufriedenheit
angestrebt.
Damit komme ich auch zur Mitteilung des Herrn Landeshauptmanns.
Es ist zugegebenermaßen ein schwieriges Thema und meines Erachtens auch nicht
generell zu entscheiden. Da gibt es natürlich Bereiche, wo eine Liberalisierung
eine gute Sache für den Bürger ist, wie etwa die Telekommunikation. Da gibt es
Bereiche, die marktkonform sein könnten, wie die Stromliberalisierung. Da geht
es aber nicht, dass man gleichzeitig die eingetretenen Preissenkungen für den
Konsumenten durch
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