Landtag,
6. Sitzung vom 30.1.2002, Wörtliches Protokoll
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(Abg Dr
Herbert Madejski: ... genieren!)
Die BAWAG ist noch immer zu 54 Prozent im Besitz
des ÖGB. (Abg Mag Thomas Reindl: Die ist
aber ein privatrechtliches Unternehmen, die BAWAG! - Weitere Zwischenrufe bei
der SPÖ.) Herr Elsner ist noch immer jemand, der sagt, er ist ein
Sozialdemokrat. Das finden Sie alles in Ordnung, jetzt hört man wieder die
Zwischenrufe: Es ist alles okay, wenn einer von uns - in dem Fall einer von
Ihnen, einer von der SPÖ - einen Pensionsanspruch kassiert, der
50 Millionen S wert ist. Da fällt Ihnen nichts Besseres ein, als zu
sagen, das ist eh okay! Herr Elsner selbst sagt natürlich, das ist okay, das
ist in der Privatwirtschaft auch so.
Ich weiß, dass in diesem Land die Politik von ÖVP-Millionär
Bartenstein und FPÖ-Millionär Prinzhorn gemacht wird, das ist mir schon klar.
Aber genau das missfällt den GRÜNEN! Was fällt der Sozialdemokratie bei den
Zwischenrufen ein? - Das ist alles in Ordnung! Privatwirtschaftlich geführt!
Das macht doch nichts, wenn einer von uns 3,6 Millionen EUR kassiert,
in acht Jahren eine Abfertigung von vielleicht noch einmal
1 Million EUR bekommt und vorher jeden Monat einiges verdient hat -
ich weiß es nicht, vielleicht 200 000 oder 300 000 S brutto,
keine Ahnung. Sie sagen mir: Das ist in Ordnung! (Abg Michael Kreißl: Aber der Herr Margulies hat sich zuerst aufgeregt,
dass wir uns über hohe Gehälter aufregen!)
Ich bin in den Siebzigerjahren aufgewachsen. Als ich
angefangen habe, politisch zu denken, waren es sehr viele Skandale, die die SPÖ
umrankt haben, und es sind in den Siebziger- und Achtzigerjahren immer mehr
geworden. Ich bin ein Jahrgang 1963. Da hat man das "profil" gelesen
und im Wochentakt hat man gelesen, was irgendein SPÖ-Funktionär irgendwo
"abcasht". Gelernt haben Sie herzlich wenig daraus, das muss ich
schon sagen! Nicht, dass die ÖVP oder die FPÖ irgendetwas begriffen haben - und
es ist auch eine Zumutung, dass sie nachher hergehen können, die
Sozialdemokratie angreifen können und sich genüsslich über diesen Fall stürzen
-, aber Tatsache bleibt, dass Sie in dem Bereich überhaupt nichts machen. Die
SPÖ Wien - und auch die SPÖ im Bund - versagt in diesem Punkt, sagt gar nichts,
stellt sich mit Mühe und Not und völlig zu Recht vor Herrn Harwanegg und sagt:
Wir werden ihn nicht ausliefern, es geht nicht, dass ein Personalvertreter so
attackiert wird.
Das geht auch wirklich nicht, aber das ist zu wenig.
Eigentlich müssten Sie hergehen und etwas anderes tun, nicht wie Herr
Sallmutter von der GPA nur sagen, dass das eigentlich ein Wahnsinn ist. Ich
zitiere jetzt nicht, sondern ich übersetze, was er in einem Interview gesagt
hat: Das ist eigentlich ein Wahnsinn, was sich Herr Elsner da gegönnt hat. -
Gleichzeitig sitzt ein GPA-Kapitalvertreter in dem Aufsichtsrat und stimmt
dieser Pensionsregelung zu!
Nach außen hin kommt jemand wie Herr Sallmutter und
sagt völlig zu Recht, dass das nicht geht, aber nach innen hin macht die SPÖ -
die Abgeordneten der SPÖ, die Gewerkschaften der SPÖ und ihre Vertreter und
Vertreterinnen in diesem Gremium - nichts anderes als abnicken, wenn einer von
Ihnen aufzeigt und sagt: Ich hätte gerne die Pension nicht irgendwann
ausgezahlt, sondern gebt sie mir vor dem 31.12.2000! Das war damals der
Stichtag. Gebt sie mir noch vor dem 31.12.2000 - und warum? - Dann spare ich
mir 1 Million EUR - 12,5 Millionen S, ich habe gerundet -
bei der Steuer! Das war nämlich der einzige Grund für die vorzeitige
Auszahlung.
Jetzt werden Sie mir wieder sagen, rechtlich ist
alles gedeckt. Aber ob es eine moralische Verantwortung für die
Sozialdemokratie gibt, ist dabei die Frage, und nicht, ob es rechtlich gedeckt
ist! (Abg Johann Driemer: Die moralische
Verpflichtung gilt für jeden!) Eine moralische Verpflichtung hätten Sie
auch in dieser Frage. Kein einziger Gewerkschaftsvertreter in dem Aufsichtsrat
- es wurde ja einstimmig beschlossen - hat irgendetwas dazu gesagt! Dort sitzen
mehrere Leute mit SPÖ-Parteibüchern drinnen, aber niemand, der bei den GRÜNEN
in einer Mitgliederliste auftaucht. Das ist Ihre Verantwortung, das ist Ihre
Politik!
Es wird dies nicht der letzte Fall sein und das
stimmt mich besonders traurig. Ich bin nämlich seit geraumer Zeit ebenfalls
Gewerkschaftsmitglied und zahle den Höchstbeitrag, obwohl ich als Abgeordneter
keinen mehr zahlen müsste. Es stimmt mich traurig, dass die Gewerkschaft in dem
Land bei vielen Leuten einen so schlechten Ruf bekommen hat. Das hängt genau
mit solchen Fällen zusammen.
Dafür kann Herr Harwanegg gar nichts, weil er genau
das getan hat, was er dort hat tun müssen. Er hat aufgezeigt, dass die
Zusammenführung von BAWAG und PSK nicht für alle Bediensteten ein Riesenvorteil
ist, sondern leider Gottes manch einen der Angestellten und der Arbeiter dort
Geld und Sozialleistungen kosten kann. Er hat seinen Job dort richtig gemacht.
Sie werden sich natürlich auf das berufen, was Herr Harwanegg dort geleistet
hat, und werden so tun, als ob Sie mit dem anderen nichts zu tun hätten.
Das sind 50 Millionen S, und es sind nicht
die letzten 50 Millionen, über die wir lesen werden. Wir werden wieder
irgendwo lesen über irgendeinen, der der Sozialdemokratie nahe steht oder als
Parteimitglied dazugehört, der in seine Funktion unter anderem gekommen ist,
weil er ein Parteibuch hatte. Es ist immerhin lange so gewesen, dass man alles
zwischen Rot und Schwarz aufgeteilt hat. Jetzt teilen wir auch noch zwischen
Blau und Schwarz auf.
Was bleibt, ist, dass Sie hier eine ganze Menge Geld
ausgegeben haben. Ein durchschnittlicher Wiener mit einem durchschnittlichen
Einkommen muss 197 Jahre alt werden, bis er das verdient hat, was hier als
einmaliger Pensionsbetrag ausbezahlt worden ist, noch dazu bei Umgehung der
Steuer. Rechtlich einwandfrei, na sicher - ich habe auch einen Steuerberater!
So etwas ist moralisch so verwerflich, dass ich meinem Steuerberater sagen
würde, das ist nicht in Ordnung. Das hätte Herr Elsner sich leisten können,
weil er dank der Sozialdemokratie und der Politik der Sozialdemokratie ja auch
vorher
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