Landtag,
7. Sitzung vom 28.02.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 6 von 53
Also, ab diesem Zeitpunkt war
Handlungsbedarf insofern gegeben, als der Magistratsdirektor in Absprache mit
mir der MA 2 die Kontrollamtsakten zugeleitet hat, mit dem Hinweis, die
dienstrechtliche Relevanz zu überprüfen. Zu diesem Zeitpunkt war die
Pensionierung des Obersenatsrats bereits eingeleitet.
Präsidentin Erika Stubenvoll: Danke. - Wir kommen zur zweiten Zusatzfrage. Sie
wird von Herrn Abg Mag Gerstl gestellt. - Bitte.
Abg Mag Wolfgang Gerstl
(ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien):
Sehr geehrter Herr Stadtrat!
Ich
habe mir bei dieser Anfragebeantwortung eigentlich erwartet, dass Sie in
irgendeiner Weise vielleicht auf die Zuständigkeit eingehen werden, welche
Zuständigkeit Sie disziplinarrechtlich gegenüber dem Bediensteten haben und
welche Zuständigkeit vielleicht auch andere Mitglieder der Stadtregierung
haben. Sie haben es so geschildert, als wenn Sie alleine die Verantwortung hätten.
Ich
frage Sie daher, ob Sie, nachdem die Kontrollamtsberichte vorgelegen sind,
alleine mit dem Bediensteten die Gespräche geführt haben und ihn dazu überredet
haben oder mit ihm darüber gesprochen haben, ob er vorzeitig in den Ruhestand
tritt, oder ob Sie diese Gespräche auch mit dem Bürgermeister und vielleicht
mit dem Magistratsdirektor geführt haben, um nach Vorliegen des ersten
Kontrollamtsberichts, also des Rohentwurfs, über die Konsequenzen zu sprechen?
Präsidentin Erika Stubenvoll: Herr Stadtrat, bitte.
Amtsf StR Dipl Ing Rudolf Schicker: Also zunächst einmal: Ich habe eigentlich nicht
die Absicht, jedes Gespräch, das ich mit einem meiner Abteilungsleiter geführt
habe, hier dokumentarisch aufzulisten.
Zum
Zweiten: Ich sehe natürlich die Verantwortung als amtsführender Stadtrat weiter
gehend, als mich auf die fachlichen Fragen zu konzentrieren, sondern es obliegt
mir natürlich auch, mich mit den dienstrechtlichen und den disziplinarrechtlichen
Fragen zu beschäftigen. Dass ich das immer nur in Übereinstimmung mit dem Magistratsdirektor
tun kann, liegt wohl auf der Hand, und das ist natürlich auch erfolgt.
Präsidentin Erika Stubenvoll: Wir kommen zur dritten Zusatzfrage: Herr Abg Dr
Serles, bitte.
Abg Dr Wilfried Serles
(Klub der Wiener Freiheitlichen): Herr Stadtrat!
Der
inzwischen pensionierte Leiter der MA 21 B, das ist derjenige Mann,
der für diese ganzen rechtswidrigen Widmungsakte, die das Kontrollamt zu Recht
kritisiert hat, die Verantwortung trägt, hat in seiner Stellungnahme zu den
kritischen Berichten des Kontrollamts festgestellt, dass derartige Vorgangsweisen
anderen Beamten im Haus und auch den politischen Entscheidungsträgern bekannt
geworden sein sollen.
Es
wird Aufgabe der Untersuchungskommission sein, die politische Verantwortung zu
klären. Mich interessiert zum gegenwärtigen Zeitpunkt, gegen welche Beamte
disziplinarrechtliche Schritte eingeleitet worden sind.
Präsidentin Erika Stubenvoll: Herr Stadtrat, bitte.
Amtsf StR Dipl Ing Rudolf Schicker: Die Frage ist in merkwürdiger Weise unpräzise. (Ironische Heiterkeit bei den GRÜNEN.)
Ich kann Ihnen keine Auskunft darüber geben, gegen welche Beamte zurzeit
dienstrechtliche Verfahren laufen. Ich kann Ihnen nur sagen, was ich in der
vorigen Anfragebeantwortung schon getan habe: dass die MA 2, die dafür
zuständig ist, solche Verfahren einzuleiten, sämtliche Kontrollamtsakten dazu
vorliegen hat.
Präsidentin Erika Stubenvoll: Wir kommen zur vierten Zusatzfrage: Herr Abg Mag
Chorherr, bitte.
Abg Mag Christoph Chorherr (Grüner Klub
im Rathaus): Herr Stadtrat!
Eine Ihrer
Antworten motiviert mich jetzt zu meiner letzten Zusatzfrage: Sie haben gesagt,
was hätten denn wir gemacht, wenn so etwas gewesen wäre bei einem Beamten, der
uns nahe gestanden ist. Da wollte ich fragen: In welchem Naheverhältnis stand
Herr OSR Vokaun zur Sozialdemokratie? (Heiterkeit bei der FPÖ und bei der ÖVP.)
Präsidentin Erika Stubenvoll: Bitte, Herr Stadtrat.
Amtsf StR Dipl Ing Rudolf Schicker: Zunächst möchte ich, dass im Protokoll dann
nachgeschaut wird, was ich tatsächlich gesagt habe. Ich habe nicht gesagt, dass
es sich um einen Beamten handelt, der mir oder der Sozialdemokratie nahe steht,
ich habe lediglich darauf hingewiesen, was Sie gesagt hätten. Ich könnte Ihnen
ein paar Fälle zitieren, wo zum Beispiel die Entscheidung über eine Bestellung
von dem zuständigen Gremium anders gelautet hätte, und dann gerade die Grünen besonders intensiv interveniert
haben. Ich sage nicht, welche Einrichtung es ist, Sie wissen ganz genau, worum
es sich handelt. Und wenn wir in diesem Fall Kontrollamtsakten gehabt hätten,
hätte das an Ihrer Haltung vermutlich mit großer Wahrscheinlichkeit nichts geändert.
Zu der ganz konkreten Frage, was das Naheverhältnis
von Herrn Dr V. betrifft, so kann ich nur sagen, dass ich da überhaupt
keine Recherchen getätigt habe, keine Nachschau gehalten habe, ob er Mitglied
der Sozialdemokratischen Partei Österreichs ist oder Mitglied irgendeiner
anderen Partei ist, sondern für mich ist er einer der Mitarbeiter im Magistrat
gewesen wie jeder andere auch.
Präsidentin Erika Stubenvoll: Danke, Herr Stadtrat. - Damit ist auch die
2. Anfrage erledigt.
Die 3. Anfrage (FSP/01064/2002/0001-KVP/LM) wurde von Abg Dr Wolfgang Ulm gestellt
und ist an die amtsführende Stadträtin der Geschäftsgruppe Integration,
Frauenfragen, Konsumentenschutz und Personal gerichtet: Haben Sie nach wie vor die Absicht, die Forderung nach einer
Wahlaltersenkung auf 16 Jahre aufrechtzuerhalten, obwohl die betroffenen Jugendlichen
gegen eine Wahlaltersenkung sind (Studie des Instituts für Politikwissenschaft
in Innsbruck an über 2 500 Jugendlichen, Studie des Fessl Instituts an
1 000 Befragten, Jugendstudie des Landes Oberösterreich, Umfrage des AKS
Wien, Ergebnis des Jugendlandtags in Niederösterreich) und Jugendpsychologen
davor warnen, Jugendliche mit politischer Verantwortung zu belasten?
Ich bitte um Beantwortung.
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