Landtag,
7. Sitzung vom 28.02.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 9 von 53
kommen
können. Das heißt, ich bin eigentlich sehr optimistisch, dass wir in der
nächsten oder übernächsten Sitzung - ich will die Debatte jetzt nicht abwürgen,
dazu ist sie zu wichtig - abschließend eine Art Punktation vorlegen können, die
dann der zuständigen Abteilung überreicht werden kann, damit das Ganze dann
auch noch in Gesetzestext gegossen wird. Das ist bei so einer komplexen Materie
nicht so einfach, und da müssen wir den Kollegen und Kolleginnen der Abteilung
schon auch die Chance geben, das entsprechend seriös zu machen. Dann steht dem
üblichen Weg der Gesetzeswerdung nichts mehr entgegen.
Präsidentin Erika Stubenvoll: Danke schön. - Die vierte Zusatzfrage: Herr Abg
Dr Ulm, bitte.
Abg Dr Wolfgang Ulm
(ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien):
Sehr geehrte Frau Stadträtin!
Es
ist keine Formalkritik der ÖVP, wenn wir Parteipolitik der SPÖ in den Schulen
kritisieren, und es ist auch keine Formalkritik der ÖVP, wenn sie kritisiert,
dass der Geschäftsführer des Integrationsfonds die politische Hegemonie für die
SPÖ verlangt. (Ironische Heiterkeit bei der SPÖ.) Wir werden uns das nicht
verbieten lassen, ebenso wenig wie wir eine weiter gehende inhaltliche Kritik
und Debatte über die Wahlaltersenkung führen werden.
Daher
frage ich Sie in diesem Zusammenhang - Sie haben ja auf meine Frage nicht
wirklich eine Antwort gegeben, was nämlich das entwicklungspsychologische
Moment bei der Wahlaltersenkung betrifft; es gibt Studien, die davor warnen,
Jugendliche mit politischer Verantwortung zu belasten -: Haben Sie Studien in
Auftrag gegeben, wie sich die Wahlaltersenkung entwicklungspsychologisch
auswirkt, oder haben Sie bestehende Studien in Ihre Überlegungen einbezogen?
Präsidentin Erika Stubenvoll: Frau Stadträtin, bitte.
Amtsf StRin Mag Renate Brauner: Also, ich will die Diskussion nicht fortführen, die
wir gestern im Integrationsfonds hatten über die Frage, wer da auf dem Weg zur
Weltherrschaft ist oder nicht und wer Antonio Gramsci gelesen hat oder nicht.
Ich bin Ihnen übrigens noch das kleine Büchlein schuldig. Ich glaube, es gibt
eine Anfängerversion: Gramsci für Anfänger. Die habe ich sicher noch irgendwo
zu Hause. Also, diese Diskussion will ich da jetzt nicht weiterführen.
Was ich sehr wohl in dieser Runde sehr deutlich sagen
möchte, ist, dass ich jedenfalls nicht dafür eintreten werde, dass Mitarbeiter
oder Mitarbeiterinnen unseres Hauses oder von uns unterstützter Organisationen
ein Denk-, Politik- und Engagierverbot bekommen. Denn - nur für die, die es
nicht wissen - wir haben gestern darüber diskutiert, ob es einem Mitarbeiter,
in diesem Fall dem Geschäftsführer des Integrationsfonds, erlaubt sein darf,
sich in seiner Privatzeit als Privatperson politisch zu engagieren. Und das ist
eigentlich nicht mehr lustig, denn wenn so etwas verlangt wird, dann ist das
meiner Meinung nach jenseits dessen, was wir als gute demokratische
Gepflogenheiten in diesem Land haben.
Und das möchte ich in dieser Runde sehr deutlich
sagen: Egal, in welcher Partei, und egal, mit welchen Inhalten, solange sie
demokratisch sind, werde ich jedenfalls dafür eintreten, dass alle Menschen in
ihrer Privatzeit ihre Meinung sagen dürfen, denn das halte ich für sehr
wichtig. (Beifall bei der SPÖ.)
Zur Frage der Senkung des Wahlalters - ich habe es vorhin
schon gesagt -: Ich glaube, dass man den Jugendlichen die Chance geben muss,
ihre Meinung zu sagen, und ich glaube, dass man die Jugendlichen dabei auch
unterstützen muss. Ich glaube nicht, dass es Sinn macht, das Wahlalter zu
senken und dazu keine entsprechenden Informationsmaßnahmen zu setzen.
Selbstverständlich muss man Jugendliche genauso wie alle anderen begleiten, sie
unterstützen, ihnen auch die Möglichkeit geben, sie nicht alleine lassen. So
wie wir sie in anderen Bereichen nicht alleine lassen und es eine Vielzahl von
Maßnahmen gibt, wie wir Jugendliche unterstützen, wenn sie in einer schwierigen
Situation sind, so werden wir sie auch unterstützen, wenn sie neue Chancen
bekommen.
Ich sehe die Senkung des Wahlalters für eine Chance, die
sicher mit entsprechenden Informations- und Begleitmaßnahmen unterstützt werden
muss, und dann - so glaube ich, ohne hier eine Expertin zu sein - wird das
entwicklungspsychologisch für die Jugendlichen absolut möglich, ja, sogar äußerst
sinnvoll sein, und deswegen werden wir das auch weiter so vorbereiten.
Präsidentin Erika Stubenvoll: Danke. - Damit ist die 3. Anfrage erledigt.
Die 4. Anfrage (FSP/01062/2002/0001-KFP/LM) wurde von Herrn Abg Dr Wilfried Serles
gestellt und ist an den Landeshauptmann gerichtet: Halten Sie legistische Maßnahmen für notwendig, um in Zukunft
eigenmächtige Planänderungen des Magistrats nach der öffentlichen Auflage von
Flächenwidmungen zu verhindern?
Ich bitte um Beantwortung.
Lhptm Dr Michael Häupl:
Sehr geehrter Herr Abgeordneter!
Zu Ihrer Anfrage, ob ich es für notwendig erachte,
legistische Maßnahmen zu setzen, um in Zukunft eigenmächtige Planänderungen des
Magistrats nach der öffentlichen Auflage von Flächenwidmungen zu verhindern,
darf ich Ihnen Folgendes mitteilen:
Zunächst schließe ich gesetzliche Änderungen,
insbesondere eine Änderung der Bauordnung für Wien, nicht aus. Ob in der Tat
dies geeignet ist, eigenmächtige Handlungen hintanzuhalten, ist eine andere
Frage, denn eigenmächtige Handlungen sind bereits nach der bestehenden
Bauordnung nicht statthaft. Und damit bin ich auf der Ebene des Vollzugs, und
ich denke, dass daher das besondere Augenmerk der Vergangenheit aber natürlich
auch der Zukunft dem Vollzug zu widmen ist, um derartige vom Kontrollamt
kritisierte Vorfälle hinanzuhalten.
Zur Sicherstellung eines verbesserten Vollzugs wird
im Sinne einer Empfehlung auf Grund eines Rechtsgutachtens vom o Univ Prof Dr
Karl Korinek in Hinkunft festgelegt werden, dass folgende Vorgangsweisen zu
beachten sind:
Erstens. Werden im Zuge des Begutachtungs- und
Auflageverfahrens im Flächenwidmungs- und Bebau-
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