Landtag,
7. Sitzung vom 28.02.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 47 von 53
diesem Gesetz unsere Zustimmung nicht geben und bringen
unseren Abänderungsantrag zu den genannten und zitierten Punkten ein. (Beifall bei der FPÖ.)
Präsidentin Erika Stubenvoll: Als Nächste ist Frau Abg Novak-Schild zum Wort
gemeldet. Ich erteile es ihr.
Abg Barbara Novak-Schild
(Sozialdemokratische Fraktion des Wiener
Landtags und Gemeinderats): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte
Frau Landeshauptmann-Stellvertreterin! Meine Damen und Herren!
Uns liegt heute ein, so denke ich, sehr gelungenes
neues Jugendschutzgesetz zur Beschlusslage vor, welches unter optimalen
Bedingungen für eine Gesetzeswerdung zu Stande gekommen ist. Ich möchte meine
Wortmeldung auch dafür nutzen, einige Dinge zu verstärken, die durchaus schon
gesagt worden sind, wo ich aber denke, dass sie es wert sind, sie noch einmal
zu wiederholen und noch einmal in Erinnerung zu rufen, was das Einzigartige an
diesem heutigen Gesetz und an dieser Vorlage zur Beschlussfassung ist, aber
andererseits auch ein paar Missverständnisse auszuräumen und auf einige Punkte
meiner Vorredner einzugehen.
Das Besondere an diesem Gesetz - ich denke, das fällt
jedem auf, der es intensiv gelesen hat - ist, dass es sehr verständlich
geschrieben ist, also auch für jeden, der juristisch nicht sehr hoch
qualifiziert ist, leicht zu lesen ist und vor allem für die Zielgruppe, nämlich
die jungen Menschen, leicht zu lesen ist.
Der zweite Punkt ist - Kollegin Sommer-Smolik hat es
schon angesprochen -, dass auch beim Vokabular dieses Gesetzes den Wünschen der
Kinder und Jugendlichen - ich sage es absichtlich noch einmal -, sie in Zukunft
als junge Menschen zu betrachten und auch als junge Menschen anzusprechen,
Rechnung getragen wurde. (Beifall bei der
SPÖ.)
Ich denke, der Begriff des "jungen
Menschen" ist so etwas wie eine Symbolkraft von diesem Gesetz nach außen,
nicht mehr in "Kinder und Jugendliche" zu denken und auch mit den
Vorurteilen, die man sehr oft aus der Vergangenheit mitprägt, wenn man sich mit
Kindern und Jugendlichen beschäftigt, auszuräumen, so zum Beispiel - nur um
einen Ort anzusprechen, der heute schon genannt wurde -, dass Jugendliche,
nämlich 13-Jährige, 14-Jährige am Schwedenplatz sitzen und sich dort
anscheinend nur mehr niedersaufen, wie es die Frau Stadträtin heute gemeint
hat.
Ich glaube, das sind sehr typische Vorurteile, die
auf eine große Gruppe von Menschen übertragen werden, nämlich Kinder und
Jugendliche, die wir so mit uns mittragen und wo einfach durch einen neuen
Begriff und durch eine neue Ansprache der jungen Menschen eine Verbesserung
herbeigeführt wurde. Und das ist auch das gute Recht dieser Kinder und Jugendlichen,
in Zukunft mit "jungen Menschen" angesprochen zu werden. Ich werde
mich sehr bemühen, das auch weiter so beizubehalten. Ich hoffe, dass es mir
gelingt, denn auch ich trage so die zwei Begriffe aus der Vergangenheit sehr
stark in mir, aber ich glaube, es wird mir gelingen.
Ich möchte vor allem darauf hinweisen, dass die Bereitschaft
- und Herr Abg Strache hat heute immer versucht, es ein bissel zu schmälern und
herunterzumachen - der jungen Menschen in dieser Stadt, an der Gesetzeswerdung
dieses Jugendschutzgesetzes beizutragen, enorm hoch war - etwas, was noch nie
da gewesen ist, dass sich eine so große Gruppe von Bürgerinnen und Bürgern
dieser Stadt an der Gesetzeswerdung beteiligt und aktiv mitgestaltet, aktiv
einbezogen wird, auch gehört wird und ihre Forderungen und auch ihr neues Vokabular
einbringen können und das umgesetzt wird. Ich denke, es geht hier nicht nur um
Jugendmitbestimmung und Kindermitbestimmung und Mitbestimmung von jungen
Menschen, sondern es geht hier um die Mitbestimmung und Mitgestaltung von Bürgerinnen
und Bürgern dieser Stadt, die auch ein Recht dazu haben. Und das ist das erste
Gesetz, das soll Vorbildwirkung haben und ich denke, auch für viele andere
Gesetze Vorreiterin sein. Wir in Wien werden sicher bemüht sein, auch in
anderen Gesetzeslagen zu versuchen, ähnliche Modelle auf die Beine zu stellen,
und ich denke, es zahlt sich aus. (Beifall
bei der SPÖ.)
Der partnerschaftliche Weg ist der schönere Weg. Die
Holzhammermethode ist nicht der Weg, den wir einschlagen wollen. Wir haben
gezeigt, dass es nicht notwendig ist, Gesetze einfach zu machen und drüberzufahren,
Begutachtungsfristen vielleicht nicht einzuhalten, wenn man überhaupt Begutachtungsfristen
macht, das ist ja inzwischen gang und gäbe in dieser Bundesregierung, und auch
der Kritik anderer, also vor allem der Sozialpartner, in keinster Weise
Rechnung zu tragen. Wir haben gezeigt, das ist nicht notwendig, sondern man
kann Gesetze gemeinsam entwickeln mit den Menschen, auch gemeinsam mit der
Opposition.
Heute war die Kritik da: Es wurde nicht eingebunden,
nicht informiert, es hat keine Informationen an die Jugendlichen gegeben, was
das Jugendschutzgesetz überhaupt ist.
Herr Abg Strache, ich fordere Sie auf, nehmen Sie
einen Stift zur Hand, nehmen Sie einen Zettel zur Hand, schreiben Sie sich eine
Homepage auf, die ich Ihnen sehr empfehle, www.laju.at,
ein Traum, Wahnsinn, da ist alles enthalten zum Thema Jugendschutzgesetz, da
ist alles enthalten zum Projekt. Sie hat ganz tolle, viele Zugriffe und ist
viel genutzt worden. Und wenn Sie sich das angeschaut hätten - ich weiß, Sie
sind nicht mehr ganz die Zielgruppe -, dann hätten Sie heute nicht sagen
können, die Jugendlichen waren nicht informiert, denn das waren sie. (Beifall bei der SPÖ.)
Die Beteiligung - ich habe es schon gesagt - an dieser
Jugendbefragung war eine sehr große. Größer als - ich muss es wieder
strapazieren, es ist heute schon gesagt worden - zum Beispiel beim
Temelin-Volksbegehren, größer als bei vielen anderen Volksbegehren, die schon
stattgefunden haben. Das zeigt mir, dass junge Menschen mit der Verantwortung
auch umgehen können. Wir Wiener SozialdemokratInnen werden uns auf jeden Fall
an dem vorliegenden Ergebnis orientieren und werden es nicht ignorieren. (Beifall bei der SPÖ.)
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