Landtag,
8. Sitzung vom 25.04.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 18 von 48
Einzige, was ich dem Programm für Frauen, das der so
genannte Sozialpartnergipfel vorgestern vorgestellt hat, entnommen habe.
140 IT-Kurse für Frauen, bei 31 774 arbeitslosen Frauen! Das, meine
Damen und Herren von der Sozialdemokratie, ist zu wenig! (Beifall bei den GRÜNEN.)
Es ist auch zu wenig - und ich finde es eigentlich
enttäuschend -, dass bei der Sondersitzung des Gemeinderats zur
Arbeitslosigkeit, die wir hier vor kurzem hatten, und ebenso bei der von der
Sozialdemokratischen Fraktion eingebrachten Aktuellen Stunde zur
Jugendarbeitslosigkeit niemand außer den grünen Rednern und Rednerinnen auf die
Situation der Frauen eingegangen ist. Das finde ich eigentlich beschämend! Ich
hoffe, dass ich heute von Ihnen Antworten bekomme, was Sie jetzt gegen die
Frauenarbeitslosigkeit tun.
Diese 3,3 Millionen EUR sind läppisch,
dennoch begrüßen wir natürlich auch, dass es wenigstens
3,3 Millionen EUR seitens der Stadt Wien zur Bekämpfung der
Arbeitslosigkeit gibt. Aber wo genau werden diese Mittel für Frauen eingesetzt?
Wo sind die Wiedereinsteigerinnenprogramme? Wo sind die
Qualifizierungsprogramme? Wie viele Frauen wollen Sie fördern, und mit welchen
zusätzlichen Mitteln?
Ich betone "zusätzliche Mittel", weil Sie
sagen immer - und das werden Sie wahrscheinlich auch heute wieder tun -, was es
denn nicht schon alles Gutes für Frauen gibt, was der Wiener
ArbeitnehmerInnenförderungsfonds nicht alles Wunderbares schon fördert. Das ist
gut und schön, aber Tatsache ist auch, dass der Wiener
ArbeitnehmerInnenförderungsfonds die Mittel für frauenspezifische Programme
letztes Jahr - mit Wirksamkeit von heuer - um die Hälfte gekürzt hat, von
77 Millionen S auf 38 Millionen S. Da will ich heute schon
von Ihnen wissen, wie Sie dieses Geld den Frauen für den Arbeitsmarkt
zurückgeben. Werden Sie von den 3,3 Millionen EUR, die Sie
angekündigt haben, zumindest die 33 Millionen S, die Sie im WAFF
gekürzt haben, den Frauen für den Arbeitsmarkt zurückgeben? - Das will ich
heute von Ihnen wissen, nicht das, was schon passiert, sondern das, was Sie
jetzt endlich zusätzlich als Reaktion auf die dramatisch gestiegene
Frauenarbeitslosigkeit in Wien machen! (Beifall
bei den GRÜNEN.)
Nicht nur das wollen wir von Ihnen wissen. Es geht, wie
wir wissen, nicht mehr nur um die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit, um das - wie
ich es nenne - statische Drücken von Arbeitslosenzahlen, sondern es geht um
mehr. Es geht um die strukturellen Veränderungen am Arbeitsmarkt. Es geht
darum, dass wir darauf reagieren. Es geht darum, dass deutlich wird, dass
Flexibilisierung und Deregulierung am Arbeitsmarkt vor allem zu Lasten von
Frauen gehen und dass immer mehr Frauen zwar einen Job haben, aber keinen Job,
der nur annähernd existenzsichernd und annähernd befriedigend ist, was die
Arbeitsbedingungen betrifft, dass immer mehr Frauen auch in Wien in so genannte
atypische und prekäre Arbeitsverhältnisse abgedrängt werden.
Diese Frauen sind nicht einmal in den
31 774 Frauen, die arbeitslos gemeldet sind, enthalten. Das sind
Frauen, die noch keine Vertretung haben. Das sind Frauen, die ihre Existenz
nicht sichern können und die trotz Job in die Armutsfalle geraten. Wir haben
28 000 Wienerinnen in geringfügigen Beschäftigungsverhältnissen. Wir haben
66 000 Wienerinnen in Teilzeitbeschäftigungsverhältnissen, die nicht
existenzsichernd sind. Jede vierte Frau in Wien ist nicht mehr
vollzeitbeschäftigt. Jede vierte Frau hat auch keinen eigenen Pensionsanspruch
mehr.
Ich frage Sie, meine Damen und Herren von der
Sozialdemokratie: Was sind Ihre Antworten dagegen? Was sind Ihre Antworten?
Sind Ihre Antworten: Frauen in Teilzeitjobs oder atypischen Beschäftigungen zu
vermitteln, mit dem Slogan "Hauptsache, ihr habt irgendeinen Job, und
Hauptsache, ihr drückt uns die Statistik, damit wir als Wiener Arbeitsmarkt
besser dastehen"? Ist das Ihre Antwort?
Ich sehe meine Kolleginnen aus der
Sozialdemokratischen Fraktion heftig den Kopf schütteln. Ich würde heute gerne
von Ihnen die Antworten haben, welche Konzepte, und zwar nachhaltige Konzepte,
nicht nur konjunkturelle Reaktionen und nicht nur Finanzspritzen, die einmal
wirken, Sie für diese strukturellen Veränderungen des Arbeitsmarkts haben, der
zu steigenden Einkommensdisparitäten führt. In manchen Arbeitsgruppen haben wir
über 50 Prozent Einkommensdisparität zwischen Frauen und Männern. (Abg Martina LUDWIG: Haben die Grünen Konzepte dagegen?) Welche
Antworten haben Sie dagegen, dass wir Schlusslicht in Europa bei den Einkommenszuwächsen
und übrigens auch Schlusslicht bei der Kinderbetreuung sind? (Abg Martina LUDWIG: Wie sieht Ihr Konzept
aus?) Glauben Sie, dass sich das von alleine löst? (Abg Mag Sonja Wehsely: Glauben Sie das? Machen Sie doch einmal
Vorschläge!) - Warten Sie, darauf komme ich noch zu sprechen!
Ich lese in der Austria Presse Agentur etwas, das ich
wunderbar gefunden habe. StR Rieder sagt: "Unmittelbare positive Effekte
am Arbeitsmarkt sind durch das vorgelegte Programm nicht zu erwarten. Eine
Entspannung bei den Arbeitslosenzahlen erwarten wir erst im kommenden Jahr. In
Wien wird es vermutlich erst ab 2004 ein stärkeres Greifen des
Beschäftigungswachstums geben." - Bitte, was heißt denn das? Und was
machen wir bis dahin? Zuschauen und abwarten, bis die Wirtschaft, der
Arbeitsmarkt und die Konjunktur das alles angeblich löst? Oder was tun wir? Was
tun wir jetzt? Was tun Sie jetzt und heute zusätzlich für Frauen? - Das will
ich von Ihnen wissen! (Abg Chrisian
Oxonitsch: Dazu haben wir viele konstruktive Sachen!)
Ich möchte heute von Ihnen konkrete Stellungnahmen zu
drei Vorschlägen, die alle nicht neu sind und die wir schon verschiedentlich
gestellt haben, sei es in Anfragen oder Anträgen.
Das Eine ist etwas, da müssen wir gar nicht in die
arbeitsmarktpolitischen Instrumentarien gehen, sondern da können wir in den
eigenen Wirkungsbereich, in den eigenen Verwaltungsbereich gehen. Was tun Sie
denn an aktiver Frauenförderung im öffentlichen Dienst? - Lassen
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