Landtag,
8. Sitzung vom 25.04.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 23 von 48
mark um 8,8 Prozent, im Burgenland um 1,8 Prozent
und in Kärnten um 0,9 Prozent zugenommen. In Tirol hat die
Frauenarbeitslosigkeit um 3,4 Prozent abgenommen. Und was ist hier bei uns
in Wien? (Zwischenrufe bei der SPÖ.)
Wir haben die höchste Zuwachsrate bei der Frauenarbeitslosigkeit, und zwar sind
es 36,3 Prozent. Das sind Vergleichszahlen, die zeigen, dass es nicht
Sache des Bundes ist, sondern dass es ausschließlich an einer nicht vorhandenen
Problemlösung der sozialdemokratischen Alleinregierung in dieser Stadt liegt. (Beifall bei der ÖVP.)
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Frauen Arbeitsplätze
zu verschaffen. Erstens einmal ist es ganz sicher eine höhere, qualifizierte
Ausbildung. Notwendig ist die Kinderbetreuung. Da fehlt sehr viel bei den bis
zu den Dreijährigen. (Abg Martina LUDWIG:
100 000 Betreuungsplätze fehlen in ganz Österreich!) Sie brauchen gar
nicht die Stirne zu runzeln. Tagesmütter sind vorhanden, aber nein, Sie wollen
ja keine haben. Das verschafft Arbeitsplätze. Brauchen wir nicht! (Abg Martina LUDWIG: Sie haben die
Kindergartenmilliarde gestrichen!) Wenn Sie die Gruppengrößen in den
Kindergärten verringern, haben wir auch mehr Arbeitsplätze für Frauen, und das
kommt auch den Kindern zugute.
Im Pflegebereich wissen wir, wie viel Pflegepersonal
fehlt. Das machen sehr oft Frauen, weil es ihnen liegt. Wo liegt der Anreiz,
den Sie geben, dass Frauen sich für diesen Beruf entscheiden? Heimhilfe werden
wir demnächst immer mehr brauchen. Was wird da geschehen? Die Leute sollen
länger zu Hause bleiben, aber es werden keine Maßnahmen von Ihnen gesetzt.
Frauen verdienen im Durchschnitt 30 Prozent weniger
als Männer. (Abg Martina Ludwig: Aber nicht in Wien! Sagen Sie
das dazu!) Im Durchschnitt. Die Bundesregierung hat allen Müttern
6 000 S Kinderbetreuungsgeld für wesentlich längere Zeit gewährt. (Lebhafte Zwischenrufe bei der SPÖ.) Die
einzige Reaktion war dasselbe wie hier: ein entrüsteter Aufschrei. (Abg Martina LUDWIG: Sie haben das Problem
der Arbeitslosigkeit verschärft!) Aber budgetär haben Sie das bereits berücksichtigt.
Budgetär haben Sie 12 Millionen bei der Sondernotstandshilfe bereits gestrichen.
Das war im Budget, denn das hat man ja dann gleich einrechnen können.
Ihr Herz für Frauen ist ein plakatives. Das, was wir
von Ihnen fordern, und zwar von Ihnen als Alleinregierung, denn es kann ja bei
Ihnen niemand mitreden (Abg Godwin
Schuster: Eineinhalb Milliarden hat der Bund für Wien gestrichen!), möchte
ich Ihnen ehrlich sagen: Keine Beschönigungsreden, keine Plakate, sondern
endlich Maßnahmen, um die Probleme der Frauen in dieser Stadt zu lösen und
Arbeitsplätze zu schaffen. (Abg Martina
LUDWIG: Gehen Sie zu Bartenstein! Hier sind Sie falsch!) Denken Sie nach!
Es gibt Möglichkeiten hiefür. (Beifall
bei der ÖVP.)
Präsidentin Erika Stubenvoll: Als Nächster ist Herr Präsident Römer zum Wort
gemeldet. Ich erteile es ihm. (Abg Dr
Monika Vana: Der Römer spricht zur Frauenarbeitslosigkeit?)
Abg Johann Römer
(Klub der Wiener Freiheitlichen):
Frau Präsidentin! Werte Kolleginnen und Kollegen!
Auch wenn es Ihnen, nämlich der Mehrheit, nicht
passt, muss man trotzdem auf das zurückkommen, was heute hier Bemerkenswertes
passiert ist. Und wenn man darauf hinweist, dann brüllen Sie die Rednerin
nieder, weil Sie das nicht hören wollen. Aber was ist heute in Wirklichkeit
passiert? - Nehmen wir es zur Kenntnis: Der Erste Präsident eröffnet die
Sitzung, hält staatstragend einen Rückblick auf Ereignisse. Alle im Saal sind
betroffen. Und dann, in zwei kurzen Sätzen, trifft er eine politische Wertung,
die noch dazu falsch ist, und stellt fest, dass eines der Grundrechte
durchbrochen werden soll, nämlich das Demonstrationsrecht. Es besteht keine Möglichkeit,
darüber zu diskutieren, aber er - und das sage ich jetzt nicht leichtfertig,
ich habe es mir lange überlegt - geht her und missbraucht sein Amt als Erster
Präsident hier im politischen Kleinkrieg in einer Art und Weise, wie ich es ihm
wirklich nicht zugetraut hätte. (Beifall
bei der FPÖ.)
Ich bin tief betroffen, doch Sie reagieren überhaupt
nicht auf dieses Thema. Mich macht das deshalb betroffen, weil alle anderen
Parteien im Hause dasselbe Gefühl haben. So eine Vorgangsweise kann es bitte
nicht geben. Ich erlaube mir, nur ein, zwei Sätze vorzulesen aus dem Interview
mit Parteiobmann Van der Bellen, der gesagt hat:
Präsidentin Erika Stubenvoll (unterbrechend):
Ich würde bitten, jetzt zum Thema zu kommen, Herr Präsident.
Abg Johann Römer
(fortsetzend): "Ich bin nicht
der Meinung, dass diese Aktivitäten der Burschenschaften verboten werden sollen."
Präsidentin Erika Stubenvoll (unterbrechend):
Keine Zitate, sondern Diskussion zu einem Thema.
Abg Johann Römer
(fortsetzend): "In Österreich
herrscht ein Grundrecht auf Demonstrationsfreiheit. Das gilt auch für rechte
Organisationen." (Abg Dr Elisabeth
Neck-Schaukowitsch: Aber nicht für Neonazi!) Das ist der Unterschied - ich
möchte das nur festhalten - in der Politik eines Herrn Van der Bellen und eines
Herrn Hatzl. Wenn der Bürgermeister gesagt hat, wir haben die Mehrheit, wir
müssen diese Stadt auch in Demut regieren oder verwalten, dann bitte ich Sie,
auch in Demut vor den demokratischen Einrichtungen zu arbeiten und nicht mit
Ihrer Mehrheit über die Oppositionsparteien drüberzufahren und zu glauben, Sie
können machen, was Sie wollen. (Beifall
bei der FPÖ.)
Meine sehr verehrten Damen und Herren! Wir behandeln
ein sehr ernstes Thema heute in der Aktuellen Stunde, und wir hatten ja bereits
am 23. Jänner eine große Sitzung, bei der uns schon aufgefallen ist, dass
Herr VBgm Rieder in seiner Mitteilung ein Bild gemalt hat über den
Arbeitsmarkt, das überhaupt nicht stimmt. Schon damals wurde darauf
hingewiesen, dass Sie offensichtlich vollkommen falsch liegen, und die Ereignisse,
die Zahlen der letzten Monate haben ja gezeigt, dass es nicht besser wird,
sondern in Wirklichkeit schlechter - und dies trotz verschiedener Faktoren, die
man auch noch bedenken müsste.
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