Landtag,
8. Sitzung vom 25.04.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 22 von 48
dieser Stelle zu deponieren, dass die Tatsache, dass das
Gender Mainstreaming im WAFF und in der Gemeinde verankert ist, erstens eine
tolle Sache ist und zweitens auf die Grünen
zurückgeht. Also es ist schon ganz klar, woher da die Initiative gekommen ist. (Beifall bei den GRÜNEN.) Ich war auch
sehr lange Mitglied im WAFF, und dort war überhaupt nie die Rede davon, dass
man die Frauen im Speziellen fördern sollte. (Abg Martina LUDWIG: Das ist ein Scherz!) Da war es schon
notwendig, dass ein bisschen ein Anschub gekommen ist und dass die Grünen initiativ geworden sind. (Abg Godwin Schuster: Dass jetzt künftig
unterschieden wird, wie viele Frauen und wie viele Männer eine Förderung
bekommen, ist eine "tolle" Sache!) Also, so viel muss schon auch
einmal gesagt werden.
Meine Damen und Herren! Eine Anmerkung: Unter diesen
vielen Arbeitslosen sind auch sehr, sehr viele Jugendliche, die arbeitslos
sind, und darunter auch sehr viele Mädchen und junge Frauen, die arbeitslos
sind. Das ist eine Katastrophe, denn im Grunde genommen teilt ihnen die
Gesellschaft mit: Wir brauchen euch nicht, ihr seid zu nichts gut! Sie werden
damit an den Rand der Gesellschaft gedrängt, denn sie gehören dann nämlich auch
nicht dazu und können es sich nicht leisten, am sozialen und am kulturellen
Leben teilzunehmen.
Das ist etwas, womit sich dieser Landtag beschäftigen
muss! Die Ressource Jugend zu vernachlässigen, ist unklug, ist politisch
unklug, und dagegen muss die Politik etwas tun. (Beifall bei den GRÜNEN. - Abg Godwin Schuster: Genau deshalb gibt es
die Programme, die jetzt durchgeführt werden!)
Ich möchte an dieser Stelle aber schon etwas
anmerken, weil wir so freundlich miteinander reden, Herr Abg Schuster. (Abg Godwin Schuster: Freundlich ist das
nicht! Das ist eher peinlich, was Sie da sagen!) Das Einzige, was mir in
Erinnerung ist, was die Sozialdemokratie da geleistet hat, das ist dieser
Mensch, der Herr mit der roten Krawatte und den gelben Stiefeln, der plötzlich
mitten im Wahlkampf angetreten ist, um zu sagen: Kein Jugendlicher wird auf der
Straße stehen! - Toll! Gestanden sind sie trotzdem, die Jugendlichen, nämlich
auf der Straße. (Abg Godwin Schuster: Im
Gegensatz zu euch haben wir Aktivitäten gesetzt! Das ist der Unterschied!)
Und dann hat man das Geld hineingepulvert in diese
"Euroteam"-Geschichte, an der Sie heute noch kauen.
Was wir verlangen, sind tatsächlich Maßnahmen, die
gesetzt werden müssen, wichtige Maßnahmen. Man hätte zum Beispiel statt des
Wiener ArbeitnehmerInnen-Förderungsfonds etwas anderes machen können. Man hätte
ein Wiener ArbeitnehmerInnen-Förderungsgesetz schaffen können und dann hätten
die Menschen ein Recht gehabt auf Fortbildung, auf Weiterbildung und auf
Unterstützung. (Abg Godwin Schuster: Bei
wem? Bei welcher Firma? Planwirtschaft gibt es in Wien nicht!) Das wäre
schon ein Schritt mehr gewesen und davon hätte ich viel gehalten, wenn dieser
Schritt gemacht worden wäre. (Abg Godwin
Schuster: Dieses System gab es im ehemaligen Ostblock!)
Wir reden im Übrigen - und auch das nur eine
Anmerkung am Rande - immer von den Menschen, die als arbeitslos vorgemerkt
sind. Da gibt es aber die vielen, die auf der Straße stehen und nicht einmal
vorgemerkt sind. Die sind überhaupt nirgendwo, die sieht man gar nicht. Und
dann gibt es noch die vielen, die unter das Kapitel "Lügen mit
Statistik" fallen, die nämlich gerade in irgendwelchen Kursen sitzen, die
ihnen in der Regel nicht viel bringen, und die daher auch nicht als vorgemerkt
gelten. Da muss viel geschehen, und es gibt vieles, was im eigenen Bereich der
Stadt Wien geschehen kann. Ich habe es hier von dieser Stelle aus schon oft
gesagt.
Weil es mir aber ganz wichtig ist, möchte ich auch
noch auf die Lage der Jugendlichen hinweisen, die keine österreichische
Staatsbürgerschaft haben. Die gehen zum AMS, werden von dort weggeschickt, weil
sie nach dem Ausländerbeschäftigungsgesetz nicht arbeiten dürfen. Dann gehen
sie zum Integrationsfonds, zur Schulberatungsstelle und erfahren dort, dass sie
auch kein Recht auf eine Lehre haben, weil sie nicht die Hälfte der Schulzeit
hier verbracht haben. Dann gehen sie auch dort weg und werden zum Modenapark
geschickt, und dort wird ihnen bestätigt, dass die Lage so arg ist, wie sie
eben ist.
Das ist eine Katastrophe! Der Landtag muss sich damit
befassen, und die Grünen sind
gerne bereit, da heftig mitzuarbeiten und heftig Ideen zu investieren (Abg Godwin Schuster: Wie beim letzten Mal!),
wie wir das beim Gender Mainstreaming ja schon bewiesen und vorgezeigt haben. -
Danke. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Präsidentin Erika Stubenvoll: Als Nächste ist Frau Abg Lakatha zum Wort
gemeldet. Ich erteile es ihr.
Abg Ingrid Lakatha
(ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien):
Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren!
Ich möchte nur ganz kurz auf einen Vorfall des
heutigen Tages eingehen. Der Innenminister hat in der Demokratie ausschließlich
nach dem Grundsatz der Rechtsstaatlichkeit vorzugehen. Sie, Herr Präsident
Hatzl, der Sie jetzt durch Abwesenheit glänzen, haben heute in der Früh unter
Missbrauch Ihrer Funktion als Präsident dem Innenminister unterstellt, dass er
das nicht tut. Ihre Vorgangsweise, Herr Präsident, ist ein Skandal, und sie
wird von uns als frei gewählte Mandatare zurückgewiesen. (Beifall bei der ÖVP und bei der FPÖ.) So etwas entspricht nicht
dem Demokratieverständnis der ÖVP.
Ich möchte jetzt auf die Arbeitslosigkeit eingehen,
und zwar auf die von Österreich und jene von Wien, und da möchte ich den
Sozialdemokraten sagen, dass man wirklich nicht sagen kann, immer und überall
ist der Bund schuld. Die Daten beweisen es jetzt. In Wien ist die
Arbeitslosigkeit um 33,1 Prozent gestiegen, bei den Frauen sogar um
36 Prozent. Ist wirklich nur der Bund schuld? (Abg Inge Zankl: Ja!) Das gebremste Wirtschaftswachstum ist ein
internationales Problem und leider, das muss ich sagen, auch ein
österreichisches.
Aber bleiben wir jetzt bei Vergleichszahlen in Österreich
und bei den Frauen. In Niederösterreich hat die Frauenarbeitslosigkeit um
11,8 Prozent, in der Steier-
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular