Landtag,
9. Sitzung vom 27.06.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 20 von 49
Abg Dkfm Dr Fritz Aichinger (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien):
Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Ich darf mich vielleicht ganz kurz einmal an Sie von der
grünen Fraktion wenden und Ihnen mitteilen - Sie werden es vielleicht noch
nicht wissen -, dass dieses Gesetz im Parlament einstimmig, auch mit den
Stimmen Ihrer Fraktion, beschlossen worden ist. Also ich würde mich daher
zuerst einmal erkundigen. (Ironische
Heiterkeit und Beifall bei der ÖVP und bei der FPÖ.) Vor mir liegt das
Protokoll. Auch die Stimmen der Grünen
sind zu diesem sozialpolitischen Meilenstein mit drinnen. (Abg Dipl Ing Martin Margulies: Erst in der dritten Lesung!) In der
dritten Lesung, das ist richtig, das ist völlig richtig, aber, meine Damen und
Herren, im Endeffekt haben Sie mitgestimmt, und Sie haben einige Dinge nicht
ganz genau gewusst.
Ganz kurz ein Abriss. Ich glaube, Ihnen ist die
Geschichte der Abfertigung nicht bekannt - das Angestelltengesetz stammt, wie
Sie wissen, aus dem Jahre 1920 -, und Sie wissen auch nicht, warum damals die
Abfertigung geschaffen worden ist. Ich glaube, es ist so, dass es mit diesem
sozialpolitischen Meilenstein - und dazu stehen wir - ganz einfach zu einer
neuen betrieblichen Vorsorge kommt (Abg
Dipl Ing Martin Margulies: Sie wollen nur die Pensionen kürzen! Das ist es!),
die eben im Großen und Ganzen für alle Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen
geltend wird. (Beifall bei der ÖVP.)
Und noch etwas ist ganz wesentlich. Ich glaube, wir
sollten immer wieder davon ausgehen, meine Damen und Herren, dass das
sicherlich auch für die vielen Klein- und Mittelbetriebe gilt. Wenn ich Ihnen
nur die Wiener Zahl sagen darf: Es gibt in Wien
36 000 Dienstgeberbetriebe, von denen 98 Prozent - man höre:
98 Prozent! - weniger als 100 Mitarbeiter haben. Denen wird
Sicherheit gegeben und die schaffen auch die Arbeitsplätze. Das heißt, wir
brauchen sichere, gesunde Betriebe, damit wir die Arbeitsplätze schaffen
können.
Ich darf
Ihnen nur drei Gründe ganz kurz erwähnen, warum das Sicherheit für diese
Betriebe ist. Erstens ist es ganz einfach so, dass die Liquiditätsprobleme
beseitig werden, denn wir wissen ganz genau, dass es bei den Abfertigungen
gerade für den Klein- und Mittelbetrieb immer schwierig war. Er wusste nicht
genau, wann sie fällig wird, wie hoch sie sein wird. Er hat zwar vorgesorgt,
aber trotzdem gab es Probleme.
Zweitens
werden Ungerechtigkeiten beseitigt, sei es beim Umstieg von Teilzeit auf
Vollzeit oder umgekehrt, sei es für Wiedereinsteiger und ähnliche Dinge mehr.
Meine Damen und Herren! Hier haben wir Sicherheit geschaffen und das ist,
glaube ich, sehr, sehr gut.
Und ganz
wesentlich ist es bei der Betriebsübergabe. Auch da ist für alle Teile
Sicherheit geschaffen worden, weil ganz einfach keine Haftungen mehr bestehen
und die Betriebe leichter zu übergeben sind. Gerade im Wiener Raum, meine Damen
und Herren, werden in den nächsten fünf Jahren über 10 000 Betriebe zur Betriebsübergabe
anstehen, und ich glaube, das ist daher sehr, sehr wesentlich.
Gestatten Sie mir, noch etwas zu sagen, was auch sehr
wesentlich ist. Herr Abg Driemer, es ist völlig richtig - wir stehen dazu -,
dass es auch Einzelvereinbarungen geben wird, aber es wird die Aufgabe der
Arbeiterkammer, des ÖGB und der Wirtschaftskammer sein, beratend tätig zu
werden. Die Wirtschaftskammer macht das bereits. Unter wko.at kann man bereits
feststellen und kann man sich ausrechnen für jeden einzelnen Fall, ob es
günstiger oder nicht günstiger ist. Dieser Mitarbeiter kann im Einvernehmen mit
dem Dienstgeber ganz einfach entscheiden: Werde ich auf das neue System
umsteigen oder werde ich nicht? - Es wird auch Ihre Aufgabe sein, hier richtig
zu beraten. (Abg Johann Driemer: Es kommt
auf das Ausmaß an!) Wir, die Wirtschaftskammer, meine Damen und Herren,
werden das sicher tun. (Beifall bei der
ÖVP.)
Abschließend darf ich vielleicht noch eines sagen: In
den Protokollanmerkungen für den Ministerrat ist vorgesehen, dass das auch für
die Unternehmer gelten soll, und ich bin davon überzeugt, dass die Regierung
auch das noch umsetzen wird, denn auch die Unternehmer haben es sich ganz
einfach verdient, eine gleichwertige Abfertigungsvorsorge beziehungsweise
Pensionsvorsorge treffen zu können. Und ich glaube, auch das werden wir noch
erkämpfen. - Herzlichen Dank. (Beifall
bei der ÖVP.)
Präsident Johann Hatzl:
Zum Wort gelangt Herr Abg Dr Serles.
Abg Dr Wilfried Serles (Klub der Wiener Freiheitlichen): Herr Präsident! Meine sehr geehrten
Damen und Herren!
Bisher habe ich noch immer geglaubt, die
Marxistenpartie bei den Grünen
besteht nur aus dem Herrn Margulies, seit heute weiß ich, es gibt jedenfalls
eine Kollegin mehr, die offenbar dieser Philosophie anhängt. Denn die Verrenkungen,
die Sie heute aufgeführt haben, um einen sozialpolitischen Meilenstein für alle
Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen in diesem Land zu verunglimpfen, die sind
wirklich abenteuerlich, meine Damen und Herren von den Grünen. (Beifall bei
der FPÖ und bei der ÖVP.)
Die Abfertigung Neu ist der klassische Beweis dafür,
dass es Wien wirklich besser macht, nämlich die Bundesregierung in Wien
wirklich besser macht. Die Abfertigung Neu gilt für alle Arbeitnehmer, für
Angestellte genauso wie für Arbeiter, Lehrlinge, Hausgehilfinnen, geringfügig
Beschäftigte und Frauen und Männer in Karenz.
Die Abfertigung Neu ist moderner und gerechter als
die Abfertigung Alt. Von der Abfertigung Alt haben jährlich etwa 160 000
Arbeitnehmer profitiert, das waren nur 15 Prozent von all denjenigen,
deren Dienstverhältnis geendet hat.
Die Abfertigung Neu erhält jeder Arbeitnehmer, unabhängig
vom Ende seines Dienstverhältnisses. Aus mit dem sprunghaften Anstieg von
Abfertigungsansprüchen nach dem dritten, nach dem fünften, nach dem zehnten
Jahr! Aus mit der Kündigung von Arbeitnehmern ausge-
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