Landtag,
9. Sitzung vom 27.06.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 42 von 49
Präsident Johann Hatzl: Zum Wort
gelangt Frau Abg Jerusalem. Ich erteile es ihr.
Abg Susanne Jerusalem (Grüner Klub
im Rathaus): Herr Präsident! Frau Landeshauptmann-Stellvertreterin! Meine
sehr verehrten Damen und Herren!
Auch ich werde es möglichst kurz machen.
Zu dieser Debatte, die die FPÖ jetzt führt, möchte
ich Ihnen gerne sagen, wie ich sie ganz persönlich erlebe, nämlich als
widerlich, unappetitlich und abstoßend! (Beifall bei den GRÜNEN. - Abg
Gerhard Pfeiffer: Ihre Qualifikationen haben wir noch gebraucht!)
Den Herrn Pfeiffer interessiert das nicht, wie ich
das sehe. Sie können gern den Raum verlassen, denn ich bin als Rednerin gemeldet
und kann hier meine Meinung kundtun. (Abg Gerhard Pfeiffer: Deswegen, weil
Sie Ungehöriges sagen, werde ich nicht den Saal verlassen!) Wenn Sie das
nicht hören wollen, müssen Sie sich die Ohren halt zuhalten. (Abg Gerhard
Pfeiffer: Ich werde nicht den Saal verlassen, weil Sie Ungehöriges sagen!)
Der zweite Punkt, weswegen ich mich eigentlich zum
Wort gemeldet habe, ist, um festzustellen, dass Bettelei ein soziales Problem
ist und daher keinesfalls polizeilich behandelt gehört und dass Bettelei keine
Schande für den ist, der bettelt, sondern eine Schande für die Gesellschaft, in
der Bettelei notwendig geworden ist. (Beifall bei den GRÜNEN. - Abg Dr
Herbert Madejski: Wer bettelt überhaupt?)
Eine Anmerkung zu Ihrer Forderung, dass ausgerechnet
in Tourismusgebieten und Tourismuszonen nicht gebettelt werden soll (Abg Gerhard Pfeiffer: Wie man bettelt,
darauf kommt es an!): Das Einzige, was Sie damit erreichen wollen, ist, die
Reichen davor zu bewahren, das Elend der Armen mit ansehen zu müssen. Das ist
der Standpunkt der FPÖ. (Abg Dr Herbert Madejski: Im J-Wagen fährt immer
einer mit seiner Ziehharmonika und einer Cola-Dose!)
Eine Anmerkung zu dem, was Sie in der Öffentlichkeit
mit Ihren Bemerkungen und Forderungen herstellen (Abg Dr Herbert Madejski: Steigen Sie einmal in den J-Wagen ein und
hören Sie sich das an!): Das ist Rechtspopulismus, vielleicht ist es
Rechtsextremismus mit einer Hetze gegen eine ganz bestimmte Bevölkerungsgruppe,
die sich keineswegs wehren kann. (Abg Mag
Hilmar Kabas: Sie kommen vom Mond!) Wenn man da noch die Äußerungen des
Herrn Lhptm Häupl dazudenkt, der sicher kein Rechtspopulist ist, aber in der
"Kronen Zeitung" eine bestimmte Wählergruppe seiner Partei einfachst
bedient, so kommt unter dem Strich heraus, dass hier ein unerträgliches Klima
gegen Bettler hergestellt wird. (Abg
Gerhard Pfeiffer: Die Österreicher sind diejenigen, die in dieser Welt am
meisten spenden!) Das ist genau der Punkt, wo die Grünen sagen, das dürfte in Wien eigentlich nie und nimmer
passieren. (Abg Gerhard Pfeiffer: Das hat
sich bis zu Ihnen noch nicht herumgesprochen, dass die Österreicher weltweit
die größten Spender sind!) Ich erinnere Sie daran, dass die Grünen die einzige Partei in diesem Haus
war, die das Landessicherheitsgesetz seinerzeit samt Wegweise- und
Unfugparagraphen abgelehnt hat.
Ich möchte
eine Sache einmahnen, wo ich aber glaube, dass mittlerweile Einverständnis mit
der SPÖ hergestellt wurde. Es gab schon einmal eine Hetze in Richtung der
Bettler und es gab schon einmal Vorfälle, wo Frauen mit Kindern gebettelt
haben, die Kinder, die hier waren, nicht einmal Deutsch verstanden haben (Abg Gerhard Pfeiffer: Ganz genau! Weil sie
jeden Tag mit dem Bettelbus einreisen!), über Einschreiten und unter
Mitwirkung des Jugendamts die Kinder abgenommen wurden und die Kinder auf
diesem Wege traumatisiert wurden. Das darf nie wieder passieren! Das entspricht
nicht dem Jugendwohlfahrtsgesetz! Kinder dürfen unter gar keinen Umständen
traumatisiert werden! Aber ich glaube, dass das jetzt auch Stand der Dinge in
der MA 11 ist.
Ein Allerletztes: Wir haben darüber gesprochen, dass
das Sozialamt von sich aus tätig werden muss, wenn jemand arm, im Elend und
Bettler ist. Etliche von diesen Bettlern und etliche der Obdachlosen, die in Wien
leben, sind nicht Sozialhilfebezieher, obwohl sie eigentlich Anspruch darauf
hätten. Man bräuchte nur einmal mit dem Luisen-Bus mitfahren, man bräuchte nur
in Wien Sozialarbeiter auf Streetwork zu schicken und da tatsächlich tätig
werden. Das ist es auch, was wir uns von der Stadt Wien erwarten. (Beifall
bei den GRÜNEN.)
Präsident Johann Hatzl:
Weitere Wortmeldungen liegen nicht vor. Ich erkläre die Verhandlung für
geschlossen.
Die Frau Berichterstatterin hat das Schlusswort.
Berichterstatterin LhptmStin Grete Laska: Herr Präsident! Sehr
geehrte Damen und Herren!
Zur Debatte zum vorliegenden Gesetz erlauben Sie mir
einige Anmerkungen, die sich vor allem auf die Tatsache des Vollzugs der
Sozialhilfegesetzgebung beziehen. Wie Sie alle wissen, befinden wir uns zurzeit
in einer Umstellungsphase. Wir sind dabei, die Sozialämter und die Art und
Weise, wie den Menschen geholfen wird, neu zu organisieren. Es ist dies mit
einer Zielsetzung verbunden, möglichst effizient und möglichst fachlich und
qualitativ hoch stehend Menschen nicht nur Geld in die Hand zu drücken, sondern
sie tatsächlich als Persönlichkeiten zu erfassen und ihnen Hilfestellungen
angedeihen zu lassen.
Wir könnten jetzt sozusagen gemeinsam Postmäppchen
abarbeiten, denn nicht nur Sie bekommen Post, sondern wir alle bekommen sie und
ich stelle mich auch gar nicht hin und verteidige eine Situation, die aus zwei
Gründen besteht.
Der eine Grund ist die Tatsache, dass wir tatsächlich eine
Steigerung von Sozialhilfeempfängerinnen und -empfängern haben. Ich weise seit
einem Jahr darauf hin, dass das ein Ergebnis wie bei verbundenen Gefäßen ist,
dass, wenn die Arbeitslosigkeit steigt, irgendwann einmal die Menschen nicht
wieder in den Arbeitsprozess eingegliedert werden können und sie aus Versicherungssystemen
herausfallen, noch dazu wenn diese strenger gehandhabt und gekürzt werden und
dann in das soziale Netz auf Landes- beziehungsweise Stadt-
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