Landtag,
10. Sitzung vom 25.09.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 17 von 32
Präsident Johann Hatzl: Zum Wort gelangt Herr Abg
Woller.
Abg Ernst Woller (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats):
Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren!
Zunächst zu den
Ausführungen meines Vorredners.
Erstens. Die
SPÖ-Landstraße ist weiterhin für die Aufrechterhaltung des Denkmalschutzes bei
den Sofiensälen. Das ist die offizielle Position und mehr ist dazu jetzt nicht
zu sagen. (Ironische Heiterkeit des Abg
Dr Matthias Tschirf.)
Zweitens, zum
Hilton: Es stimmt auch nicht, Herr Klubobmann Tschirf, dass es hier keinen
Wettbewerb gegeben hat. Es hat sehr wohl einen internen, geladenen Wettbewerb
der Gruppe Soravia gegeben und diesen hat Hans Hollein gewonnen.
Nun zur Frage
der FPÖ in der heutigen Aktuellen Stunde. Die Frage der FPÖ ist für uns keine
Frage. Wien braucht das Weltkulturerbe und Wien braucht auch das Projekt
Wien-Mitte! - Offensichtlich braucht Herr Strache das Projekt Wien-Mitte als
Thema, um Obmann der Wiener FPÖ zu werden! Das ist der Grund, warum wir das
heute hier diskutieren!
Weil oft davon
gesprochen wird, dass es eine Gefährdung des Ansehens der Stadt Wien wäre, wenn
das Weltkulturerbe verloren ginge, muss ich sagen: Zu einem Verlust des
Ansehens der Stadt Wien käme es primär dann, wenn ein Rechtsausleger wie Heinz
Christian Strache, der hauptsächlich durch seine schmissigen Bemerkungen in
Ausländerfragen auffällt und vor allem auch dadurch, dass er sich in den
Kärntner Bergen mit den Spitzen der rechtsextremen Parteien in Europa trifft,
FPÖ-Obmann in Wien werden sollte. (Zwischenruf
bei der FPÖ.) Darin liegt die Gefährdung des Ansehens der Stadt Wien! (Beifall bei der SPÖ.)
Was Herr
Strache hier gesagt hat, stimmt alles nicht! Es stimmt einfach nicht, dass die
Stadt Wien die UNESCO nicht ausreichend informiert hat. Es stimmt nicht, weil
wir bereits in der Nominierungsunterlage im Juni 2000 deutlich zum Ausdruck
gebracht haben, dass im Sinne einer objektiven Berichterstattung festgehalten
werden soll - ich zitiere jetzt wörtlich -, "dass zweifellos der
wirtschaftliche Druck die größte Gefährdung der historischen Altstadt darstellt
und im Bereich der vorgeschlagenen Pufferzone weitere Projekte, wie das Projekt
Wien-Mitte, geplant sind". - Wir haben nichts verschwiegen, wir haben niemanden
belogen, alles ist immer offen gesagt worden. (Abg Heinz Christian Strache - ein Schriftstück in die Höhe haltend -:
Lesen Sie den Brief der UNESCO!) Lesen Sie bitte die Seite 48 der
Nominierungsunterlage der Stadt Wien, die im Juni 2000 an die UNESCO übergeben
worden ist!
Es stimmt auch
nicht, dass es keine Bürgerversammlungen gegeben hat. Es hat mindestens zehn
Bürgerversammlungen gegeben, die zu diesem Thema abgehalten worden sind, und es
hat eine Ausstellung dazu gegeben, die von mehreren Tausend Wienerinnen und
Wienern besichtigt wurde. Dabei ist, was die Reaktionen der Besucherinnen und
Besucher betrifft, eines aufgefallen: Die Ablehnung des Projekts ist umso
stärker geworden, je weiter weg die Leute von Wien-Mitte wohnen, und die
Unterstützung des Projekts Wien-Mitte ist umso stärker geworden, je näher die
Leute wohnen. (Zwischenruf des Abg Heinz
Christian Strache.) - Und das stimmt auch: Auch ich bin ein Anrainer des
Bahnhofs Wien-Mitte, ich gehe dort jeden Tag viermal, sechsmal, achtmal vorbei.
Ich weiß, was das für ein Schandfleck ist! (Abg
Heinz Christian Strache: Den Schandfleck haben Sie verursacht!) - Sie
fahren offensichtlich mit dem Auto vorbei oder mit der U-Bahn unten durch, und
Sie wissen offensichtlich nicht, dass es notwendig ist, dieses Projekt
Wien-Mitte im Sinne unserer Stadtentwicklung zu realisieren. (Abg Heinz Christian Strache: Das Projekt
ist ja eine Fortsetzung des Schandflecks!)
Wenn Sie sich
aufregen über Türme, die höher als 65 Meter sind, dann sage ich Ihnen: Es
wird derzeit der City-Tower gebaut. Der wird 87 Meter hoch sein. Da gibt
es überhaupt keine Diskussion! (Abg Heinz
Christian Strache: Der ist ja genauso illegitim!) Das ist überhaupt nicht
illegitim! (Abg Heinz Christian Strache:
Da hat man die Rechte genauso gebrochen!) Herr Strache, es gibt aber einen
prominenten Mieter, der dort einziehen wird, nämlich Herr Justizminister
Böhmdörfer mit dem Handelsgericht - sollte er dann überhaupt noch Minister
sein, was ich nicht hoffe. (Abg Heinz
Christian Strache: Sie haben den Justizminister genauso falsch informiert!)
Herr Minister Böhmdorfer hat interveniert (Abg
Heinz Christian Strache: Sie haben den Justizminister genauso falsch informiert
wie die UNESCO!), dass der City-Tower neben der Marxerbrücke in einer Höhe
von 87 Metern gebaut wird. Daran zeigt sich Ihre Unglaubwürdigkeit! (Beifall bei der SPÖ. - Abg Heinz Christian
Strache: ... Ihre Falschinformation!)
Ich sage noch
einmal: Wien braucht dieses Projekt Wien-Mitte, um diesen Schandfleck zu
beseitigen. Wien braucht ebenso das Weltkulturerbe und will dieses - ebenso
unbestritten - behalten. Wir wurden zu Recht auf die Liste des Weltkulturerbes
gesetzt: auf Grund der überragenden historischen und kulturhistorischen Bedeutung
der Stadt Wien, auf Grund des historisch gewachsenen Baubestands der Stadt Wien
- vom Mittelalter über Barock, Gründerzeit bis hin zur Moderne. Die kulturhistorische
Bedeutung Wiens als Literatur- und Musikstadt war dabei ein ganz wichtiges
Kriterium. All diese Kriterien sind nach wie vor unbestritten und tragen dazu
bei, dass Wien zu Recht Weltkulturerbe ist und sicher auch bleiben wird.
Präsident
Johann Hatzl (unterbrechend): Ich bitte, zum Schluss zu kommen.
Abg Ernst Woller (fortsetzend): Ich komme zum Schluss und möchte an dieser Stelle
noch jemanden zitieren, der "unbedenklich" ist. (Abg Heinz Christian Strache: Den Dr Zilk? Den Bürgermeister außer
Dienst Dr Zilk?) Nein, nicht den Dr Zilk, sondern Frau Liesbeth
Waechter-Böhm, die in der "Presse" - interessanterweise in der von
Ihnen immer zitierten "Presse" - eine sehr differenzierte
Stellungnahme über das Weltkulturerbe abgegeben hat. Sie schreibt darin:
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