Landtag,
10. Sitzung vom 25.09.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 18 von 32
"Vorausgeschickt:
Wie bedeutsam das Prädikat 'Weltkulturerbe' für die Wiener Innere Stadt
tatsächlich ist, weiß ich nicht. Für uns" - sie ist Architekturkritikerin
-, "die wir in dieser Stadt leben, ist sie ein kulturelles Erbe, das wir
lieben und erhalten wollen. Und für die Touristen ist sie mit und ohne Prädikat
sehenswert. Das Umfeld der Inneren Stadt wurde doch längst von Neubauten
angeknabbert. Und wieso die Höhe der Bauten das entscheidende Kriterium sein
soll, kann ich überhaupt nicht verstehen. Neubauten werden doch nicht besser,
nur weil sie niedriger sind. Im richtigen Städtebau können 'hohe Häuser'
besonderer architektonischer Qualität zum spannenden zeitgenössischen Statement
werden. Reizvoll vielleicht sogar wegen der Nähe zur 'alten, historischen
Stadt'."
Präsident
Johann Hatzl (unterbrechend): Ich nehme an, das war der Schlusssatz.
Abg Ernst Woller (fortsetzend): Dem ist
nichts hinzuzufügen. Wir wollen das Weltkulturerbe behalten, und wir wollen und
brauchen auch das Projekt Wien-Mitte im Sinne unserer weiteren
Stadtentwicklung. (Beifall bei der SPÖ.)
Präsident
Johann Hatzl: Zum Wort
gelangt Frau Abg Cordon.
Abg Waltraud
Cecile Cordon (Grüner Klub im Rathaus): Sehr geehrte
Damen und Herren!
Ich bin hier
nicht unbedingt mit einem Weltkulturerbe befasst, allerdings auch mit einem
Kulturerbe. Und da, muss ich sagen, kann ich alle drei Parteien hier wirklich
angreifen angesichts dessen, wie locker sie in anderen Gebieten mit Kulturerbe
umgehen. Es geht, wie Sie sich vielleicht denken können, um den Augarten.
Der Augarten
ist Park, Grünland, Parkschutzgebiet, Parklandschaft und steht unter
Denkmalschutz. Zugegeben, die Flaktürme harren einer Nutzung, nur: So, wie das
Wirtschaftsministerium - nämlich die ÖVP - damit umgeht, ist es verantwortungslos!
Jetzt, in braver, treuer Gefolgschaft, ist natürlich auch die FPÖ durchaus
dafür, dass diese Flaktürme aufgestockt werden. Das widerspricht allerdings der
Flächenwidmung, die dort keinen Hochhausbau erlaubt. Aber das übergeht man
dann.
Was dieses
Datenschutz-Center betrifft, das dort errichtet werden soll, so kann ich nur
sagen: Sie haben keine Ahnung, was ein Datenschutz-Center braucht, was das ist!
Sonst würden Ihnen wahrscheinlich früher oder später doch Bedenken kommen.
Es wird immer
so viel von den Rechten der Bürger gesprochen. Die Rechte der Bürger in Bezug
auf Grünland bestehen aber sicher nicht darin, dass dort einfach etwas
hingestellt werden kann, was mit Grünland, mit Aufenthalt, mit Erholung wirklich
nichts zu tun hat!
Ich kann Ihnen
ganz kurz Folgendes sagen: Erstens glaube ich nicht einmal, dass diese Firma,
Datencenter Vienna, eine Ahnung hat, was sie braucht. Sie wurschteln jetzt
schon ziemlich lange herum, um ein Konzept zu erstellen. Ich habe gestern
wieder nachgefragt: Ja, es ist noch so vieles zu erfüllen; sie hatten wirklich
keine Ahnung. Sie wollten es im Sommer vorstellen - es ist bis heute nichts
erfolgt!
Ein Datenschutz-Center
braucht viele Zusatzbauten, die nicht in den Turm gestellt werden können. Okay,
der Aufbau, wenn er hübsch gewesen wäre, hätte mich persönlich nicht gestört.
Aber: Es braucht einen riesigen Dieseltank, es braucht eine riesige
Klimaanlage. - Darüber hat hier noch kein Mensch gesprochen! Ich rede noch gar
nicht von der Verbindung zwischen diesen beiden Türmen, die da unterirdisch
hergestellt werden soll. Beim Hakoah-Sportplatz hat man gesagt: Nein, nein, um
Gottes willen! Nicht hinunter bauen! Das könnte die Wasserströme stören und
damit den Park gefährden!
Jetzt ist
weder eine Tiefgarage noch ein unterirdischer Zubau irgendwie in Frage
gestellt. Man geht hier also sehr wohl mit einem Kulturerbe, wenn es auch kein
Weltkulturerbe ist, sehr locker und sehr nachlässig um - und das, muss ich
sagen, sowohl von Seiten der ÖVP und FPÖ als auch, leider, von Seiten der
Stadtregierung, also der SPÖ. - Danke schön. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Präsidentin
Erika Stubenvoll: Als
Nächster ist Herr Abg Mag Neuhuber zum Wort gemeldet. Ich erteile es ihm.
Abg Mag
Alexander Neuhuber (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien):
Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren!
Wir haben
heute unter dem Titel "Weltkulturerbe" schon über zwei Projekte,
nämlich über Wien-Mitte und über das anstehende Projekt des Hotels Hilton gesprochen.
Ich möchte auf
ein drittes Projekt, das durchaus auch unter das Thema "Weltkulturerbe"
fällt, zu sprechen kommen, auf eine Thematik, bei der es um eine besonders
schlimme visuelle Umweltverschmutzung geht, nämlich auf die scheußlichen
Container (Heiterkeit der Abg Inge
Zankl.), die gerade zwischen Café Landtmann und Burgtheater aufgestellt
werden.
Die Innenstadt
ist das Weltkulturerbe, meine Damen und Herren, und diese Container stehen
mitten in diesem Kulturerbe. Es handelt sich dabei, wie Sie wissen - Sie lachen
ja selbst schon darüber -, um die Wahlkampfzentrale der SPÖ. (Heiterkeit und Zwischenruf der Abg Inge
Zankl.) Sie erinnert ein wenig an einen Stützpunkt von - von Ihnen an sich
nicht so sehr geliebten - US-Marines. Im letzten Wahlkampf haben Sie noch von
"War rooms" gesprochen. Dann hat Klima verloren, dann war "War
rooms" out. Jetzt bauen Sie derartige "War rooms" sogar mitten
in der Innenstadt!
Das ist eine
Ungeheuerlichkeit, meine Damen und Herren, was Sie sich da herausnehmen! (Beifall bei der ÖVP.) Das sage ich
Ihnen als Mandatar dieser Stadt, aber vor allem auch als empörter
Innenstadtbewohner. Es ist eine Ungeheuerlichkeit gegenüber Innenstadtbewohnern,
gegenüber Kaufleuten, die jetzt dort Probleme haben, vor allem mit dem Verkehr,
weil dort keiner mehr durch kann. Das ist eine Ungeheuerlichkeit für alle Wienerinnen
und Wiener, die darunter leiden werden. Es ist eine Ungeheuerlichkeit für alle
Touristen, die nach Wien kommen. (Beifall
bei der ÖVP.)
Der 1. Bezirk,
meine Damen und Herren, ist ohnedies schon jener Bezirk, der am stärksten
belastet wird von
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular