Landtag,
10. Sitzung vom 25.09.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 19 von 32
Aktionen und Events,
von Demonstrationen, von Standeln, Hütteln und Buden. Wir versuchen im
1. Bezirk gerade, diesen Overkill einzudämmen und eine grundsätzliche
Diskussion über den Umgang der Stadt Wien und ihrer Bewohner mit ihren
öffentlichen Plätzen loszutreten. Und genau mitten in dieser aufkommenden Diskussion
stellt die SPÖ diese überdimensionale Container-Siedlung auf!
Was ist der
Grund dafür, meine Damen und Herren? - Wir haben uns natürlich auch ein wenig
Gedanken darüber gemacht. Es gibt verschiedene Deutungen dafür.
Die erste
mögliche Erklärung, warum Sie das tun, ist folgende: Die SPÖ ist eine einzige
Baustelle. Sie suchen gerade verzweifelt nach Human Resources und nach Themen
und graben tief in die Erde - und dazu brauchen Sie auch die Baustelleneinrichtung.
Die zweite
Deutung wäre: Die SPÖ - das wissen wir aus langjähriger Erfahrung - hinkt immer
ein wenig hinter der Zeit nach. Im TV sind Container gerade out; bei Ihnen sind
sie gerade in.
Die dritte
Deutung, meine Damen und Herren, wäre folgende: Uns allen war ja bewusst, dass
sich die SPÖ in einer Finanzkrise befindet; aber dass es so schlimm ist, dass
Sie sich nicht einmal mehr ein Büro leisten können, das hätten wir uns, ehrlich
gesagt, doch nicht gedacht! (Beifall bei
der ÖVP. - Abg Mag Christoph Chorherr: ... Parkplätze!) - Schön, dass Herr
Chorherr die Parkplätze erwähnt. Aber, Kollege Chorherr, ich rechne Ihnen einmal
kurz vor, was sich die SPÖ dort an Vermögensvorteil verschafft:
Sie haben dort
627 Quadratmeter Grundfläche. - Herr Kopietz hat leicht lachen, denn er
spart viel Geld, wie ich ihm gleich vorrechnen werde. - Runden wir es einmal
auf und sagen wir, dass Sie dafür 4 000 EUR an Gebühren zahlen. Sie
haben dafür aber fast 1 300 Quadratmeter Bürofläche geschaffen, die
in der Innenstadt um die 18 EUR pro Quadratmeter wert ist. Das heißt, in
den beiden Monaten ersparen Sie sich - als Differenz zwischen Miete oder
Gebühren, die dort anfallen, gegenüber einer ordentlichen Büromiete - rund
40 000 EUR. - Ich weiß nicht, ob das für alle anderen auch ein Grund
ist zu lachen, so wie es für Sie selbst natürlich einer ist. Finanzkrise hin
oder her: Wenn es darum geht, in die eigene Tasche zu wirtschaften, dann ist
die SPÖ wirklich genial und geradezu weltmeisterlich! (Beifall bei der ÖVP. - Zwischenrufe bei der SPÖ.)
Meine Damen
und Herren! Eigentlich müssten wir Ihnen aber sogar dankbar dafür sein und das
sind wir Ihnen auch, denn Sie haben mit dieser Container-Siedlung ein
unübersehbares Denkmal und Mahnmal für den Allmachtsgedanken der Wiener SPÖ
geschaffen. Jeder, der daran vorbeigeht oder -fährt, weiß, dass Sie diese Stadt
schlicht und einfach von jeher in Besitz genommen haben, und weiß auch, was
drohen würde, wenn diese SPÖ die Bundeswahlen gewinnt. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der FPÖ.)
Jetzt sieht
jeder, was Gusenbauer und Pilz für Österreich bedeuten würden: Verhüttelung und
Verschandelung, meine Damen und Herren!
Die Rechnung
dafür - da bin ich mir ganz sicher - werden Sie am 24. November aber
ohnehin präsentiert bekommen. Und im Zusammenhang damit gestatten Sie mir einen
letzten Deutungsversuch: Ihr Kandidat Gusenbauer wird wieder verlieren. Er wird
nämlich am 25. November auf der Straße stehen - und genau dafür trainieren
Sie bereits! (Beifall bei der ÖVP.)
Präsidentin
Erika Stubenvoll: Als
Nächster ist Herr StR Herzog zum Wort gemeldet. Ich erteile es ihm.
StR Johann Herzog: Meine sehr geehrten
Damen und Herren! (Abg Mag Christoph
Chorherr: Containerdorf in Knittelfeld!)
Ich glaube,
Herr Kollege Woller hat nicht Unrecht: Natürlich braucht Wien das Prädikat
"Weltkulturerbe", und selbstverständlich braucht Wien eine Lösung für
Wien-Mitte. Aber sicherlich nicht diese, sondern eine andere, die tragfähig ist
und die nicht einen massivsten Riegelbau in ein Gebiet pflanzt, das mitten in
der Pufferzone des Weltkulturerbes liegt. Beides, Stadtzerstörung auf der einen
Seite und Weltkulturerbe auf der anderen Seite, wird nicht zu bekommen sein.
Ich hoffe
aber, dass Wien vielleicht aus einem anderen Grund um diese Dinge herumkommt
und sich das Prädikat "Weltkulturerbe" doch erhalten kann. So, wie es
aussieht, ist die Mietnachfrage nach den Türmen von Wien-Mitte nämlich eine
geringe und es stehen bisher nicht ausreichende Mieter zur Verfügung, die dort
einziehen wollen. Vor diesem Argument - und das wird wahrscheinlich das einzige
sein, das zählt - haben auch SP-Finanzgruppen, die hier tätig sind, Respekt.
Und daher hat
auch die an deren Gängelband hängende Sozialdemokratie noch eine Chance, sich
erneut mit dem Thema zu beschäftigen und die Einwände der UNESCO ernst zu
nehmen und ein Umdenken einzuleiten. Ich glaube, die UNESCO hat ja nicht allein
die Höhe kritisiert - diese selbstverständlich auch -, sondern auch die
architektonische Gestaltung. Aber nicht nur der unglaubliche Riegelbau, der
dort entsteht, sondern letztendlich auch die geplante Verwendung dieses
Bauwerks ist als eine glatte Fehlplanung zu bezeichnen, denn in dieser Gegend
werden wahrscheinlich Freizeiteinrichtungen, wie sie dort auch geplant sind,
nicht funktionieren; die dort in der Umgebung angesiedelten funktionieren auf
alle Fälle nicht.
Ich möchte
auch festhalten, dass das, was Kollege Strache soeben gesagt hat, völlig
richtig ist, und gegenteilige Darstellungen zurückweisen. Die Wiener Stadtregierung
hat tatsächlich versucht, die internationalen Organisationen mit Wiener Schmäh
zu nehmen, aber mit einem simpel gestrickten Wiener Schmäh, nämlich sozusagen
mit dem Schmäh-Repertoire der Wiener Vorstadt. Dass das bei internationalen
Behörden nicht funktioniert, wird nunmehr in diversen Schreiben der ICOMOS bewiesen.
Die sozialistische
Bilanz dieses Streits in Sachen Weltkulturerbe ist eine vernichtende. Es geht
der Sozialistischen Partei eben nicht um Stadtbildpflege, es geht ihr nicht um
die Interessen des kulturellen Erbes Wiens,
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