Landtag,
13. Sitzung vom 07.03.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 7 von 57
irgendwie keine neuen Argumente.
Eine Frage von mir: Der erste Schritt mit dem
AusländerInnenwahlrecht ist getan. Sie haben angekündigt, dass es ein
Antidiskriminierungsgesetz geben wird. Können Sie schon abschätzen, ob dieses
noch dieses Jahr zur Vorlage und zur Diskussion kommen wird, oder bis wann
damit zu rechnen ist?
Präsident Johann Hatzl:
Frau Stadträtin.
Amtsf StR Mag Renate Brauner: Das
Antidiskriminierungsgesetz ist mir persönlich sehr, sehr wichtig. Wir erleben
immer wieder Dinge. Der Wiener Integrationsfonds und damit die Stadt Wien, unterstützt
und finanziert SARA, eine Organisation, an die sich Menschen wenden können, die
Diskriminierungen und Benachteiligungen ausgesetzt waren. Ich studiere die
Berichte immer sehr aufmerksam und manchmal mit sehr großer Trauer, denn man
hat ja doch die Hoffnung, dass vielleicht gewisse Dinge heutzutage nicht mehr
passieren, und diese Hoffnung wird dann oft enttäuscht.
Das heißt, ich glaube, ohne mir jetzt Illusionen
darüber zu machen, dass mit einem Antidiskriminierungsgesetz alle Vorurteile
und alle Diskriminierungen weg sind – das tun wir beide nicht –, dass es ein
unglaublich wichtiger Beitrag ist, dass es ein unglaublich wichtiges Signal
ist, und es wäre ein unglaublich wichtiger rechtlicher Schritt, um gegen
Diskriminierungen in unserer Gesellschaft auftreten zu können.
Ich denke, dass so ein Antidiskriminierungsgesetz –
und das ist eine meiner ersten und zentralsten Forderungen an die neue
Bundesregierung – dringend notwendig wäre, denn so ein
Antidiskriminierungsgesetz ist sowohl von der rechtlichen Seite als auch von
der inhaltlichen Seite her eine Bundesangelegenheit, denn was in Tirol eine
Diskriminierung ist, ist auch eine in Wien und umgekehrt.
Mir ist dieses Thema sehr wichtig, aber
nichtsdestotrotz habe ich – und ich bedauere, das sagen zu müssen – bei der
Zusammensetzung dieser Bundesregierung keine großen Hoffnungen, dass es dieses
Antidiskriminierungsgesetz geben wird, und ich muss darauf aufmerksam machen,
dass die rechtlichen Möglichkeiten eines Landes, ein Antidiskriminierungsgesetz
zu machen, sehr eingeschränkt sind. Aber wir werden jedenfalls, da ich keine
Hoffnung habe, dass es von dieser Bundesregierung kommt, und da es auch nicht
im Regierungsprogramm ist, mit den Möglichkeiten, die wir haben, noch heuer ein
Landes-Antidiskriminierungsgesetz machen.
Präsident Johann Hatzl:
Die letzte Zusatzfrage zu dieser Frage: Herr Abg Dr Tschirf.
Abg Dr Matthias Tschirf
(ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien):
Frau Stadträtin!
Sie haben leider die Frage, die ich gestellt habe,
nicht beantwortet, nämlich ob Sie für ein Hearing sind. Ich entnehme aber Ihrer
Beantwortung, dass Sie das nicht tun werden. Ich stelle fest, dass für die
Wiener SPÖ verfassungsrechtliche Fragen keine Bedeutung haben. Ich stelle fest,
dass es hier offensichtlich auch darum geht, dass man Bezirksräte verschiedener
Klassen schafft (GRin Josefa Tomsik: Also das ist so eine Heuchelei! Das ist
die größte Heuchelei!) und Parallelsituationen im Bereich der
Bezirksvertretung.
Ich frage Sie aber als Integrationsstadträtin. Als
Integrationsstadträtin müssten Sie ein Interesse daran haben, dass tatsächlich
Integration in dieser Stadt stattfindet. Eine konkrete Frage: Werden Sie sich
dafür einsetzen, dass, wie es von Experten und auch vom Stadtschulrat und von
der Wiener Volkspartei, beispielsweise auch von unserem Bildungssprecher Walter
Strobl, immer wieder geforderte wird, das letzte Kindergartenjahr vor der
Schule als eine vorschulische Einrichtung zur sprachlichen Integration
angeboten wird, dass der Stadtschulrat sich entsprechend seinen Wünschen hier
auch durchsetzen kann und dass die Stadt Wien das ab dem nächsten Schuljahr
endlich durchführt in Wien?
Präsident Johann Hatzl: Frau
Stadträtin, bitte. (Abg Josefa Tomsik:
Was hat das mit dem Wahlrecht zu tun?)
Amtsf StR Mag Renate Brauner: Eine interessante Kurve vom Wahlrecht zu den
Kindergärten. Aber wir können gerne über alles sprechen. Ich kann mir jetzt
vielleicht ein bisschen erklären, wieso die ÖVP den Eindruck hat, dass über das
Wahlrecht nicht ausführlich diskutiert wurde. Denn wenn Ihre Vertreter so wenig
mitgekriegt haben, was passiert ist, wie Sie jetzt meine Antwort, dann wundert
mich das nicht mehr.
Ich habe sehr deutlich gesagt: Ich werde einladen,
wenn wir die Stellungnahme zu diesem Einspruch der Bundesregierung haben, und
werde darüber informieren. Das ist eine sehr klar Antwort. Ich möchte außerdem
Ihre Unterstellung – aber ich glaube, sie richtet sich ohnehin von selbst nach
dem, was Sie jetzt alles aufgezählt und berichtet haben, obwohl jeder in diesem
Raum weiß, was alles zur Vorbereitung dieses Wahlrechtes getan wurde –, dass
man sich um Verfassungsfragen nicht kümmert, zurückweisen. Aber wie gesagt, ich
glaube, das richtet sich von selbst. Alle hier im Raum waren dabei und wissen,
was alles passiert ist.
Was die Kindergartenfrage mit dem Wahlrecht zu tun
hat, weiß ich nicht. Nichtsdestotrotz ist es eine wichtige Frage. Vielleicht
wissen Sie oder vielleicht wissen Sie es auch nicht, Tatsache ist, dass wir –
die MA 11A, der Wiener Integrationsfonds und mein Ressort gemeinsam –
gerade eine große Offensive gestartet haben, mit der wir versuchen, möglichst
viele Zuwanderer-Kids möglichst früh in den Kindergarten zu bringen, weil die
dafür zuständige Frau Vizebürgermeisterin und ich der Meinung sind, dass, je
früher die Kinder in den Kindergarten kommen, desto besser der
Integrationsprozess. Ich glaube, dass sie in dem bestehenden System, das wir in
Wien bei den Kindergärten haben, mit einer pädagogischen Unterstützung, mit
einer pädagogischen Betreuung, mit inhaltlichen Aufgaben wie – weil wir heute
auch den Frauentag mitfeiern – zum Beispiel auch geschlechtersensibler
Pädagogik und mit vielen, vielen Integrationsaufgaben, mit sozial gestaffelten
Beiträgen, so wie sie vorgesehen sind und wie sie vernünftig und sozial gerecht
sind, sehr gut aufgehoben sind. (Beifall
bei der SPÖ.)
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