Landtag,
13. Sitzung vom 07.03.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 13 von 57
werden sollen, sofern die Therapie in den Wohnsitzbundesländern
der Betroffenen in Anspruch genommen werden kann. Der Streit zwischen dem roten
Wien und dem schwarzen Niederösterreich wird auf dem Rücken der Patientinnen
und Patienten ausgetragen, indem Sie niederösterreichischen Patientinnen und Patienten
die medizinische Hilfe verwehren. Wann, Frau Stadträtin, beseitigen Sie diesen
unhaltbaren Zustand?"
Frau Stadträtin, bitte.
Amtsf StRin Dr Elisabeth Pittermann:
Frau Präsidentin! Herr Landeshauptmann!
Sehr geehrte Frau Abgeordnete! Bezüglich Ihrer Frage
zu einer Aussage des Herrn Generaldirektor-Stellvertreters Dr Kaspar möchte ich
Folgendes erwidern:
Der Direktor der Teilunternehmung Krankenanstalten
und Pflegeheime Dr Ludwig Kaspar hat im ORF in der Sendung "Wien
heute" am 22.2.2003 keineswegs gesagt, dass in Wien künftig keine
FremdpatientInnen aus den Bundesländern behandelt werden sollen, sondern
folgende Aussagen getroffen:
Jeder Patient aus Niederösterreich wird grundsätzlich
in der Ambulanz untersucht, weil man nie weiß, ob nicht eine akute Gefährdung
der Patienten vorliegt. Es kann jedoch vorkommen, und das trifft aber genauso
auf die Wiener Patienten, dass dem Patienten empfohlen wird, wenn die
erforderliche Leistung auch in Niederösterreich erbracht werden kann
beziehungsweise in Wien auch bei niedergelassenen Ärzten, sie dort in Anspruch
zu nehmen.
Zentrale Leistungen der Bundeshauptstadt, wie zum
Beispiel Herztransplantationen, sollen ja gar nicht in der Ostregion sonst angeboten
werden und werden auch in Wien nur im AKH angeboten. Es gibt spezielle
Fachrichtungen in Niederösterreich, die nicht in der Dichte, die dem Bedarf
entsprechen, angeboten werden. Auch da hilft Wien im Rahmen seiner
Möglichkeiten aus. Das ist zum Beispiel in der Neurochirurgie der Fall. Aber
auch Wien hat da nur drei Abteilungen. Und das Wichtige in der Neurochirurgie
ist nicht nur die Möglichkeit der Operationskapazität mit dem Chirurgenteam,
sondern bedingt auch eine genügende Anzahl oder belegbare Intensivbetten, weil
diese Patienten nachher meist intensivpflichtig sind. Es werden an unseren
Abteilungen zirka 40 Prozent niederösterreichische Patienten behandelt. In
Niederösterreich gab es früher im Krankenhaus Krems eine neurochirurgische Abteilung,
seit 1. April 2002 gibt es eine im Krankenhaus St. Pölten.
Auch im Bereich der Herzchirurgie werden in Wien
wesentlich mehr Leistungen als es der Einwohnerzahl entspricht getätigt. Ein
Drittel der herzchirurgischen Leistungen Österreichs werden in Wien erbracht.
Wir operieren in Wien 2 300 Patienten, in Niederösterreich werden nur
600 Patienten operiert. Wobei der Herzchirurg im Krankenhaus
St. Pölten ein ganz hervorragender ist, von dem ich mich jederzeit
operieren ließe, nur, er hat nicht die Möglichkeit, den Operationssaal so oft
zu benützen, wie es nötig wäre, und dafür müsste eigentlich auch das Land
Niederösterreich sorgen.
Wir haben das leidige Problem der Strahlentherapie.
Es äußert sich Niederösterreich einmal so, einmal so. Wir haben im SMZ-Ost und
in Lainz ungefähr 50 Prozent der Leistungen für Nichtwiener Patienten. Es
müsste im Krankenhaus Lainz in den nächsten Jahren nachgerüstet werden. Wenn
dann allerdings in Krems eröffnet wird, wäre es unnötig. Es finden endlich
Gespräche mit dem niederösterreichischen Finanzlandesrat statt, was er
überhaupt weiter zu tun gedenkt, denn man muss auch planen können in der
Ostregion.
In Niederösterreich gibt es derzeit in Wiener
Neustadt drei Bestrahlungsgeräte, wovon eines vom Burgenland für die burgenländischen
Patienten bezahlt wird, die dort behandelt werden.
Der östliche oder nördliche Raum Niederösterreichs
ist medizinisch nicht sehr gut versorgt, daher ist ein großer Run auf das
SMZ-Ost. Wir müssen schauen, wie wir das SMZ-Ost erweitern können, um die
nötigen Versorgungen durchführen zu können.
Aber prinzipiell wird alles, was dringend ist, in
Wien versorgt, und nach dem Krankenanstaltengesetz werden immer wieder alle
Patienten entsprechend darauf hingewiesen, Leistungen, die nicht unbedingt
spitalspflichtig sind, nicht im Spital erbringen zu lassen.
Präsidentin Erika Stubenvoll: Danke
schön.
Wir kommen zur ersten Zusatzfrage: Frau Abg Dr Pilz,
bitte.
Abg Dr Sigrid Pilz (Grüner Klub im
Rathaus): Frau Stadträtin! Das ist ein Problem. Handlungsbedarf gibt es,
und dass Sie hier in Verhandlungen stehen, möchte ich auch wirklich anerkennen.
Nur, im konkreten Fall, und ich habe den Beitrag selbst gesehen zu Hause und
haben ihn mir dann kommen lassen, um hier Klarheit zu schaffen und sozusagen
hier mit meiner Aussage auch präzise zu sein, gab es keinerlei Zweifel, dass
der Herr Spitalsdirektor auch im Falle der Strahlentherapie ganz konkret davon
gesprochen hat, Niederösterreich muss seine eigene Versorgungsstruktur
aufbauen, und tut Leid, Niederösterreicher, wir werden es künftig nicht sein,
die Sie versorgen.
Der Punkt ist, Frau Stadträtin: Meistens sind die
Probleme komplizierter, als man so gemeinhin schnell in einem Interview sagen
kann, aber im Konkreten wurden Patienten eindeutig verunsichert. Sie wurden
verunsichert, weil nicht mehr klar war, ob man in der Ambulanz nicht einfach
gesagt hat, "Wir schauen Sie an und gehen Sie halt dann nach
Niederösterreich", was heißen würde für jemanden aus Mistelbach, für die
Strahlentherapie bis Wiener Neustadt. Das ist ein "brader Weg", wie
man in Wien so sagt. Das ist für viele nicht zumutbar.
Meine Frage jetzt an Sie, Frau Stadträtin. Sie haben in
einer Aussendung angekündigt, dass Sie am 11., also nächste Woche am Dienstag,
mit dem Landesrat und der zuständigen Gesundheitslandesrätin Onodi verhandeln.
Wenn Sie nun verhandeln, mit welcher Position werden Sie hineingehen? Werden
Sie das vertreten, was Kaspar gemeint hat, Wien versorgt in erster Linie die
eigenen Patienten und weist die Fremdpatienten ab und kümmert euch und baut
eure Strukturen auf, oder werden Sie
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