Landtag,
13. Sitzung vom 07.03.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 34 von 57
muss, um wirkungsvoll zu sein. Und so finden wir in dieser
Stadt frauenpolitische Ansätze und Lösungen von A wie Arbeitsmarkt bis Z wie
Zyklus.
Bleiben wir vorerst bei den Wurzeln. Die Mutter aller
Weggabelungen und Entscheidungen ist in Wirklichkeit: Sind wir für das Konzept
der Familiarisierung oder sind wir für das Konzept der Individualisierung. Was
meine ich damit?
Es geht in Wirklichkeit darum, für Eigenständigkeit zu
stehen statt für Abhängigkeit. (Beifall
bei der SPÖ.)
Wir Sozialdemokratinnen stehen für eine eigenständige
Existenzsicherung von Frauen. Und unter dem Eindruck einer Politik, die wie wir
sie in der letzten Zeit erlebt haben, zunehmend neoliberale, populistische und
konservative Ansprüchen folgt, wurde die emanzipatorische Frauenpolitik sehr
stark in den Hintergrund gedrängt. Das meine ich mit “drei Jahre
Frauenpolitik im Argen“.
In der letzten Funktionsperiode der schwarz-blauen
Bundesregierung wurde Frauenpolitik nicht als Frauenpolitik gemacht, sondern
als Familienpolitik, und das ist der Unterschied zwischen Familiarisierung und
Individualisierung. Und ich kann Frauenpolitik nicht als Familienpolitik
verstehen.
In Wirklichkeit ist es so, dass wir den Eindruck
haben, dass das Farbenspiel dieser schwarz-blauen Bundesregierung in der
letzten Zeit, in den letzten 3 Jahren, dieses konservative Konzept, dieses
Schema “Frauen zurück an den Herd“ sehr, ja wirklich sehr stark, unterstützt
hat.
Da bin ich jetzt beim Kinderbetreuungsgeld. Das
Kinderbetreuungsgeld ist eine familienpolitische Maßnahme. Sie hat aber in
Wirklichkeit sehr vehemente Auswirkungen auf die Eigenständigkeit von Frauen,
und es kann nicht sein, dass alleine das Kinderbetreuungsgeld Berufsunterbrechungen
von vorher erwerbstätigen Frauen abdecken soll. Die Einkommensgrenzen sind in
diesem Zusammenhang eine wahrhafte Katastrophe und gehören unbedingt
abgeschafft. (StRin Karin Landauer: Warum nicht gleich ein Berufsverbot!) Und
aus meiner Sicht braucht es zusätzlich zu diesen familienpolitischen Leistungen
auch noch etwas, das es für die erwerbstätigen Frauen gibt, die für eine Zeit
ihr Berufsleben unterbrechen, um Beruf und Familie zu vereinbaren.
Die Lösung der Vereinbarkeitsfrage wird also von der
Bundesregierung ignoriert und die Chancen von Frauen auf diesem Arbeitsmarkt
sind äußerst gering. Frauen werden zunehmend in den atypischen
Beschäftigungsbereich gedrängt und sie verlieren an sozialrechtlicher
Absicherung, geraten in diese wirtschaftlichen Abhängigkeiten, die wir so
vehement ablehnen und fallen sehr oft auch durch soziale Netze, die ohnehin
immer dünner werden.
Frauenerwerbsarbeit letztendlich dazu zu
deklassieren, dass es sich hier nur um Zuverdienen handelt, das ist ein Zusammenhang
der sich sehr einseitig darstellt.
Aus frauenspezifischer Sicht finden wir es notwendig,
dass es eine aktive Arbeitsmarktpolitik für Frauen in diesem Land gibt, dass es
effektive Maßnahmen zur Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben gibt, und ich
spreche hier bewusst von Privatleben und nicht nur von der Vereinbarkeit von
Beruf und Familie.
Wir brauchen eine eigenständige Altersabsicherung von
Frauen. Es braucht betriebliche Gleichstellungsprogramme und es braucht
Maßnahmen zum Schließen der Einkommensschere.
Die Kernprobleme von Frauen am Arbeitsmarkt sind
bekannt. Renate Brauner hat heute hier dazu auch schon einiges an Daten
angeführt, es geht darum: Wenn man diese Kernprobleme kennt, dann ist es fast
ein Hohn, dass in diesem Bereich Arbeitsmarktmittel reduziert worden sind und
diese Reduktion der Arbeitsmarktmittel hat ja letztendlich auch massive
Auswirkungen gehabt auf die Mittel die dem AMS zur Verfügung gestanden sind,
die auch unter anderem dem WAFF zur Verfügung gestanden sind, und ich verstehe
es nicht und wiederhole: Es kann nur ein Hohn sein, dass man gerade in dieser
betroffenen Gruppe Mittel reduziert, in einer Zeit, wo die Arbeitslosigkeit
eigentlich wächst und somit natürlich auch die Nachfrage nach
frauenspezifischen Maßnahmen am Arbeitsmarkt steigt.
In Wien hat sich die Erwerbsquote von Frauen fast um
2 Prozent im Vergleichszeitraum gesteigert. Es gibt aber etwas, das ich an
dieser Stelle unbedingt auch noch einmal in Zahlen sagen möchte: Die
Arbeitslosensituation von Frauen in dieser Stadt ist schlimm genug, sie beträgt
derzeit 31 000 arbeitslose Frauen, aber es wird sehr gerne in der
Arbeitsmarktpolitik der Bundesregierung als probates Mittel angewendet, dass
man diese Zahlen noch ein wenig beschönigt, indem man natürlich eine Vielzahl
dieser Frauen in Maßnahmen unterbringt. Und wenn man diese Schulungsmaßnahmen
dazu rechnet - denn das sind ja auch Frauen, die arbeitslos sind -, dann haben
wir in dieser Stadt insgesamt 37 200 arbeitslose Frauen. Und ich denke
mir, da brauchen wir nicht mehr darüber reden.
Nur Maßnahmen zu probieren wird hier wohl zu wenig
sein, sondern es braucht ganz konkrete frauenspezifische Maßnahmen und auch
Rahmenbedingungen für Frauen, um diese Arbeitsmarktmaßnahmen auch in Anspruch
nehmen zu können, um eine aktive Arbeitsmarktpolitik für Frauen gestalten zu
können.
Die Trägerinnen und der WAFF bieten im Sinne einer
gezielten Frauenförderung genau diese Rahmenbedingungen an. Sie haben Maßnahmen
gesetzt, die eben konkret auf Frauen zugeschnitten sind und die auch auf diese
Zielgruppen passen. Es braucht nämlich auf der einen Seite eine Förderung und
auf der anderen Seite auch das notwendige Abfangen, um auch die tatsächliche
eigenständige Entwicklung von Frauen im Berufsleben ermöglichen zu können. Ich möchte
jetzt nur noch einmal ganz kurz ein paar Beispiele aufzählen, wo wir das massiv
versucht haben:
Das jüngste Beispiel der Qualifizierung von atypisch
beschäftigen Frauen.
Die ganzen Maßnahmen im Zusammenhang mit dem
IT-Bereich.
Die Initiativen für die Mädchen, und da noch einmal
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