Landtag,
13. Sitzung vom 07.03.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 35 von 57
verwiesen auf den Töchtertag, der ja im April wieder sehr
breit stattfinden wird, heuer zum zweiten Mal in dieser Stadt.
Aber auch die durchgängige Implementierung von Gender
Mainstreaming im WAFF sind Dinge, die Wien eben dieses unvergleichbare Profil geben
und unser Engagement für eine frauenspezifische Arbeitsmarktpolitik
unterstreichen. (Beifall bei der SPÖ.)
Ein weiterer wesentlicher Schritt, um
Arbeitslosigkeit entgegen zu wirken ist die gleich auf der betriebliche Ebene
stattfindende Förderung der Gleichstellung von Frauen und Männern. Es ist eine
Aufgabe, eine politische Aufgabe, diese betrieblichen Gleichstellungsprogramme
zu unterstützen, wobei ich zugeben muss, dass wir gerade auf der betrieblichen
Ebene bei solchen Maßnahmen immer wieder nach dem Schema arbeiten zwei Schritte
vor, zwei Schritte zurück. Aber ich denke mir, jeder Schritt ist hier schon ein
Erfolg.
Das Gleichbehandlungsgesetz gibt sozusagen den Rahmen
vor, in dem betriebliche Gleichstellungspolitik passieren kann und dann geht es
darum, auf diesen Rahmen Programme zu setzen, sowohl auf der betrieblichen
Ebene, aber auch der kollektivvertraglichen und gesetzlichen Ebene.
Die Anforderungen, die jetzt die Wirtschaft an
Arbeitnehmerinnen stellt, das sind sehr hohe Anforderungen und die
Personalmanagements der diversen Unternehmen können sich eigentlich ein Planen
ohne Frauen nicht mehr leisten. Es gibt immer weniger männliche
Nachwuchskräfte, die Qualifikationen von Frauen und Mädchen steigen, liegen in
vielen Bereichen schon über denen der Männer. Es gibt hohe Anforderungen an die
Qualifikation der Arbeitskräfte und Frauen und Männer stellen immer mehr
Anspruch darauf, dass sie Beruf und Privatleben besser vereinbaren können, und
so wird es eigentlich unumgänglich, die Frage der Gleichstellungen in der
Arbeitsmarktpolitik zu behandeln und Wirtschaft und Politik können sich
eigentlich ein Planen ohne Frauen nicht mehr leisten.
Ich denke mir, weil hier vorher besprochen wurde, es
gäbe diverse Preise die verliehen werden: Die betriebliche
Gleichstellungspolitik wird sich nicht dadurch verbessern oder wird nicht
konkrete Ausmaße annehmen, nur indem ich einen gläsernen Schuh verleihe, der
darüber hinaus eigentlich noch meistens unter Kriterien verliehen wird, die
sich hauptsächlich auf die Vereinbarkeit von Beruf und Familie stützen,
beziehungsweise auf die Flexibilisierung von Arbeitszeiten, aber nicht auf die
Laufbahn und Karriereplanung von Frauen. Ich möchte ihn deshalb nicht ablehnen,
aber das allein wird ein zu geringer Beitrag sein, um in der betrieblichen
Gleichstellungspolitik etwas weiterzubringen. (Beifall bei der SPÖ.)
Wenn ich von Eigenständigkeit statt Abhängigkeit
spreche, spreche ich auch gleichzeitig natürlich etwas an, was ein großes
politisches Vorhaben ist, nämlich das Schließen der Einkommensschere. Es geht
darum, dass wir Offensiven brauchen, um die Entgelt-Diskriminierung
abzuschaffen, denn es gibt nach wie vor keinerlei Anzeichen dafür, das sich die
vollkommen ungerechtfertigten Unterschiede beim Entgelt zwischen Frauen und
Männern verringern, sondern im Gegenteil, Frauen verdienen im Durchschnitt nach
wie vor um 37 Prozent weniger als Ihre männlichen Kollegen.
Und warum sie das tun, das hat mehrere Ursachen und
braucht daher natürlich auch unterschiedlichste Lösungsstrategien. Also, ich
denke mir, dass es zum einen darum geht, dass man berücksichtigt, dass die
Einstiegsgehälter von Frauen meist geringer sind, dass Frauen geringere
Aufstiegschancen haben, sehr rasch - im Gegensatz zu ihren männlichen Kollegen
- an die gläserne Decke stoßen, und dass es natürlich auf Grund der
Berufsunterbrechungen Ungleichheiten in der Entlohnung bis zu 10 Prozent
gibt. Und das Tragische daran ist, dass diese Ungleichheiten in der Entlohnung,
dieser den Frauen entstandene Verlust in der gesamten Erwerbsbiographie de
facto nicht mehr aufzuholen ist.
Die Einkommensschere schließen, bedeutet konkrete
Maßnahmen setzen. Auf der einen Seite natürlich auf der kollektivvertraglichen
Ebene. Hier wäre es zum Beispiel ganz wichtig, Karenzzeiten mitzunehmen, um
Biennalsprünge und andere Vorrückungen nicht zu versäumen, die man nicht mehr
aufholen kann, aber es braucht auch Wiedereinstiegsregelungen, Aus- und
Weiterbildungsprogramme die angeboten werden müssen und es braucht klare,
klagbare Einstufungskriterien, die Geschlechtsneutral zu formulieren sind. Es
braucht eine höhere Durchlässigkeit in den einzelnen Beschäftigungsgruppen und
einen Ausbau der Kinderbetreuungseinrichtungen.
Abschlagszahlungen für Ausstiege sind de facto nicht das
richtige Mittel, um die Einkommensschere zu schließen und haben auch nicht die
Nachhaltigkeit, die wir uns aus frauenpolitischer Sicht erwarten.
Eines muss ich dazu vielleicht noch statistisch
anbringen: 1999 lagen wir, was die Lohnschere betrifft im EU-Ranking noch an
viertletzter Stelle und während der Funktionsperiode der letzten
Bundesregierung ist es leider gelungen, dass Österreich auf den letzten Platz
abgerutscht ist. Die Regierung hat drei Jahre lang nichts dagegen getan, und so
dürfen wir gespannt sein, was Schüssel II zustande bringt. Allein, ich
finde es völlig inakzeptabel, dass offensichtliche Diskriminierungen
wissentlich vor den Augen aller fortgesetzt werden und ganz schmale und – wie
soll ich denn sagen - sehr einfallslose Maßnahmen, wie sie jetzt in diesem
Regierungsübereinkommen drinnen stehen, werden leider an dieser Situation
nichts ändern. Und dieses Problem der Einkommensunterschiede zieht sich fort,
es hat nachhaltige Folgen auf die Pensionen.
Uns ist auch die Eigenständigkeit von Frauen im Alter
wichtig. Es kann nicht sein, dass Frauen in eine Altersarmut abrutschen. Die
neue Pensionsreform, wie sie jetzt vorliegt, würde bedeuten, dass Frauen im
Härtefall bis zu 30 Prozent verlieren, und ich denke mir die Ansage der
Frau Ministerin Rauch-Kallat, und da zitiere ich jetzt: “Alles, was im
Regierungsprogramm steht, wird auf Punkt und Beistrich umgesetzt.“ Das muss ja
im Hinblick auf die vielen, in diesem Regierungsprogramm
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