Landtag,
13. Sitzung vom 07.03.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 42 von 57
Diese Reduktion des Frauenbudgets hat natürlich auch
konkrete Auswirkungen. Die Frauenprojekte österreichweit zittern, wenn sie das
Wort schwarz-blau hören, und einige müssen leider auch zusperren. Ich habe
jetzt von den Kolleginnen aus Salzburg gehört, dort gibt es ein
Arbeitsmarktprojekt - also wahrlich nicht etwas, was vielleicht nur mit einer
gewissen Gesinnung zu unterstützen wäre -, das bislang EU-kofinanziert wurde.
Aber wie Sie hoffentlich auch alle wissen, gibt es EU-Konfinanzierungen nur,
wenn es auch nationale Förderungen gibt. Die sind jetzt weg und deshalb kann
blöder Weise dieses Projekt, das wichtige Arbeit für die Integration von Frauen
am Salzburger Arbeitsmarkt geleistet hat, zusperren.
Besonders pikant, weil es an diesem Platz heute schon
einmal gefallen ist, dass die Frauenministerin Rauch-Kallat ein besonderes
Engagement für Behinderte an den Tag gelegt hat - so habe ich sie bislang auch gekannt
- ist folgende Geschichte: Es gibt einen Verein in Wien, der heißt Frauenhetz.
In diesem Verein findet auch wichtige Beratung für behinderte Frauen statt, vor
allem für Frauen - und das ist ein besonderes grausames Kapitel der
Frauengeschichte -, die Opfer von sexuellen Übergriffen und sexueller Gewalt
wurden. Diese Fraueneinrichtung liegt zugegebener Maßen natürlich nicht
optimal, aber das kann man sich nicht immer aussuchen, mit ihrem Zugang
oberhalb eines Treppenabschnittes. Also das heißt man muss Treppen steigen, um
zu dieser Fraueneinrichtung zu kommen. Sie hat daher einen Antrag an den Bund,
an den Fördergeber bislang und auch an die Stadt Wien gerichtet, einen Lift zu
fördern, mit dem man in einem Rollstuhl hinauffahren kann. Die Stadt Wien, dankenswerter
Weise, hat hier auch eine Zusage gegeben. Vom Bund hat es dazu ein „Nein“
gegeben, kein Geld. Ich muss leider auch an dieser Stelle sagen, dass es auch
im zuständigen Ausschuss keine Unterstützung von ÖVP und FPÖ gegeben hat.
Ich meine, es ist in diesem Bereich besonders
dramatisch, weil sich einmal mehr zeigen würde, dass Menschenrechte
Frauenrechte sind und gerade der Zugang von Frauen mit Behinderung zu
Fraueneinrichtungen ist etwas zutiefst Menschenrechtliches, und es zeigt sich
wieder einmal mehr, dass die Regierung von beiden keine Ahnung hat und nichts
tut, um beides auszuweiten! (Beifall bei
der SPÖ.)
Aber ich bin gerne bereit, und ich habe das auch am
Anfang angekündigt, ich feiere, ich resümiere, aber ich schaue auch gerne in
die Zukunft und versuche, dieses jetzt auch positiv zu tun. Es gibt eine neue
Bundesregierung. Ich persönlich erkenne zwar nicht vieles an ihr, was neu ist,
außer vielleicht dass die künftigen Regierungssitzungen mehr an Familientreffen
erinnern, wenn dann Onkeln und Tanten und Schwestern und Brüder, und ich weiß
nicht wer zusammensitzen und politisieren Heiterkeit bei der SPÖ.),
wogegen nichts einzuwenden ist. Nur das Problem ist, wir zahlen das alles und
wir zahlen es vor allem doppelt! Wir zahlen die Sitzungen und das, was sie dort
beschließen. Das halte ich für, gelinde gesagt, schmerzhaft.
Aber zurück zur Frauenpolitik. Die ist jetzt wieder
in Frauenhand. Das ist ja grundsätzlich begrüßenswert und ich halte das auch
uns allen zugute. Das ist ein Ergebnis des Drucks, den wir gemacht haben, den
wir alle gemacht haben, die wir frauenpolitisch bewegt sind, nämlich dass es
wieder eine Frauenministerin braucht und ich denke, als solches ist es als
Erfolg zu werten.
Vorsichtig bin ich allerdings geworden und ich finde,
diese Vorsicht ist auch angebracht, wenn diese neue Frauenministerin gleich zum
Einstand sagt, dass sie meint, Frauen wollen Politik von aber nicht für Frauen.
Ich meine, nicht böse sein, aber daraus kann ich nur eines schließen: Dass sie
irgendwie ihres Amtes als Frauenministerin schon überdrüssig ist bevor sie es
noch angetreten hat, denn natürlich macht man als Frauenministerin auch Politik
für Frauen, hoffe ich doch. Auch wenn mich das Regierungsprogramm da ein bissel
zweifeln lässt, ich sehe das aus Frauensicht - und auch das in aller
Deutlichkeit - als Konkurserklärung und nicht als Zukunftsvision.
Es gibt in diesem Regierungsprogramm lächerliche, und
das muss man sich auch auf der Zunge zergehen lassen, zehn Punkte zum Thema
„Frauen“. Die sind knapp auf einer Seite untergebracht. Ich meine, meine ganze
Rede hat mehr als eine Seite, und nur soviel dazu.
Ich gebe Ihnen aber auch gerne ein paar Beispiele
dafür, wie neu diese Forderungen sind:
Geschlechterbezogener Sprachgebrauch in öffentlichen
Schriftstücken. Liebe Kolleginnen, vielleicht können Sie das nur der Frau
Rauch-Kallat weiter ausrichten: Das ist geltendes Recht seit dem
Gleichbehandlungsgesetz, das Johanna Dohnal im Jahre 1990 eingebracht hat,
13 Jahre alt.
Umsetzung der EU-Vorhaben im Bereich
Gleichbehandlung. Auch dazu hat sich Österreich längst verpflichtet und zwar im
Rahmen der EU-Präsidentschaft 1998 beim Frauen- und
SozialministerInnen-Gipfel in Innsbruck.
Besonders pikant ist daraus die Geschichte mit der
Absicherung der Frauenberatungsstellen durch mehrjährige Förderpläne. Da hatten
wir ja eine Debatte gestern, wo die Wiener ÖVP dagegen ist, die Bundes-ÖVP ist
dafür. Auch das bitte ich intern abzuklären, was jetzt die Linie ist. Aber auch
das, liebe Kolleginnen und Kollegen, ist längst Realität seit 1998/99! Da haben
die ersten 3-Jahres-Verträge angefangen.
Was jetzt nur scheinbar kommt, wenn man dieses
Regierungsprogramm richtig liest, weil da natürlich nicht nur Förderungen für
mehrere Jahre stehen, sondern auch Evaluierung, und das kann ich wahrscheinlich
als das interpretieren, was es schon bislang von dieser Regierung gab, dass man
die Hand, die einen füttert, ja nicht beisst. Deswegen wird da gleich mit der
Evaluierung gedroht und das ist etwas, was wir nicht unter Frauenpolitik
verstehen! (Beifall bei der SPÖ.)
Ich denke die Frauenministerin, wenn sie uns irgendwo
zuhört, sieht, dass es viel zu tun gäbe. Wir haben in Wien gezeigt, wie man es
tut. Wir laden sie gerne
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