Landtag,
13. Sitzung vom 07.03.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 51 von 57
festgelegte Aufgaben hat. Diese Aufgaben sind nämlich: Sie
hat konsequent die Interessen von Kindern und von Jugendlichen zu vertreten, in
Rechtsstreitigkeiten, im öffentlichen Raum, bei körperlicher und psychischer
Gewaltandrohung oder tatsächlicher Gewalt, gegenüber dem Bund, gegenüber den
Ländern. Das tun die Anwälte sehr aktiv, und dafür sei ihnen auch gedankt. Angesicht
der doch eher undifferenzierten Debatte möchte ich das jetzt explizit tun:
Danke den Anwälten und auch dem Team im Namen meiner Fraktion für die so
wertvolle Arbeit für Kinder und Jugendliche! (Beifall bei der SPÖ.)
Zum Akt: Die Kinder- und Jugendanwaltschaft hat einen
Jahresbericht vorgelegt. Ich finde es sehr angebracht, wenn sich der Wiener
Landtag damit auseinander setzt. Schön wäre es natürlich, wenn sich die
gesetzgebende Körperschaft des Landes auch mit den konkreten Punkten
auseinander setzt, mit den Anregungen, die hier die Kinder- und
Jugendanwaltschaft vorbringt. Das hat die Stadt Wien in der Vergangenheit auch
getan. Wir konnten beim neuen Jugendschutzgesetz auf viel Vorarbeit der Kinder-
und Jugendanwaltschaft zurückgreifen, auf viel Projektarbeit mit Kindern und
Jugendlichen, weshalb wir heute sagen können: Wir haben nicht nur ein
Jugendschutzgesetz, das auf der Höhe der Zeit ist, wir haben nicht nur ein
Jugendschutzgesetz, das mit den Jugendschutzgesetzen der Nachbarländer
harmoniert, nein, wir haben in Wien auch ein Jugendschutzgesetz, das in der
Entstehung massiv und konsequent junge Menschen eingebunden hat. Darauf bin ich
sehr stolz! (Beifall bei der SPÖ.)
In dem Zusammenhang begrüße ich natürlich auch die Bemühungen
der Kinder- und Jugendanwaltschaften in ganz Österreich um eine Harmonisierung
der Jugendschutzgesetze auf dem sehr hohen Niveau, das hier beschrieben ist und
das wir in Wien weitgehend geschafft haben, wobei es darum geht, dass man
Jugendlichen Möglichkeiten einräumt, dass man Jugendlichen Selbstverantwortung
zugesteht, aber durchaus zum Beispiel gegenüber der Wirtschaft Straf- und
Sanktionsandrohungen gibt. Wir haben die Wahlaltersenkung durchgeführt - wie
Sie alle wissen, auch eine langjährige Forderung der Kinder- und
Jugendanwaltschaft.
Mit genauso viel Engagement sollten wir alle uns auch
die Vorschläge anschauen, die die Kinder- und Jugendanwaltschaft für die
Zukunft macht. Da wird es sicher in jeder Fraktion Sachen geben, die man sich
nicht so vorstellen kann, und Sachen, die man sich vorstellen kann. Ich kann
Ihnen aber im Namen meiner Fraktion versichern: Wir werden das sehr genau tun.
Die Wahlaltersenkung war in Wien natürlich nicht eine
einzelne Maßnahme. Wie Sie wissen, arbeiten wir sehr konsequent an der
Einbeziehung von Kindern und Jugendlichen in den politischen
Entscheidungsprozess. Das wird sicher auch in Zukunft so bleiben.
Eine Anregung jetzt nur als exemplarisches Thema:
Kinderbetreuungsplätze. Sie wissen natürlich auch, dass Wien das einzige
Bundesland ist, in dem es eine halbwegs befriedigende Situation an
Kindertagesheimplätzen gibt. Ich glaube, das hat auch etwas mit Parteibrille zu
tun, dass es überall sonst nicht so ist.
Zu den Anregungen oder Redebeiträgen der Frau Kollegin
Jerusalem ganz kurz: Ich bin total begeistert davon, welche Autoritäten heute
herangezogen werden! Zum Beispiel der für seine Diskussionsbereitschaft und
Erhabenheit berühmte Justizminister Böhmdorfer, der hier minutenlang zitiert
worden ist, aber natürlich auch der wissenschaftliche Beobachter des
14. Bezirks,
Sie wissen, in der Frage der Kinderrechtskommission -
die ist auch wieder in dem Bericht drinnen - sind wir, was die Festlegung in
der Landesverfassung betrifft, unterschiedlicher Meinung. Die Wiener
Landesverfassung ist ein sehr auf juristische Eckpunkte - wie der Landtag
funktioniert, und so weiter - festgelegtes Schriftstück. Grundrechtskataloge
haben wir in der Bundesverfassung, und da können Sie sicher auch mit unserer
Zustimmung rechnen, was die Feststellung von Kinderrechten betrifft.
Ganz kurz zu Penzing: Ich finde auch, Penzing ist ein
wunderschöner Bezirk; wir können das vielleicht gesondert diskutieren. Was mir
auch persönlich ein Anliegen ist, ist das Kämpfen für Freiräume im öffentlichen
Raum, für Freiräume im Wohnbereich für Kinder und Jugendliche. Das ist eine
ganz wichtige Sache, die wir in Zukunft vorantreiben sollten, wo immer das geht
auch. Gerade die Kinder- und Jugendanwaltschaft engagiert sich momentan mit dem
Verein Wiener Jugendzentren sehr intensiv für eine Möglichkeit, wie Bauträger
dazu gewonnen werden können, Platz für Kinder und Jugendliche zu schaffen. Was
die anderen Sachen in Penzing betrifft, gibt es jetzt eine Focus-Bericht, der
auch besagt, dass wir einen Raum für Jugendliche in Wien-West brauchen. Man
wird schauen, was man da umsetzen kann, und wird jetzt den Bericht genau
durchgehen.
ÖBB nur Bundessache und Schulwege: Was ich schnell in
Erfahrung bringen konnte - ich bin da auch nicht der Profi -, ist das im Gange.
Zum Beispiel für den Schulweg, der jetzt renoviert wird - deswegen auch die
MA-46-Frage -, zahlt die MA 46
1 000 EUR, der Bezirk 2 000 EUR. Das geht jetzt bei
den anderen Schulwegen schrittweise voran.
Was die Kolleginnen und Kollegen von ÖVP und FPÖ
jetzt natürlich ärgert, ist, dass da relativ viele Bundesforderungen drinnen
sind. Ich glaube, das ist mehr als logisch. Der Bund hat die Chancen und Rechte
von Kindern nicht ausgebaut, sondern hinten und vorne beschnitten. Schwarz-blau
geht genau den umgekehrten Weg und hat zum Beispiel Mitbestimmungsmöglichkeiten
für Jugendliche im Bildungssystem abgebaut. Es wird alles getan, dass Frauen zu
Hause bleiben und Kindergärten nur ja nicht ausgebaut werden. Strafmündigkeit;
Jugendpolizei wird "abgesägt".
Ich meine, Frau Kollegin Korosec hat eigentlich die besten
Beispiele gebracht, nämlich gemeinsame Obsorge und Jugendgerichtshof, die
besten Beispiele dafür, auf wen die ÖVP-Parteibrille schaut: Das sind bei der
gemeinsamen Obsorge, wie Sie selbst gesagt haben, die
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