Landtag,
14. Sitzung vom 24.04.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 37 von 83
Gleichfalls sprechen wir uns auch für die Aufwertung des
Ausschusses der Regionen aus. Das ist auch im Regierungsprogramm zu finden.
Das Kapitel "Schaffung einer Europäischen
Sozialunion" – das hat Frau Kollegin Vana ihrerseits schon als zentrales
Kapitel herausgestrichen – ist, glaube ich, von der Sorge getragen, dass es im
Rahmen von GATS hinsichtlich der Daseinsvorsorge quasi – vereinfacht gesagt –
generelle Privatisierungen und Liberalisierungen geben soll, wobei darüber, was
liberalisiert wird – also etwa Wasser, Kanalisation, Müll und so weiter – nicht
hier bei uns entschieden werden soll, sondern von Brüssel aus entschieden
werden soll.
Unser Standpunkt dazu findet sich auch in diesem Papier
wieder. Wir sind sehr wohl für Liberalisierungen, aber nicht um jeden Preis und
nicht in jedem Bereich, und wir sind durchaus der Meinung, dass dieser eine
Satz richtig ist, worin es heißt: "Wien fordert weiteres, dass auch
weiterhin alle Bürgerinnen und Bürger den gleichen Zugang zu den
Dienstleistungen der Daseinsvorsorge unabhängig vom Einkommen haben."
Gleichzeitig kann ich mich aber daran erinnern, dass
wir einmal vor ein, zwei Jahren im Rahmen einer Mitteilung von Ihnen über die
Daseinsvorsorge diskutiert haben, und da hat, glaube ich, Kollege Hufnagl
gesagt, wir haben das immer so gemacht, und das machen wir immer so. Da
brauchen wir niemanden dazu. Ich habe das so dunkel in Erinnerung. (Abg Heinz Hufnagl: Das ist nicht meine
Diktion!) Ungefähr so. Das könnte schon stimmen.
Das hat mich, gemeinsam mit der ÖVP, dazu bewogen,
danach zu trachten, dass dieses "Das haben wir immer schon so
gemacht" nicht dasjenige ist, was hier allein drinnen steht. Wir haben
dann auch gemeinsam auf Grund eines Vorschlages des Herrn Kollegen Schieder,
glaube ich, diese Sätze hereingebracht: "Wien erachtet es als permanente
Aufgabe, kommunale Dienstleistungen effizienter und flexibler zu gestalten und
dort, wo es notwendig ist, die Organisationen besser an die gesellschaftlichen
Gegebenheiten und die Interessen der Konsumentinnen und Konsumenten anzupassen
sowie neue Modelle der Public-Private-Partnership" – das darf ich jetzt
öffentlich als Einbringungen des Herrn Prochaska hier deklarieren – "und
des New Public Managements einzubeziehen."
Das ist für uns sehr wichtig, denn als Beamter muss
ich Ihnen sagen, dass wir alle diesem Prozess unterliegen, dass wir ständig
evaluieren müssen und uns ständig fragen müssen, ob das, was wir tun, wirklich
im bestmöglichen Interesse der Konsumenten beziehungsweise der Bürgerinnen und
Bürger ist.
Im Kapitel "Wien nützt die Chancen der
Erweiterung" wird darauf hingewiesen, dass Wien durch die bevorstehende
Integration der neuen Mitgliedstaaten eine Neupositionierung erfahren hat und
dass wir auf Grund unserer geopolitischen Lage bei allen Gefahren – das wird
auch im Kapitel Arbeitsmarkt besprochen – durchaus auch Chancen haben, weil wir
im Zentrum eines zukünftigen Binnenmarktes stehen und eine Schnittstelle
zwischen "alten" und "neuen" – wenn man das so sagen darf –
Mitgliedstaaten innehaben werden.
Der Herr Bürgermeister hat zuerst von der
Europaregion im Vierländereck Tschechien, Slowakei, Ungarn und Österreich
gesprochen. Ich erwähne es nur jetzt hier, weil ich anschließend noch kurz ein
paar Wort zu unserem Walprogramm sagen werde.
Auch der Ausbau von grenzüberschreitenden
Partnerschaften ist etwas, was die FPÖ durchaus begrüßt. In diesem Zusammenhang
möchte ich schon auch darauf hinweisen, dass auch die Freiheitliche Partei Wien
sehr wohl Kontakte zu allen Beitrittskandidatenländern hat und dass wir auch
schon vor einigen Jahren eine Klubklausur als Wiener FPÖ-Klub in Brünn
abgehalten haben.
Zum Kapitel "Wirtschaftszentrum in einer starken
Region" geht es um ähnliche Dinge. Die ökonomischen Stärken Wiens müssen
besser nach außen getragen werden, weiterentwickelt werden. Wir müssen die
Chancen, die sich aus der unmittelbaren Nachbarschaft bieten, besser nutzen.
Es wird auch klar gesagt, dass durch die Ostöffnung
und durch den EU-Beitritt Österreichs 1995 Teile der Industrie einem starken
Konkurrenzdruck ausgesetzt wurden, dass das für andere Teile wieder einen Boom
bedeutet hat. Auf diese neuen Herausforderungen – das ist klar – muss man
innovativ reagieren. Wir stellen hier fest, dass die Innovationskraft der
Wiener Unternehmen gestärkt werden soll durch eine Forschungs- und
Technologieoffensive, Biotech Clusters, "Creative Idustries".
Wichtig ist – und das ist in diesem Zusammenhang
ebenfalls eine besondere Forderung unsererseits –, dass man auch darauf
hinweist, dass man aktiv an Unternehmensgründungen herangehen soll. Hier ist
Wien meines Wissens seit dem letzten Jahr gemeinsam mit dem Bund tätig und hat
Unternehmensgründungen massiv gefördert und gleichzeitig mit dem Wiener
Wirtschaftförderungsfonds eine Internationalisierungsoffensive gestartet, um
Leuten in Kleinunternehmen die Exportwirtschaft nahe zu legen.
Im Kapitel "engagierte Arbeitsmarktpolitik"
wird durchaus auch klar festgestellt, dass es durch die geopolitisch exponierte
Lage Wiens zu einer zusätzlichen Zuwanderung kommen wird. Wir sind eben vom
zukünftigen Beitrittsstaaten umgeben, deren Lohnniveau durchaus noch nicht mit
unserem vergleichbar ist, und deswegen ist es irgendwie naheliegend, dass das
so sein wird. Es wird hier auch klar gesagt, dass es zu einer Zuwanderung und
zu einem Anstieg der Zahl der Pendlerinnen und Pendler kommen wird. Es wird
außerdem klar gesagt, dass die Möglichkeiten einer qualifikationsorientierten Steuerung
der Zuwanderung zu nutzen sind und Verdrängungsprozesse von unqualifizierten
Inländern aus dem Arbeitsmarkt zu reduzieren sind, und zwar durch verstärkte
Firmenkontrollen, durch Eindämmung der illegalen Arbeitsmigration, durch
Qualifikationsmaßnahmen, durch Ausbildungsmaßnahmen, insbesondere im
Sprachenbereich.
Darüber hinaus – alles anzuführen, würde zu weit
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