Landtag,
14. Sitzung vom 24.04.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 38 von 83
führen – spricht das Papier über die Verkehrsinfrastruktur,
zum Beispiel über die "Magistrale für Europa" von Paris bis Budapest.
Das Papier spricht über die nachhaltige Stadtentwicklung. In diesem
Zusammenhang bekennen wir uns hier ausdrücklich zum Kyoto-Protokoll.
Besonders wichtig ist für uns folgender Absatz:
"Wien engagiert sich auch weiterhin für das Ziel eine atomkraftwerksfreien
Europa und bekräftigt einmal mehr den Landtagsbeschluss vom 29. März 1996
über die Initiative Österreichs zur Schaffung einer Koalition atomkraftwerk-
und kernwaffenfreier Staaten.
Weiters wichtig ist uns der Satz: "Wien
unterstützt alle Bemühungen zur Stilllegung grenznaher AKWs." Damit ist
für uns in erster Linie natürlich Temelin gemeint, aber klarerweise nicht nur.
In diesem Zusammenhang ist darauf hinzuweisen – das
hat Präsident Václav Klaus auch bestätigt –, dass Österreich und Tschechien
weiterhin an der Umsetzung des Melker-Abkommens arbeiten werden. Es war auch
nicht – das möchte ich auch klar sagen – die Schuld der Tschechischen Republik,
dass das nicht in den Beitrittsvertrag aufgenommen wurde, sondern das lag am
Widerstand anderer Mitgliedstaaten. Es ist lediglich zu einem Hinweis gekommen,
dass die EU das befürwortet.
Im Kapitel "Europäische Regionalpolitik"
wird über urban und INTERREG
gesprochen.
Ein für mich wichtiges Kapitel ist "Treffpunkt
der Kulturen", wo der schöne Satz geprägt wurde: "Der Reichtum
Europas ist seiner kulturelle Vielfalt und seine Vielsprachigkeit. Bei aller
Notwendigkeit eines klaren Bekenntnisses zur nationalen Identität in einem
'geeinten' Europa ist die integrative Kraft der Kultur anzuerkennen. Die
kulturelle Vielfalt ist der Reichtum Europas."
Hier haben wir auch einen Satz hineinreklamiert, der
sich von uns aus gesehen in erster Linie auf die Vertreibung und Ermordung der
Sudetendeutschen bezieht – es steht jetzt nicht ausdrücklich so drinnen, und
ich werde später noch darauf zurückkommen –: "In diesem Sinne trägt Wien
dazu bei, begangenes und erlittenes Unrecht aufzuarbeiten und gemeinsam mit
allen Beteiligten die Basis für ein friedliches Miteinander zu schaffen."
Die Resolution schließt mit "Wien im Dialog mit
seinen Bürgerinnen und Bürgern". Darin finde ich auch einen zentralen
Satz: "Die Integration Europas ist nur erfolgreich, wenn sie mit den
Menschen und nicht gegen den Menschen erfolgt. Bürgernähe und Transparenz sind
nur dann erreichbar, wenn die Bürger und Bürgerinnen über aktuelle Entwicklungen,
über politische Vorhaben informiert werden."
Weiters heißt es: "Wien ist eine europäische
Stadt. Wien nimmt aktiv an den europäischen Diskussionen teil, bezieht Stellung
und möchte die Zukunft Europas mitgestalten." – Soweit zur Deklaration.
Erlauben Sie mir noch ein paar Worte zu der Position
der Freiheitlichen Partei Wiens zu sagen. Ich könnte es mir jetzt natürlich
ganz leicht machen und sagen, wir haben das Regierungsübereinkommen, und laut
diesem Regierungsübereinkommen ist es überhaupt kein Problem, man kann dieser
Europadeklaration einfach so zustimmen, das ist alles im Sinne des
Regierungsübereinkommens. So leicht mache ich es mir aber nicht, sondern ich
nehme das Wahlprogramm her, das wir anlässlich der Landtagswahl 2001 erstellt
haben. Da möchte ich schon darauf hinweisen, dass es kein so großer Sprung für
uns ist, jetzt zuzustimmen, weil die FPÖ niemals eine europafeindliche, sondern
immer nur eine europakritische Partei war. Demokratiepolitisch ist es durchaus
wichtig, dass es europakritische Parteien gibt, denn wenn jeder immer mit Hurra
und ohne Wenn und Aber dabei ist, dann kann das auch zu schlechten Folgen
führen.
Nehmen wir beim Beitritt zum Beispiel die schlecht
verhandelte Getränkesteuer. Das haben wir alle in Österreich büßen müssen. Oder
nehmen wir das Beispiel Euro. Es ist ja nicht zu bestreiten, dass der Euro eine
wichtige Funktion in einem großen Markt hat und eine Weltleitwährung sein
könnte, wenn es tatsächlich auch einmal ein politisch einiges, nach außen
einiges Europa gibt. Er hat auch jetzt schon eine gewisse wichtige Position in
der Welt, aber darüber hinaus ist auch nicht zu leugnen, dass es anlässlich der
Einführung des Euros, der Übernahme des Euros überall zu massiven Teuerungen
gekommen ist, was nicht übersehbar und auch nicht verhinderbar war. Und darauf
haben wir hingewiesen. Ich bin froh, dass wir darauf hingewiesen haben, obwohl
gegen uns getrommelt wurde. Bis hin zu Bankangestellten wurden die Leute
eingesetzt, um zu sagen, dass alles nicht so sein wird. Es war aber dann doch
so.
Ebenso ist es bei der Erweiterung. Ich möchte in
diesem Zusammenhang noch kurz vorlesen, was in unserem Wahlprogramm für 2001
steht. "Seit der 1989 erfolgten Öffnung der Grenzen zu den ehemaligen
'Ostblockstaaten' und der erstmals realen Möglichkeit eines geeinten Europas
hat der europäische Integrationsprozess stark an Dynamik gewonnen. Wien als
Bundeshauptstadt muss sich deshalb heute mehr denn je den Herausforderungen
eines näher zusammenwachsenden Europas stellen, um seine über Jahrhunderte
innegehabte Stellung als kulturelles und wirtschaftliches Zentrum Europas und
der Welt wieder zu erlangen. Durch seine geopolitische Nähe, aber auch durch
seine historisch gewachsenen Verbindungen zu den benachbarten Beitrittsländern
ist Wien vom Erweiterungsprozess besonders betroffen.
Europaregion. – In einem rund um Wien von Brünn bis
über Pressburg, Budapest und Graz bis Linz reichenden Wirtschaftraum sollten
die zukünftigen Anforderungen von Wien aus federführend erfüllt werden. Wien sollte
in dem Zusammenhang eine vermehrte internationale Vermarktung des Standortes
als Sprungbrett der Wirtschaft in den Osten betreiben und quasi ein
mitteleuropäisches Dienstleistungszentrum, wirtschaftliche Drehscheibe für den
Osten" – entschuldigen Sie das Wort "Osten", ich lese ja nur vor
–, "ein Außenposten der EU für den Aufbau und die Integration der mittel-
und osteuropäischen Länder. Diese historische Chance gilt es zu
ergreifen."
Das haben wir 2001 geschrieben, aber wir haben gleichzeitig
auf die Schwierigkeiten hingewiesen, die es
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