Landtag,
14. Sitzung vom 24.04.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 63 von 83
Wilfried Serles: Täglich! täglich!) Bitte? (Abg
Dr Wilfried Serles: Täglich!) Warum tut sie nichts? Ich weiß schon, Sie
sind nicht in der Bundesregierung, aber ich will ja haben, dass Sie das Ihren
Kollegen sagen!
Ich sage noch einmal: Wo ist denn die
wachstumsorientierte Wirtschaftspolitik dieser Bundesregierung? Können Sie mir
das sagen? Das ist keine Vision, das ist leeres Papier, was im
Dezember 2001 mit viel Pomp verabschiedet worden ist. Und was jetzt
gekommen ist, ist nämlich nichts, denn jetzt kommt nämlich auch schön langsam
die Industrie drauf, dass es eine falsche Wirtschaftspolitik war! Es sind die
Töpfe leer, um innovative Investitionen vorzunehmen.
Wo ist die Wirtschaftspolitik der Zukunft dieser
Bundesregierung? Ich vermisse sie! Wo ist eine sinnvolle Arbeitsmarktpolitik,
wenn ich schon Pensionsreformen so mache, indem ich das Pensionsalter so abrupt
erhöhe? Das sind die Fragen, die draußen die Menschen interessieren! Da müssen
Sie Rede und Antwort stehen!
Ich bin mehrfach in Betrieben draußen und da kann ich
Ihnen sagen, was die Menschen von dieser Bundesregierung denken und dass es
heute dem einen oder anderen schon Leid tut , dass er seinen Stimmzettel so
angekreuzt hat, dass es zu dieser – und ich sage das auch bewusst -
Chaosregierung gekommen ist, die eigentlich nicht weiß, was sie mit einem
Gesetz bewirkt und die gar nicht nachrechnet, was da alles passieren kann.
Und, meine Damen und Herren, das werde ich Ihnen da
in diesem Haus nicht ersparen: Warum diskutieren wir nicht über den
Eigenfinanzierungsdeckungsgrad in den jeweiligen Pensionssparten? (Abg Franz
Ekkamp: Das wäre interessant!) Wieso tun wir das nicht? Wieso diskutieren
der Herr Bundeskanzler und der Vizekanzler diese Fragen nicht? Dort in diesem
System liegt nämlich auch eine Beitragsungerechtigkeit. Warum muss einer
88 Prozent Bundesbeitrag bekommen, die ASVG-Pensionisten rund
20 Prozent und die gewerblich Selbständigen 52 Prozent? Halten Sie
das für gerecht? Daher auch die Forderung der Sozialdemokratie, dass die
Harmonisierung in einem Schritt mit einer Pensionsreform erfolgen muss!
Schrittweise Anpassung Richtung Beitragsgerechtigkeit! Noch einmal... (Abg
Dr Wilfried Serles: Inklusive Eisenbahner! Inklusive Eisenbahner!)
Wissen Sie, was ich noch in Richtung der Kollegen der
ÖVP sagen möchte: Ich habe die Regierungserklärung des Herrn Bundeskanzlers
sehr aufmerksam gelesen und da ist mir Folgendes aufgefallen: Er handelt
eigentlich gegen die Aussagen seiner Regierungserklärung, indem er nämlich dort
sagt: „Die Richtschnur für die Regierung“ – die seine, nehme ich an – „sind die
Themen Nachhaltigkeit und Gerechtigkeit.“ (Heiterkeit bei Abg Franz Ekkamp.)
Na bitte, also seien Sie mir jetzt nicht böse, aber die Handlungen, die
jetzt gesetzt werden, haben weder mit einer Nachhaltigkeit noch mit einer
Gerechtigkeit etwas zu tun! Also aus meiner Sicht ist es absurd und wenn schon
das Langzeitgedächtnis des Herrn Bundeskanzlers solche Lücken hat, dass er sich
nicht mehr daran erinnern kann, dass er lange Jahre in der Mitverantwortung
einer Bundesregierung mit den Sozialdemokraten war, dann orte ich, dass jetzt scheinbar
auch schon das Kurzzeitgedächtnis versagt, indem er sich nicht mehr erinnern
kann, was er bei der Regierungserklärung gesagt hat! (Abg Franz Ekkamp: Ja
das geht schnell!) Also so schaut das aus und ich würde schon auch bitten,
dass man da stärker in Richtung Ernsthaftigkeit auch richtig etwas tut. (Abg
Franz Ekkamp: Ernsthaft! Ernsthaft!)
Es ist nämlich interessant, es gäbe ja so viele Dinge
und ich glaube, dass die ÖVP, die das sieht, Vorstellungen von sozialer
Gerechtigkeit hat, als ob das wie in einem Märchen oder so etwas wäre. Also
unter sozialer Gerechtigkeit gibt es klar definierte Vorstellungen und die
sollten natürlich auch angewendet werden. (Aufregung bei der ÖVP.)
Der Kollege Chorherr hat das heute hier sehr deutlich
gesagt und finden Sie das in Ordnung, dass manche Menschen im Extremfall bis zu
40 Prozent weniger an Pensionsleistungen bekommen? Finden Sie das in
Ordnung? Ja das ist nämlich genau das Ergebnis, was im Extremfall herauskommen
kann und ich werde Ihnen auch ein paar Beispiele sagen.
Es gibt Beispiele (Abg Dr Wilfried Serles: Das ist
ja alles nur Fiktion!), Namen und Versicherungsnummer sind da. Die Kollegen
haben sich bereit erklärt, jedem Rede und Antwort zu stehen. Das sind keine
fiktiven Beispiele, das sind aus dem Leben gegriffene Beispiele. (Abg Dr
Wilfried Serles: Aber alles nur Fiktion!) Ja natürlich muss man ein paar
fiktive Annahmen treffen, das ist natürlich klar, weil man es ja auf die
nächste Zeit hochrechnen muss, aber trotzdem, es gibt Beispiele. Hier habe ich einen
Bauarbeiter, der 606 Versicherungsmonate zusammenbringt, das ist ein
Jahrgang 1950. Ich sage das bewusst und wenn Sie wollen, können Sie auch
mit ihm reden. Er wird Ihnen auch sagen, dass das stimmt. Also mit mehr als
50 Versicherungsjahren bekommt dieser Mann oder verliert dieser Mann
1 191 EUR! Was sind 600... (Abg Heinz Hufnagl: Jahrgang 1950!
– Abg Dr Wilfried Serles: Und Sie wissen heute schon, was er in den nächsten
20 Jahren verdienen wird!) Er geht am 1.9.2015 in Pension. Ich kann
Ihnen das alles genau vorlesen, ich wollte mir das nur ersparen, weil die
Assoziation müssen Sie ja haben! Logischerweise geht er 2015 dann... (Abg Dr
Wilfried Serles: Das ist ja alles noch nicht Gesetz!) Also ich gehe davon
aus, dass wir jetzt berechnen können, was er nach dem derzeitigen Recht 2015 an
Pension bekommen würde und was er dann 2015 bekommen würde, wenn er unter diese
Neuregelegung... (Abg Dr Wilfried Serles: Und das soll seriös sein?) Aber
lieber Kollege Serles, schauen Sie, die Seriosität, die Sie bezweifeln -
natürlich muss man beim Einkommen gewisse Dinge hochrechnen, aber trotzdem ist
rein rechnerisch dieser Verlust da! (Abg Dr Wilfried Serles: Das können Sie
der Mitzi-Tant’ vorrechnen! Die glaubt Ihnen das vielleicht!) Es ist dieser
Verlust da. Die Mitzi-Tant’, also bei der Mitzi-Tant’ habe ich noch größere
Probleme, weil ich die da im Beispiel auch habe!
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